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Abenteuer & Reisen

SpotCheck | Caviahue, Argentinien

Sympathisches, ziemlich flaches Skigebiet in spektakulärer Kulisse

von Lea Hartl 16.09.2017
Lea Hartl
Caviahue
Das auch innerhalb Argentiniens eher unbekannte Skigebiet Caviahue in der Provinz Neuquén bietet eine Auswahl beeindruckend flacher Pisten, eingebettet in eine vulkanische Mondlandschaft. Der Vulkan Caviahue ist als rauchendes Skitourenziel interessant, während das umliegende Gelände vor allem Sled-access Potential bietet.

Egal aus welcher Richtung man sich Caviahue nähert, die Straße windet sich durch staubige, mal mehr, mal weniger hügelige Steppenlandschaft, etwa alle Hundert Kilometer passiert man ebenso staubige Städtchen. Kaum merklich beginnt der Anstieg in die Cordillera, zumindest wenn man die Abzweigung nicht übersieht. Nach dem ewig schönen Wetter der Steppe sind aus den Bergen ins Flachland schwappende Wolken und Sprühregen eine willkommene Abwechslung. Irgendwann wird der Sprühregen zu einzelnen Schneeflocken. Ein paar Kurven weiter findet unser Roadtrip Halbschlaf ein jähes Ende: das enge Zufahrtstal mündet in das Hochplateau von Caviahue und wir werden von waagrechtem Starkschneefall begrüßt. Der Straßenverlauf ist unter Schneeverwehungen nur noch mit einiger Fantasie zu erkennen. Schemenhafte Araukarien tauchen aus dem Nebel auf. Wir sind angekommen.

Caviahue, das Dorf, liegt idyllisch am Seeufer. Es gibt Hotels aller Preisklassen und ein paar Hostels und Kneipen, ansonsten nicht viel. Das benachbarte und bekanntere Thermalbad mit Hotelkompex Copahue ist im Winter nur per Skido zu erreichen. Caviahue, das Skigebiet, liegt wenig überhalb des Dorfs, in circa einem Kilometer Entfernung. Die Mitarbeiter der Tourismusinformation begrüßen uns freundlich:

„Seid ihr zum Skifahren da? Freeriden? Tourengehen? Schön, großartig! Nur: es hat grade so viel geschneit und der Berg ist so flach... Naja, willkommen in Caviahue!“

Außerdem empfiehlt man uns, an der Hauptstraße zu parken und nicht zu versuchen, mit unserem kleinen Leihauto ins Dorf hinein zu fahren. Caviahue ist, laut Einschätzung des Tourismusverbands, das einzige Skigebiet Argentiniens, wo bis ins Dorf Schnee liegt. Es gibt keine erkennbaren Versuche, diesen Schnee von den Straßen zu entfernen, daher halten wir uns an die Empfehlung des freundlichen Herrn von der Touri-info und parken an der Hauptstraße. Die Locals fahren große Trucks und/oder Skidos.

Nach schlechten Erfahrungen in Bariloche erkundigen wir uns in der Unterkunft, ob wir unsere Ski im Auto lassen können, oder ob wir damit rechnen müssen, dass dann jemand das Auto knackt. „Kein Problem! wir sind hier weit weg von Buenos Aires und Bariloche“.

Schlüssel fürs Hostel? Auch nicht nötig. Wieso sollte man die Eingangstür absperren? Dann kommt doch keiner rein.

Lea Hartl
Caviahue

Das Dorf wurde in den späten 1980ern gegründet, das Skigebiet 1996. Ein Unternehmer aus Andorra verschiffte ausrangierte Liftanlagen nach Argentinien, wo alt nicht alt ist sondern stets irgendwie reparabel. Die meisten Lifte funktionieren noch immer, nur ein paar Schlepplifte scheinen aufgegeben. Mit den Liften wurden auch Skilehrer aus Andorra importiert und es gibt noch immer einen regen Austausch über die Winter der beiden Hemisphären hinweg. (Irritierender Nebeneffekt für Argentinientouristen: da hat man sich endlich an das Argentinische Spanisch gewöhnt und plötzlich reden alle Spanisch mit heftigem katalanischem Einschlag...)

Die unteren beiden Sessellifte machen vor allem Strecke. Anfängerpisten winden sich durch einen Wald aus alten Araukarien – schon allein deswegen sehenswert. Die oberen Lifte machen ebenfalls gut Strecke, aber immerhin auch den einen oder anderen Höhenmeter. Über allem thront der rauchende Vulkan.

Wir erwischen einen ziemlich optimalen, sonnigen Powder Tag. Während in den größeren Gebieten das Chaos schon auf der verschneiten Zufahrtsstraße anfangen würde, fährt man hier allseits ordentlich mit Ketten und schafft es problemlos auf den Parkplatz. Anschließend wird man von freundlichem, entspanntem Personal empfangen und steigt ohne Anstehen in den Lift. Gemeinsam mit einer knappen Handvoll Locals verspuren wir die wenigen etwas steileren Bereiche und genießen dabei die Aussicht und den völligen Mangel an Stress.

Am frühen Nachmittag machen wir uns vom Lift aus auf in Richtung Vulkan. Ein flacher Marsch gefolgt von gut 800 mäßig ansteigenden Höhenmetern bringt uns zu einem beeindruckend rauchenden Loch an einem Vorgipfel. Den noch circa 150 Höhen- und einige Streckenmeter entfernten Hauptgipfel sparen wir uns auf Grund der späten Stunde. Beim Blick in die Umgebung wird klar: ein Skido wäre von Vorteil. Zahlreiche Skido Spuren führen zu verschiedenen Geländebereichen, die skifahrerisch mehr hergeben als das Gebiet, zu Fuß aber nur sehr mühsam zu erreichen wären.

Zurück in der Unterkunft unterhalten wir uns mit dem Hostelwirt und einigen Neuankömmlingen aus Neuquén über den gelungenen Tag. Alle sind sich einig: wie schön, dass Caviahue so weit weg ist von der Stadt, von den ganzen Leuten und dem ganzen Stress. Ist halt ein bisschen flach, aber was macht das schon? Und ansonsten gibt es ja die Skidos.

Lea Hartl
Caviahue

Fazit:

Landschaftlich ausgesprochen lohnend. Der Vulkan ist als Tourenziel nicht uninteressant und mit ein bisschen Glück kann man ein paar Powderturns durch den Araukarienwald ziehen. Sehr angenehme Atmosphäre im Skigebiet. Für längere Aufenthalte wäre es empfehlenswert, sich mit jemand anzufreunden, der einen Skido hat.

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