Inzwischen ist der 12.05.09, 11.00 Uhr. ?also ein Tag später: Wir liegen jetzt in einem Zelt von den Amerikanern. Das ist der einzige Platz, wo es durch die Strahlung etwas warm ist...
...Seit gestern Abend spüren wir nun zum ersten Mal wieder unsere Zehen. Wir werden uns nun noch ein wenig Aufwärmen und dann werden wir uns wieder zurück ins Iglu, um das zu erweitern und zu vergrößern und da zu schlafen. Die Ranger haben heute Morgen nach uns gegraben, um zu schauen, ob wir da unten sind.
Die letzte Nacht im Iglu war wirklich schweinekalt und auch das Arbeiten heute im Iglu ist sehr kalt. Der Wechsel vom Iglu ins sonnenbestrahlte Zelt bei Sturm ist immer ein Erlebnis, gehen ohne Steigeisen ist bei diesem Wind auch im Flachen fast unmöglich. Schon lange nicht mehr solche Kälte erlebt. Zeitweise spüren wir die Zehen nicht mehr. Momentan fühlen wir uns wieder gut, wir haben Essen für die nächsten 10 Tage, aber das Satellitentelefon ist ausgefallen. Also bis Mitte nächster Woche geben wir uns das noch. Wir hoffen auf ein zwei, vielleicht drei windstille Tage, damit wir unsere Überschreitung beenden können. Es ist zwar wild, aber noch nicht bedrohlich. Auf Grund des vielen Equipments, das hier im Lager ist, aufgrund der vielen Leute, die wirklich alle zusammen helfen, Essen, Gas, Sprit alles da. Eigentlich ist es grundsätzlich100% anders wie bei anderen Expedition: Die Leute halten zusammen.
12.05. Das Schneeloch…
Wir haben heute fast den ganzen Tag im Schneeloch gegraben. Das hat sich gut entwickelt, wir liegen jetzt in dem Schneeloch einen halben Meter unter dem Schnee. Es ist ein wenig kalt, um nicht zu sagen saukalt. Aber es flattert nichts mehr im Wind, der Sturm lässt uns kalt, wir haben gut gegessen, abgesehen davon, dass man am Kochtopf festfriert, wenn man ihn anfasst. Die sechs Amerikaner, die bei uns in der Höhle sind oder bei denen wir in der Höhle sind, sind sehr nett. Im Prinzip warten wir jetzt nur noch auf gutes Wetter am Freitag, damit wir endlich wieder weiter kommen. Günther, willst du auch noch was sagen? „A… a… bin ausser Atem, bin gerade am Weg aus dem Schlafsack“. Okay, wir haben Löcher gegraben, das größte Loch hier ist von Stephan. Er ist sehr froh, dass er das Kunstwerk hier geschafft hat. Stephan hat mich, glaube ich, jetzt schon vier Mal gefragt, ob das lässig ist, das was er hier gemacht hat. Und ich habe ihm schon x Mal gesagt, „du des host oberlässig gemacht“.
Einen kleinen Konflikt haben wir gehabt, den ersten seit wir hier sind: Heute war es dann soweit, mit einem Germanen; speziell für ihn gilt hier die Bezeichnung MOF (Mensch ohne Freunde). Es gibt halt immer wieder einzelne Tiere, die glauben, sie müssen einem den Tag versauen (es ist ja recht cool, wenn man zu acht den ganzen Tag arbeitet, um ein Schlafloch zu machen und dann kommt ein Mensch vom unteren Lager im Lager III an. Er kommt zum Eingang der Höhle, schaut sich um, grüßt natürlich weder in seiner Landessprache noch auf englisch und stellt dann in seiner Landessprache fest, dass sie nun diese Höhle beziehen werden. Da einer der Amerikaner sehr gut deutsch kann, beginnt eine schöne Diskussion. Eigentlich kann man das nicht wirklich als Diskussion bezeichnen. Zuletzt sind die Herrschaften dann mit einer lieben Verabschiedung „ scheiß Amerikaner und auch noch zwei Tiroler Arschlöcher“ verschwunden. IN DIESEM ZUGE LIEBE GRÜSSE NACH BERCHTESGADEN! Ansonsten haben wir nur nette Menschen um uns. Und ich glaube, wir haben den Berg untertunnelt.
Leben im Schneeloch – Die Fortsetzung | 14.05.
Ich bin heute schon beim Sonnenaufgang draußen gestanden und habe die Aussicht genossen. Die Sache hatte nur einen Haken. Da mein Freund mittlerweile ein Siebenschläfer ist und vor zwölf Uhr Mittag nicht aus den Federn kriecht bzw. aus dem Schneeloch, habe ich mit den Spaniern einen Kakao getrunken und gemütlich gefrühstückt. Und ja, die Entscheidung, den Berg heute nicht anzutasten, war richtig, da der Wind saumäßig stark war. Es gab auch Leute, die das nicht glauben wollten, inzwischen sind sie wieder hier. Der Nachmittag war fein, wieder einmal im Zelt in der Wärme. Irgendwann ist es dann kalt geworden und wir haben das Zelt abgebrochen und sind retour ins Loch. Haben da ein wenig gespeist und geratscht, das Wetter wird für die nächsten drei Tage optimistisch gesehen gut. So wie es ausschaut, reisen wir morgen ab…
Am frühen Abend sind wir kurz raus gegangen zum Schauen, und schon wieder ist eine Haube am Nachbarberg. Wir stehen morgen früh auf, geht kein Wind, werden wir aufsteigen, geht Wind und es scheint, – no is wias isch… Unter uns schiebt eine Wolkenfront herum, oben ist es strahlend blau, der Wind lässt nach. Eventuell kommen wir nach sieben Tag Eishöhle und halb eingeschneitem Zelt mit 200 anderen Bergsteigern doch noch ein Lager weiter hinauf. Dann werden wir schauen, ob dieser Gipfel möglich ist.
Fortsetzung des Denali-Tagebuchs von Stephan Keck und Günter Burgsteiner siehe Teil II des Expeditionsberichts.