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Abenteuer & Reisen

SpotCheck | Skifahren rund um Los Angeles

Nach der Skitour ein Bier am Pazifikstrand.

von Stefan Siegel 29.03.2017
Mount San Antonio von Downtown LA aus

Mount San Antonio von Downtown LA aus

Andy Lewicky
Mitte Oktober packte ich meine sieben Sachen und übersiedelte nach Los Angeles. Meine Firma hatte vor kurzem ein Büro in Hollywood eröffnet und motiviert vom Gedanken, diese Saison die Gebiete in den Rocky Mountains zu erkunden, kam meine komplette Skiausrüstung mit in die Stadt der Palmen, Filmstars und Surfer.

An einem klaren Novembermorgen sah ich die verschneiten Gebirge hinter Downtown Los Angeles, und beschloss, meine Saison in den naheliegenden Skigebieten rund um Mount Baldy, Mountain High und Big Bear zu eröffnen. Die Anfahrt, welche je nach Gebiet zwischen 30 und 90 Minuten dauert, führt entweder durch die spektakuläre Mojave Wüste, oder die flachen Gegenden rund um San Bernardino, bevor man nach kurzer Zeit ins Gebirge gelangt.


Nur die wenigsten wissen, dass Los Angeles von drei Gebirgszügen (San Gabriel, San Jacinto und San Bernardino) umgeben ist – welche allesamt weit über 3.000m aus der Wüste herausragen. Nach meinen ersten Herbstschwüngen schweifte mein Blick auf die Berge in meiner Umgebung und es wurde mir klar, dass Freeriden hier nicht nur ein exotisches Hobby, sondern ein Sport auf Weltklasse-Niveau sein könnte.

Kurz darauf entdeckte ich Andy Lewicky's ‚Sierra Descents' Website. Andy ist ein ‚zugereister' Skifahrer aus Flagstaff, Arizona, der seit Jahren eine Handvoll Skitourengeher, Bergsteiger und Freerider in Los Angeles versammelt, um die relativ unerforschten Gebiete zu besteigen und zu befahren. Sein Film ‚Couloir To Nowhere', eine Doku über eine Erstbefahrung vom Mount Iron, unweit der Strände von Venice Beach, wurde sogar für das internationale Berg & Abenteuer Film Festival in Graz ausgewählt:

Nach meiner ersten Saison in Los Angeles, etlichen Besteigungen in den San Gabriels, sowie traumhaften Abfahrten mit Blicken weit über Downtown L.A. und den Pazifik wurde mir klar, dass Skifahren hier etwas ganz besonderes ist. Am Morgen eine Skitour gehen und dann mit dem Surfboard über Malibus Pazifikwellen zum Sonnenuntergang gleiten ist locker möglich. Die Mischung aus Sonne, Strand, und schneeweißen Gebirgen im Hintergrund ist atemberaubend und kann jedem Freerider nur empfohlen werden.

Wo muss ich hin?

Der Klassiker in Los Angeles ist der Mount Sant Antonio (Mount Baldy für die Locals) - der Gipfel, den man von Hollywood aus sieht. Die Südost Flanke (‚Baldy Bowl') unter der 3.000m hohen Spitze ist das wohl bekannteste Ziel für Freerider. Der Hang ist über den ‚Devil's Backbone Ridge' Steig direkt vom Skigebiet in zirka 2 Stunden Fußmarsch erreichbar. Von der darunter liegenden Biwakhütte können verschiedene, teils sehr steile Couloirs erreicht werden.

Ambitionierteren Bergsteigern empfehle ich den Mount San Gorgonio (3.500m), welchen man mittels Fork Trailhead in den San Bernardino Bergen erreicht. Und wer es noch exotischer will: vom historischen Urlaubsort, und der Hauptstadt der modernen Bauhaus Architektur, Palm Springs, gelangt man via Seilbahn und einer Skitour auf die San Jacinto Spitze, von welcher man weit über der Wüste eine sehr steile 2500m hohe Nordwand wieder Richtung Cocktails-am-Pool befahren kann.

Worauf muss ich aufpassen?

Trotz des ‚tropischen' Klimas in Southern California ist die Lawinengefahr allgegenwärtig. Jedoch ist die Sonneneinstrahlung so stark, dass sich zwei Tage nach dem Niederschlag die Schneeschichten meistens stabilisiert haben. Aufpassen muss man im März und April auf Naßschneelawinen und Fischmäuler vorwiegend auf Südhängen – daher unbedingt zeitig unterwegs sein.

Die zwei größten Gefahren gehen jedoch vom Eis und der Wildnis aus. Zum einen ist die Kombination aus warmen, feuchten Pazifikwinden, sowie kalten, sternklaren Nächten ein Problem für steile N/NW-Hänge und Traversen, welche im schlimmsten Fall Eislaufplätzen gleichen.

Zum anderen kann die komplette Wildnis in diesen Gebieten Bergsteigern und Freeridern zum Verhängnis werden. Trotz der trügerischen Nähe zu Hollywood's Walk Of Fame befindet man sich in sehr schroffen Gebieten ohne jeglichen Mobilfunkempfang – in einer komplett unberührten Landschaft, welche ein Zuhause für Schlangen, Kojoten und Pumas bietet. An dieser Stelle möchte ich auch zwei Bergsteiger erwähnen, die aufgrund einer eisigen Traverse am Vortag unserer Skitour vom Devil's Backbone Ridge in Richtung Mount Baldy nicht mehr nach Hause zurückkehrten.

Über den Wolken

Über den Wolken

Andy Lewicky
Bill Henry

Praktische Infos:

Unterlagen und Berichte gibt es kaum. Louis W. Dawson beschrieb im Buch ‚Wild Snow' Walter Mosauer's Erstbesteigung vom Mount Baldy. Mosauer errichtete 1936 auch die Biwakhütte unterhalb des Gipfels. Andy Lewicky's Website ist die beste Informationsquelle für eure erste Skitour in Los Angeles, und er steht euch für Tipps und Tourenempfehlungen sicherlich gerne zu Verfügung.

Alle weiteren Infos unter: http://www.sierradescents.com

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