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Abenteuer & Reisen

Die Gore-Tex Mountain-Equipment Ski-Transalp | Teil II

Ski-Transalp extrem – ohne Lift vom Gardasee zum Kochelsee

von Bernd Ritschel 21.04.2009
Heute führt uns unsere SKITRANSALP am Cevedale vorbei über die Casati Hütte auf die Suldenspitze mit anschließender Abfahrt nach Sulden. Das Wetter ist nun wirklich extrem schlecht. Der Höhensturm ist so stark, dasss wir zum Teil Mühe haben, uns auf den Beinen zu halten. Dazu kommt äußerst schlechte Sicht und wieder Temperaturen von -15° bis -18°C...

Heute führt uns unsere SKITRANSALP am Cevedale vorbei über die Casati Hütte auf die Suldenspitze mit anschließender Abfahrt nach Sulden. Das Wetter ist nun wirklich extrem schlecht. Der Höhensturm ist so stark, dasss wir zum Teil Mühe haben, uns auf den Beinen zu halten. Dazu kommt äußerst schlechte Sicht und wieder Temperaturen von -15° bis -18°C...

ETAPPE 7: RIFUGIO BRANCA – SULDEN

Sonntag, 22. März

...Aufgrund der extrem schlechten Bedingungen haben wir uns entschieden, den Cevedale nicht zu besteigen. Statt dessen sind wir nach der Casati Hütte auf die Suldenspitze (3.376 m) gegangen und vom Gipfel über 1400 Höhenmeter runter bis nach Sulden gefahren.

Jetzt ist unsere SKITRANSALP, bedingt durch schlechtes Wetter, extreme Kälte und extremen Höhensturm, zum ersten Mal abenteuerlich geworden.

ETAPPE 8: MATSCH – HOCHJOCH HOSPIZ

Montag, 23. März frühmorgens: Unsere Stirnlampen erhellen uns die ersten Kilometer des Weges ins lange Matschertal hinein. Mit jedem Meter, den wir an Höhe machen, nimmt auch heute der Sturm zu. Ganz oben unter dem Hintereisjoch in 3.400 m Höhe haben wir wieder so starke Böen, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können.

In einer kurzen Windpause überqueren wir rasch die Scharte, ziehen die Felle ab und fahren den langen Hintereisferner hinunter in Richtung Hochjoch-Hospiz. Erst weiter unten im Windschatten dann eine erste Pause. Am Nachmittag erreichen wir die Hütte und bringen dort als erstes die neuen Wetterberichte in Erfahrung, die wieder einmal für die nächsten Tage nichts Gutes verheißen.

Nun sind wir aber erst einmal glücklich im Hochjoch-Hospiz zu sein, etwas Warmes zu essen und zu trinken zu bekommen, und lassen einen langen Tag zufrieden und gemütlich ausklingen.

ETAPPE 9: HOCHJOCH HOSPIZ – VERNAGTHÜTTE

Dienstag, 24. März 2009

Heute ein kompakter Bericht aus dem Schneesturm vor der Vernagt Hütte:

Jetzt hat uns endgültig das schlechte Wetter erwischt. Wir sind heute bei schlechtesten Verhältnissen (Temperaturen um –20°C und böiger Schneesturm mit Spitzen bis 100 km/h) und nur minimaler Sicht vom Hochjoch-Hospiz (2413 m) über die Mittlere Guslarspitze (3128 m) rüber zur Vernagthütte gegangen. Dort verbringen wir jetzt gleich die Nacht im Warmen.

Morgen wollen wir, wenn das Wetter irgendwie mitspielt, von der Vernagthütte über das Brochkogel Joch und den Taschachferner zur Braunschweiger Hütte und in einem Zug durchgehen bis Längenfeld im Ötztal. Der Wetterbericht sagt nur für morgen ein kurzes Schönwetterfenster, welches unsere Chance sein könnte durchzukommen. Ein zusätzliches Fragezeichen ist allerdings noch die Lawinensituation. Momentan schneit es stark und der gleichzeitig extreme Wind sorgt für große Schneeverfrachtungen und erhöht damit die Lawinengefahr.

Dennoch sind wir guter Dinge, dass wir morgen auf dieser ganz wichtigen Teiletappe die Ötztaler durchqueren und unsere SKITRANSALP fortsetzten können.

ETAPPE 10: VERNAGTHÜTTE – LÄNGENFELD

Mittwoch, 25. März 2009

Ein spannender Tag liegt hinter uns.

Heute sind wir in einer Monsteraktion von der Vernagthütte (2755 HM) ins Ötztal rüber marschiert. Bei anfänglich ganz schlechtem Wetter – Schneetreiben und äußerst geringer Sicht - brechen wir um 6 Uhr früh von der Hütte auf und gehen über den Vernagt Ferner auf des Brochkogel Joch (3480 HM). Während des Aufstiegs dort hinauf reißt es langsam auf, die Sicht wird besser. Sonst wäre es nicht verantwortbar gewesen; das Joch zu überqueren: Wir hatten genau ein Schönwetterfenster von wenigen Stunden, was ausreichte, um die Schlüsselpassagen der heutigen Tour zu schaffen. Am Brochkogel Joch weht der Sturm mit über 100 km/h über die Scharte und wir müssen wirklich kämpfen, um überhaupt voranzukommen. Trotz der mittlerweile blauen Fenster am Himmel müssen wir hier deshalb leider auf die Besteigung der Wildspitze verzichten. Nach dem Brochkogel Joch fahren wir über den Taschachferner ab und steigen dann wieder auf das Mittelbergjoch (3166 HM) auf. Auch hier haben wir Glück, trotz der Lawinengefahr und der großen Neuschneemengen finden wir nach sorgfältiger Wahl eine sichere Route hinauf in das Mittelbergjoch. Auf der anderen Seite fahren wir den Mittelbergferner hinunter. Ein weiterer Aufstieg von nochmals 500 – 600 HM führt uns dann in Richtung Linker Fernerkogel hinauf und dort klettern wir über einen Grat und ein kleine Flanke hinauf ins Tiefenbach Joch (3249 HM). Wir mussten dies Variante wählen, weil alle anderen Übergänge ins Ötztal, insbesondere der von uns geplante Übergang über den Polleskogel und das Pollestal aufgrund der großen Lawinengefahr mit mindestens einem halben Meter Triebschnee dort oben in den Flanken, heute komplett unmöglich waren. Das skurrile an diesem Tiefenbach Joch ist, daß wir oben in die Gipfelstation eine Skigebietes hinaufgeklettert sind. Auf der anderen Seite fahren wir ins Ötztal bis nach Längenfeld ab. Es war der einzige sichere Übergang, unsere große Chance das Ötztal bei diesen Verhältnissen zu erreichen.

Insgesamt sind wir heute 1500 HM und 35 km unterwegs gewesen. In Längenfeld angekommen, sind wir müde aber total zufrieden und glücklich über diesen spannenden, vogelwilden Tag.

ETAPPE 11: LÄNGENFELD – SCHWEINFURTER HÜTTE

Freitag, 27. März 2009

Nachdem wir den Schlechtwettertag in Längenfeld im Ötztal - abgewartet haben, sind wir am Freitag wieder gestartet. 
Über Gries im Sulztal geht es auf die Winnebachseehütte (2372 m). Aus wenigen Zentimetern Schnee unten im Tal werden auf dem Weg bis zur Hütte über 30 cm. Das Wetter ist leider immer noch sehr schlecht. Von der Hütte aus steigen wir weiter auf ins Zwieselbachjoch (2850 m) – dort oben haben wir einen dreiviertel Meter Neuschnee zum Spuren. Die Lawinengefahr ist verantwortbar, wir haben eine gute, sichere Route gefunden, aber es ist eben extrem anstrengend und ein wirklich langer, harter Tag. Das Wetter hat sich langsam gebessert und während der Abfahrt nach Norden Richtung Guben-Schweinfurter-Hütte sehen wir seit Tagen zum ersten mal wieder ein wenig blauen Himmel.

ETAPPE 12: SCHWEINFURTER HÜTTE – STAMS

Samstag, 28. März 2009

Nach einer Nacht in der Guben-Schweinfurter-Hütte steigen wir dann bei gutem Wetter und wunderschöner Morgenstimmung auf zur Finstertaler Scharte (2953 m) und von dort fahren wir – endlich!! – zum ersten Mal, in wirklich gutem Pulverschnee runter ins Kühtai. Nach einer heißen Schokolade im Kühtai, machen wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Gipfel - dem Pirchkogel (2828 m). Diesen erreichen wir bei super Wetter, aber jetzt auch schon wieder Föhnsturm: Es ist zwar kalt und sehr windig oben, aber Sonne und strahlend blauer Himmel entschädigen uns dafür.

Vom Pirchkogel fahren wir dann einen Geheimtipp hinunter – das Schneetal… das ist eine fast 2000 HM lange Abfahrt nach Norden ins Inntal. Auf den ersten 500 Höhenmetern finden wir super Pulverschnee und konnten endlich mal so richtig Skifahren – nein powdern! Unten hinaus führt uns unser Weg dann lang über Forststraßen und die letzten 300 HM bis hinunter nach Stams im Inntal steigen wir dann mit geschulterten Skiern und Tourenschuhen ab. Nachdem wir das Inntal gequert haben, übernachteten wir auf dem Mieminger Plateau.

ETAPPE 13: MIEMING – GREINAU

Sonntag, 29. März 2009

Vom Mieminger Plateau aus geht’s am Sonntag bei schlechtestem Wetter - erst Regen, dann Schneetreiben - in 12,5 Stunden über das Marienbergjoch nach Ehrwald, dann über die Thörlehütte zum Eibsee und weiter ins Loisachtal nach Grainau, am Südrand der Ammergauer Alpen.

Das war heute eine Wahnsinns-Etappe mit 42 km Länge und über 1600 HM im Aufstieg in insgesamt 12,5 Stunden. 
Zu guter letzt müssen wir auch noch die Loisach– barfuß! – und mit nackten Beinen überqueren, weil das letzte Hochwasser eine ganz entscheidende Brücke weggerissen hatte. Das Ganze hat uns dann tatsächlich den Rest gegeben: wir waren patschnass und hundemüde. In der Nähe von Grainau sind wir in eine Pension gegangen, um uns aufzuwärmen, die Ausrüstung zu trocknen und heiß zu duschen…

ETAPPE 14: GREINAU – UNTERAMMERGAU

Montag, 30 März 2009

Der Montag verlangte uns nochmals einiges ab: Wir starteten im Loisachtal bei Griesen und durchquerten die Ammergauer Alpen durch das Rotmoos und das Lindertal bis Unterammergau, wieder ein Tag mit gut über 30 Kilometer Wegstrecke. Aufgrund des Neuschnees war wieder endlose Spurarbeit angesagt.

ETAPPE 15: UNTERAMMERGAU - BAD KOHLGRUB

Dienstag, 31. März 2009

Es ist geschafft! Nach 17 Tagen mit rund 20.000 Höhenmetern und über 350 gelaufenen Kilometern endete für uns am Dienstag Vormittag der Skitransalp auf dem Gipfel des Hörnle über Murnau. Bei Sonnenschein und eisigem Ostwind liegen wir uns in den Armen und machen ein paar letzte Fotos. Über dem Flachland liegt ein dickes Nebelmeer, darunter unsere Heimat.

Es waren 17 intensive und schöne Tage. Wir haben viel erlebt aber auch viel gelernt.

Text & Fotos: Bernd Ritschel

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