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Schnee von morgen

Schnee von Morgen | Ski Industry Climate Summit 2024

Nachhaltigkeit im Fokus

von Sarah-Louise Schaary 11.02.2025
Während der letztjährigen ISPO 2024 in München versammelten sich über 180 BranchenexpertInnen, um beim zweiten Ski Industry Climate Summit gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft der Wintersportindustrie zu arbeiten. Die Veranstaltung, maßgeblich organisiert von Atomic, demonstrierte eindrucksvoll, wie Zusammenarbeit und Innovation den Klimaschutz vorantreiben können. Mit einem um 25% gestiegenen Teilnehmerfeld im Vergleich zur Premiere im Jahr 2023 beweist der Summit, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen der Branche geworden ist.

Ein Gipfel für die Zukunft des Wintersports

Ursprünglich ins Leben gerufen, um den drängenden Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, hat sich der Ski Industry Climate Summit mittlerweile als zentrale Plattform etabliert. Unterstützt von Organisationen wie Protect Our Winters (POW), dem Winter Sports Sustainability Network (WSN) und der Federation of the European Sporting Goods Industry (FESI), vereinte die zweitägige Veranstaltung führende Ski- und Snowboardmarken, Zulieferer, Händler und NachhaltigkeitsexpertInnen. Die Agenda umfasste Fachvorträge, Diskussionsrunden und praxisorientierte Workshops zu Kernthemen wie Recycling, Kreislaufwirtschaft, Datenstandardisierung und Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette.

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Womit beschäftigt sich die Branche gerade?

Recycling und Kreislaufwirtschaft
Fortschrittliche Recyclingtechnologien bieten eine Vielzahl an vielversprechenden Möglichkeiten, um Materialien effizienter wiederzuverwenden und Abfall zu reduzieren. Doch die großflächige Implementierung dieser Technologien stellt nach wie vor eine Herausforderung dar. Um diese Hürde zu überwinden, sind Partnerschaften mit Drittanbietern unverzichtbar. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, die Recyclingbemühungen in bestehende Systeme einzubinden und mit nachhaltigen Geschäftsmodellen zu verknüpfen, wodurch wirtschaftliche Tragfähigkeit und ökologische Vorteile gleichermaßen gefördert werden.

Lebenszyklusanalysen (LCA) und Datenstandardisierung
Ein weiteres zentrales Thema ist die Verbesserung von Lebenszyklusanalysen (LCA) und die Standardisierung von Daten innerhalb der Branche. Einheitliche Standards sind essenziell, um die Vergleichbarkeit und Transparenz von Nachhaltigkeitsdaten sicherzustellen. Dies würde nicht nur eine präzisere Bewertung der ökologischen Auswirkungen ermöglichen, sondern auch die Kommunikation zwischen Unternehmen, Lieferanten und KundInnen vereinfachen. Derzeit wird intensiv daran gearbeitet, einheitliche Protokolle und Datenerfassungsmethoden zu entwickeln, um diese Ziele zu erreichen.

Regulatorische Anforderungen
Gleichzeitig stehen die Unternehmen unter zunehmendem Druck, sich an die stetig wachsenden regulatorischen Anforderungen in Europa und Nordamerika anzupassen. Initiativen wie der europäische Green Deal setzen neue Maßstäbe in Sachen Umweltauflagen und zwingen die Branche dazu, proaktiv Compliance-Standards zu erfüllen. Dieser Prozess erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch ein Umdenken in der strategischen Planung, um den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dekarbonisierung der Lieferketten
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Dekarbonisierung der Wertschöpfungsketten, die als entscheidender Faktor für den Klimaschutz angesehen wird. Unternehmen setzen verstärkt auf erneuerbare Energien, sowohl in der Produktion als auch in der Logistik, um CO₂-Emissionen entlang der gesamten Lieferkette zu reduzieren. Zusätzlich wird die Zusammenarbeit mit Lieferanten intensiviert, um innovative Lösungen zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks zu finden. Diese Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt, um die Branche langfristig klimafreundlicher und zukunftsfähiger zu gestalten.

Führungsrolle in der Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien

Atomic, einer der Hauptakteure des Gipfels, zeigte in einer detaillierten Präsentation, wie Lebenszyklusanalysen (LCA) in einem Unternehmensumfeld implementiert werden können. Unter der Leitung von Anita Hochreiter wurden Herausforderungen wie die Integration von Nachhaltigkeitsdaten in bestehende Systeme und die interne Kommunikation von LCAs beleuchtet. Die Präsentation hob hervor, wie Daten als Grundlage für strategische Entscheidungen dienen können – von Produktdesign bis zur Lieferkette.

Atomic treibt nicht nur die Diskussionen voran, sondern setzt auch praktische Maßnahmen um. Das Unternehmen plant für 2025 die Erweiterung von Pilotprojekten und Arbeitsgruppen, um die Nachhaltigkeit in der gesamten Wintersportbranche voranzutreiben. Die Initiative ist ein Beispiel dafür, wie Marken Verantwortung übernehmen und gleichzeitig die gesamte Industrie zu mehr Transparenz und Zusammenarbeit anregen können.

Wir haben für euch ein Interview mit Denis Dietrich von Atomic geführt.

Salu: "Hi Denis, als Global PR Manager bei Atomic warst du auch dieses Mal wieder maßgeblich an der Planung und Durchführung des Climate Summit beteiligt. Das Event wurde auch in dieser Runde von vielen Stimmen gelobt. Wir freuen uns, dir ein paar Fragen stellen zu dürfen, um unseren LeserInnen ein paar spannende Einblicke hinter die Kulissen geben zu können.
Zunächst einmal: Was war die Hauptmotivation für Atomic, den Climate Summit zu initiieren oder sich daran zu beteiligen?”


Denis: “Atomic hat den Ski Industry Climate Summit ins Leben gerufen, weil wir realisiert haben, dass wir als Unternehmen zwar unseren Fußabdruck verringern können, dies aber bei weitem nicht ausreicht. Außerdem wurde bei der Entwicklung unserer Nachhaltigkeitsstrategie schnell klar, dass viele Bereiche der Transformation der Ski-Industrie nur gemeinsam zu schaffen sind. Das Event ist für uns ein wichtiger Treiber für die Kollaboration mit unseren Mitbewerbern, Zulieferern, Händlern und Organisationen.”

Salu: “Der Climate Summit hat 2024 zum zweiten Mal stattgefunden. Wie unterscheidet sich dieser Summit von der Premiere im letzten Jahr? Welche Lehren wurden aus dem ersten Summit gezogen und wie haben diese die Planung und Umsetzung 2024 beeinflusst?”

Denis: “Der erste Summit 2023 war für uns zunächst ein recht unsicheres Unterfangen. Wir konnten nicht absehen, ob sich unsere Mitbewerber überhaupt an einen Tisch mit uns setzen. Schließlich sind zumindest die Skimarken ja auf der Rennstrecke und im Ladengeschäft Rivalen. Es zeigte sich jedoch, dass der Wettbewerb in Sachen Klimaschutz zur Seite gelegt werden kann. Alle großen Skimarken kamen zum ersten Summit nach Salzburg und wir hatten mehr Anmeldungen, als wir TeilnehmerInnen eingeplant hatten. Nach diesem Zuspruch waren wir natürlich optimistischer bei der Planung der zweiten Ausgabe in München letzten Dezember. Wir wussten, dass die Brands sich für den Klimaschutz „commiten“ wollen. Jetzt war es Zeit dieses Commitment auch in Taten umzumünzen. Daher der Titel des zweiten Summits „From Commitment to Action.“

Salu: “Welche neuen Themen oder Schwerpunkte standen beim
Climate Summit 2024 im Vordergrund?"

Denis: “Nach dem ersten Summit hatten sich ja schon viele Themen mit großem Potenzial herauskristallisiert. Außerdem gibt es mit dem Wintersports Sustainability Network (WSN) noch eine Plattform, in der wir schon seit dem ersten Summit an Themen wie Kreislaufwirtschaft, Materialien und Zulieferer, Life Cycle Assessments (LCAs) und Dekarbonisierung weitergearbeitet haben. Auch die (EU-) Gesetzgebung und rechtliche Rahmenbedingungen haben wir intensiv thematisiert.”

Salu: “Welche Herausforderungen der Branche, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, sind beim Climate Summit 2024 besonders deutlich geworden? Gibt es überwiegend einen Konsens oder mehr Unstimmigkeiten darüber, worin die Lösung liegen kann?”

Denis: “Die Herausforderungen für die Transformation der Ski- und
Snowboardmarken sind zahlreich. Hervorheben könnte man aber die Kreislaufwirtschaft, welche nur unter der Mitwirkung verschiedenster Vertreter (Marken, Händler, Rücknahmesysteme, Recycler) bewerkstelligt werden kann. Auch die Datenverfügbarkeit (man muss erst die Umwelteinflüsse der Materialien verstehen, um Produkte klimafreundlicher zu machen) ist für manchen Zulieferer noch ein großes Thema. Die Lösungen erfordern viel Koordination, Investition und Fleiß, und sie entstehen nicht über Nacht. Da der Klimawandel uns aber unter Druck setzt, arbeiten wir mit Hochdruck und der nötigen Entschlossenheit. Wenn man voneinander lernt entstehen dabei auch Synergien die helfen. Nicht jede (kleinere) Brand hat die gleichen Ressourcen und Möglichkeiten.”

Salu: “Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Atomic, anderen teilnehmenden Herstellern und NGO’s in der Branche abseits des Climate Summits?”

Denis: “Unser Partner Protect Our Winters Europe ist zunächst auch ein wichtiger „Schirmherr“ für uns. Die unabhängige NGO sorgt dafür, dass bei unserem Climate Summit niemand das Gefühl hat zu Gast bei Atomic zu sein. Wir verstehen uns als Inkubator und Antreiber, nicht als Marke, die sich in den Vordergrund spielen will. Verantwortung ist der Schlüssel, die muss jeder übernehmen. Dann klappt auch die Kooperation. Zum Beispiel, wenn es um das Teilen von Daten geht oder die Einigung auf gemeinsame Standards bei LCAs. Sobald man hier einen Konsens findet, spielt das Greenwashing als vermeintlicher Wettbewerbsvorteil keine Rolle mehr.”

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Salu: “Möchte Atomic die Outdoor- und Wintersport-Community stärker in den Klimaschutz einbinden? Wenn ja, wie?”

Denis: “Die Community spielt spätestens dann eine wichtige Rolle, wenn die Konsumentin/der Konsumentebenfalls ihren/seinen Teil zum Klimaschutz leisten muss. Wir müssen gemeinsam mit unseren Partnern (Händlern, Medien, Meinungsbildnern) den Klimaschutz im Bewusstsein der Community-Mitglieder halten. Jeder, der das Skifahren, den schönsten Sport der Welt liebt, sollte das Klima schützen wollen. Der systemische Wandel lebt von der Haltung der Community.”

Salu: “Was erhoffst du dir – persönlich und im Namen von Atomic – als langfristige Entwicklung des Climate Summit? Welche Meilensteine strebt ihr in den kommenden Jahren an?”

Denis: “Ich hoffe sehr, dass wir als Atomic und die Ski-Industrie insgesamt zum Vorbild und Treiber in Sachen Klimaschutz werden. Nur dann haben wir eine Chance größere Kreise zu ziehen, die gesellschaftlich oder auch wirtschaftlich tatsächlich einen messbaren Effekt haben. Die Ski-Industrie ist nämlich eine verhältnismäßig kleine Industrie und bereits jetzt bei Weitem besser als ihr Ruf.”

Salu: “Danke dir Denis, für das Interview und ein paar spannende Einblicke hinter die Kulissen! Wir wünschen euch viel Erfolg bei eurem Wirken im Namen des Klimaschutzes!”

Denis: “Sehr gerne, danke auch!”

Ein Blick nach vorne

Der Ski Industry Climate Summit 2024 war ein inspirierender Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Wintersports. Die Teilnehmenden lobten die umfassende Agenda und die praxisorientierten Inhalte. Der Weg von „Commitment to Action“, wie das Motto des Gipfels lautete, ist eingeschlagen – nun liegt es an der Industrie, die Erkenntnisse in Taten umzusetzen.

Atomic, als einer der Vorreiter, hat bereits klare Ziele definiert und lädt die Branche ein, gemeinsam an einer klimafreundlichen Zukunft zu arbeiten. Der nächste Summit 2025 verspricht, diese Dynamik weiter auszubauen.

„Wir sind sehr dankbar für den Erfolg des zweiten Ski Industry Climate Summit. Ein großes Lob gebührt Atomic für seine Führungsrolle sowie allen beteiligten Unternehmen für ihr unermüdliches Engagement, Jahr für Jahr etwas zu bewegen. Protect Our Winters ist stolz darauf, eine zentrale Rolle beim Vorantreiben dieser wichtigen Aufgabe zu spielen. Wir freuen uns auf die nächsten Schritte auf dieser Reise vom Bekenntnis zum Handeln“.

Jonas Schneider, Geschäftsführender Direktor POW Europe

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