17.05. Lager VI Tundra 22:45 750 m - Wir liegen irgendwo zwischen McGonagall Pass und Wonderlake. Nach dem wir heute Morgen unseren Lagerplatz verlassen haben, sind wir am Anfang noch recht gut vorangekommen. Wir sind dann in einen gewaltigen Gletscherbruch hineingekommen, mit mehreren kleinen Schwierigkeiten, bis hin zu extremen Steinschlag, den wir dann umgangen haben. Der Muldrow Glacier zieht sich ewig und wenn es da ein bisschen wärmer wäre, versinkt man sicher bis zu den Knien im Sulz. Wahrscheinlich würde man nicht mehr vor- und zurückkommen. Um ca. 18:00 erreichten wir den McGonagall Pass. Die Abfahrt vom Pass war genial. Wir haben uns dadurch zwei Wegstunden gespart. Durch die Tundra zu wandern ist mit unseren leichten Rucksäcken und den Ski hinten drauf eine besondere Erfahrung. Ich bin wirklich froh, dass wir das Ganze nicht in die andere Richtung gemacht haben, denn mit unserer Ausrüstung wären wir da nicht wirklich weit gekommen. Sumpf, dichter Busch, usw. Nun liegen wir zum ersten Mal seit längerer Zeit im Zelt ohne Schnee, ohne Eis, ohne Sturm, ohne Kälte. Das Essen haben wir auf einen Baum gehängt, falls wir Bärenbesuch kriegen. Nun genießen wir bei offenem Zelt die Abendstimmung.
18.05. Lager VI Tundra 750 m
80 km Tundra liegen vor uns. Das Frühstück, das erste Mal barfuß. Bei Sonnenschein und warm und ohne Vereisung im Zelt und kein Wind beim Frühstück – genial. Stimmungsbericht genial, genial, genial. Oben viel Wind, wahrscheinlich zum Berggehen wieder eher stürmisch, herunten bei uns ein feines Lüftchen. Einige Moos mit Jungtieren schleichen ums Zelt, ein par Moskitos und ein paar Kilometer vor uns. Ein Snickers als Frühstück und ein bisschen Saft, dann starten wir wieder.
Nach einem ziemlich langen Tag haben wir nachmittags die Nationalparkstraße erreicht. Aber angefangen hat es eigentlich ganz anders: Am morgen gemütlich bei schönster Sonne haben wir gefrühstückt und abgebaut und sind losmarschiert. Ziemlich bald sind wir zu einer großen Eisfläche gekommen. Auf dieser haben wir irgendwo, den offiziellen Weg verloren. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der offizielle Weg der bessere gewesen wäre. Querfeldein über vier Flüsse ist es dann weitergegangen. Der erste Fluss war noch eine gemütliche Abkühlung, quer durch die Tundra, ein auf und ab – Hochlandbuckelpiste bis wir den letzten Hügel erreicht haben und von da aus zum ersten Mal den Wonderlake gesehen haben. Was wir von da aus gesehen haben, war zu diesem Zeitpunkt ein undefinierbarer grauer Streifen Irgendetwas…. ob das ein tiefer Fluss ist, ob es ein Sumpf ist oder ein zugefrorener Bach oder ein ausgetrocknetes Flussbett, haben wir zu dem Zeitpunkt nicht gewusst. Aber bei dieser landschaftlichen Weite haben sehr schwer getan die Distanzen einzuschätzen und unsere Karte war zu Ende. Wir haben nur gewusst, dass wir Richtung Norden zum Wonderlake kommen. Wir sind dann doch ziemlich flott weitergekommen. Der Fluss war nicht so schlimm, da er ein fast ausgetrocknetes Flussbett war. Aber man kann sich vorstellen, wie das aussieht, wenn dort wirklich viel Schmelzwasser ist… Wir hatten maximal knietiefes Wasser.
Das letzte Stück durch den Wald zum Lake sind wir dann zum Glück relativ bald auf einen richtigen Touristenweg gekommen. Endlich haben wir die Straße erreicht, und haben gecheckt, wo wir sind. Wir haben schnell herausgefunden, dass da eigentlich nirgendwo wer ist und dass der Park außerhalb der Saison wie ausgestorben ist. Zudem stellten wir fest, dass die Landepiste zum Ausfliegen noch 30 km entfern ist. Nach mehreren Telefonaten mit Talkeetna Air haben wir dann beschlossen, dass wir die restlichen 30 km zur Landepiste gehen.
Kurz bevor wir aufgebrochen sind, ist ein Van aufgetaucht mit zwei Amerikanern und einem Schweizer drinnen und die haben uns die 90 Meilen aus dem Nationalpark heraus mitgenommen, was ein super Erlebnis war, da die Jungs bei jedem Tier angehalten haben: Bei jedem Vogel, jeder Ente oder Gans, Luchs, Elch, Bär, Mountaingods, Karibu oder Moos gab es eine Pause. Die Landschaft ist grandios und es war schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten, sie zu genießen. So sind wir nun wieder retour in der Konsumgesellschaft. Es geht hier ein Übergewichtiger nach dem anderen aus und ein. Und es wird schon wieder hell, es ist 3 Uhr früh, bis 00 Uhr war es total hell und nun wird es schon wieder hell. Es wird eigentlich gar nicht mehr richtig dunkel. Lampen braucht man keine. Auf jeden Fall haben wir den Trip relativ gut überstanden.
Wir haben inzwischen jeder drei Liter irgendwas getrunken. Von Apfelsaft bis Cola, bis Bananenmilch usw. und haben ca. 47 Subway-Sandwiches gegessen…
Text & Fotos: Stephan Keck & Günter Burgsteiner