Schneebericht Trentin, 07.12.2019

Schneelage

Start in Madonna di Campiglio auf 1500m. Dort liegt bereits ca. 1m kompakte Schneedecke mit ca. 15cm Neuschnee oben drauf, weshalb am Ende der aspaltierten Straße auch schon gestartet werden muss und man nicht noch den Forstweg mit dem Auto weiterfahren kann. Den Forstweg fährt und schiebt man im Zustieg 200hm runter bis zur Malga Brenta Bassa.Im Val Brenta allgemein auch viel Schnee. Bis auf eine kurze Stelle bei der Scala di Brenta kann man alles mit Fellen gehen.In der Rinne auch gute Schneelage. Der ehemalige Eisbuckel ist wohl sehr stark abgeschmolzen und ist zumindest bei der aktuellen Schneelage nicht mehr zu erahnen. Im ganz oberen Teil der Rinne liegt nicht so viel Schnee, ca. 30cm auf Eis und Fels. Reicht aber gut zum abfahren.

Schneequalität

Im untersten Drittel der Rinne hat der Schnee einen Winddeckel. Im mittleren Drittel gibt es gesetzten Pulverschnee und im obersten Drittel pulvrigen, etwas windgepressten Schnee, der aber griffig und weich ist. Also insgesamt gute Aufstiegs- und Abfahrtsverhältnisse in der Rinne.Unterhalb der Rinne gab es schönen, fluffigen Pulverschnee, bei dem man unterhalb von ca. 2000m auf die harte Kruste durchkommt. Auf dem weiteren Rückweg hat man dann noch vor der Steilstufe das Vergnügen über große Lawinenkegel zu queren (Eisbrocken mit 15cm Neuschnee obendrauf).

Der LWD hat einen 1er ausgegeben, wobei zum Teil noch auf Gleit- und Triebschnee zu achten ist.Gleitschneelawinen sind schon einige abgegangen. Ich habe keine Anrisse gesehen, die noch nicht entladen waren. Bereiche unterhalb von Anrissen sollte man natürlich meiden.Die Schneedecke in der Rinne hat einen gut gesetzten Eindruck gemacht. Wenn es bei Neuschnee und Wind den obersten Teil der Rinne einweht, könnten die aktuell stabilen Verhältnisse sich aber sehr schnell verschlechtern.Im schattigen Talboden gab es großflächig Oberflächenreif mit sehr großen Kristallen (siehe Foto). Für den nächsten Schneefall könnte das als Schwachschicht relevant werden. Allerdings habe ich den Oberflächenreif weiter oben und an steileren Stellen nicht mehr gesehen.

Gesamteindruck

Wunderschöne Rinne in einer allgemein sehr schönen Gegend. Der Canalone Neri stand schon lange auf der Liste, jetzt konnte die Rinne endlich bei sicheren und guten Verhältnissen befahren werden. Durch die Länge (800hm) und die Steilheit (bis zu wirklichen 50 Grad) ist die Rinne schon relativ anspruchsvoll. Kombiniert mit dem langen Zustieg eine Tour, die man wahrscheinlich besser auf 2 Tage aufteilt.
Der Winterraum des Rifugio Brentei hat allerdings keinen Ofen, keine Kochgelegenheit und nur wenig Decken. Es lohnt sich also einen etwas dickeren Schlafsack mitzunehmen.
Einen Stern Abzug muss es leider für den Zustieg geben. Das Val Brenta ist lang, wenn man von Madonna di Campiglio starten muss ist es noch länger. Dazu gibt es bis zur Malga Brenta Alta nur wenig skifreundliches Gelände, weder im Aufstieg noch in der Abfahrt.

Insgesamt aber ein lohnendes Abenteuer für Liebhaber von Steilrinnen!