Östliche Sattelspitze am 26.03.2021 | ChevChelios

Schneelage

Die Schneelage ist für Ende März weiterhin ziemlich gut. Mit den warmen Temperaturen wird es aber auch schnell schlechter werden. Aktuell kann man auffellen und abfahren bis 50m vor dem Ende der Talabfahrt. An sonnenbeschienenen Stellen auf dem Forstweg ist die Schneelage eher gering und man sollte auf Steinkontakt aufpassen. Weiter oben sind die Latschen noch gut eingeschneit. Auch in den Gräben ist bis weit unten Schnee, wir sind den Höttinger Graben bis ziemlich weit unten gefahren und dann über den Forstweg Richtung Umbrüggler Alm gelaufen. Steilere Hänge haben auch noch gut Schnee. Der viele Neuschnee macht sich allerdings auch negativ bemerkbar, einige Nassschneerutsche sind runtergekommen und habe Hänge ausgeräumt.

Schneequalität

Die Tour in der Hoffnung auf Firn geplant und nicht enttäuscht worden. Wobei der Harschdeckel derzeit noch relativ dünn ist und man für ansatzweise guten Firn ein gutes Händchen aus Exposition, Hangneigung und Timing braucht. Der oberste Gipfelhang, ostseitig über 2300m, hat noch gesetzten Pulverschnee gehabt. Ab dem Langen Sattel, südseitig unter 2300m, waren die Abfahrtsverhältnisse um 9 Uhr ziemlich gut. Der Harschdeckel ist schon schön weich gewesen, aber auch noch nicht zu weich, sodass man auch nicht zu tief eingesunken ist. So haben wir guten Firn bis runter zur Höttinger Alm fahren können. Südostseitig kann man noch etwas früher dran sein, südseitig hat es um 9 Uhr von 2300m abwärts gut gepasst. Südwestseitig dauert es noch länger, bis es auffirnt. Generell ist zu erwähnen, dass der Harschdeckel im Aufstieg mit Fellen und in der Abfahrt durchgehend tragfähig war. Zu Fuß wäre man allerdings noch tief eingebrochen. Sowas wie guten Firn findet man also aktuell am ehesten steiler südseitig unter 2100m (darüber war es eher noch angefeuchteter, gesetzter Pulver).

Auch wenn der Lawinenwarndienst aktuell noch nicht explizit auf eine tageszeitliche Erwärmung hinweist, ist eine rechtzeitige Abfahrt vor allem südseitig definitiv empfehlenswert. In allen sonnenseitigen Expositionen sind zum Teil große, nasse Lockerschneelawinen zu sehen, die aufgrund der großen Neuschneemengen durchaus beachtliche Ausmaße erreichen und die Gräben gut füllen. Wir sind südseitig heute von 2300m um 9 Uhr abgefahren, viel später sollte man nicht dran sein. Dies nur zur Orientierung, habe gestern einen Tourenbericht aus dem Karwendel gelesen, wo jemand südseitig erst zwischen 11 und 12 Uhr abgefahren ist. Da stellt es mir alle Nackenhaare auf... Auch wenn es etwas Überwindung kostet früh aufzustehen, ist dies auf jeden Fall förderlich für die Sicherheit. Nehmt euch eine Dose MagicMan mehr mit, dann fällt es auch nicht so schwer. Außerdem ist die Abfahrt bei gutem Firn auch viel schöner als bei sumpfigem Schnee. Neben den nassen Lockerschneelawinen gibt es wohl leider auch wieder ein Altschneeproblem, ca. zwischen 2000 und 2600m im Sektor Nordost über Nord bis Nordwest. Auch wenn in diesen Expositionen noch guter Pulverschnee lockt, bin ich doch ein alter Angsthase und in diesem Bereich aktuell lieber etwas vorsichtiger unterwegs.

Gesamteindruck

Schöne Sonnenaufgangstour auf die östliche Sattelspitze auf der Nordkette! Zwar mit relativ frühem Start, aber dadurch sicherheitsmäßig mit gutem Gefühl auf Tour. Durch gutes Timing konnten wir auch über einen Großteil der Abfahrt bei gutem, firnigem Schnee abfahren. Hat durchaus Spaß gemacht (auch ohne steile Abfahrt und Pulverschnee), und die nordseitige Steilwandsaison wird hoffentlich dann bald bei etwas sicheren Schneeverhältnissen auch noch kommen.