Einmal um den halben Erdball geflogen, und doch schmilzt hier wie dort der Schnee. Unsere eidgenössischen Roadtripper quälen ihr betagtes Motorhome im kanadischen Frühling noch die letzten Male über die Bergpässe British Columbias. Die vermutlich letzten Powdershots ihrer kanadischen Skisaison ernten sie mit einem seufzenden \"Goodbye Winter\".
Bearpass

Da die raue Bergwelt die Straße des "Bearpass" einer großer Lawinengefahr aussetzt, wird die Schneedecke den ganzen Winter über von einem Team kontrolliert und gezielt gesprengt. Um einen Überblick über das Wetter im Tal zu erhalten, hat man mehrere automatische Wetterstationen installiert, wovon eine sogar eine dazugehöhrige Kontrollhütte besaß. Das Angebot des Leiters für die Lawinensicherheit, die Hütte als Ausgangspunkt für Skitouren zu gebrauchen, nahmen wir natürlich dankend an. Das witzige daran ist, er hatte unseren Camper am Straßenrand gesehen und hat einfach mal angehalten und sich für unser Tun interessiert. Zurückgelassen hat er uns mit einem Haufen Tips, einer Karte und eben diesem Angebot. Sehr offene, hilfsbereite und freundliche Leute!
Somit verbrachten wir einige Tage in dieser Hütte, die einen fantastischen Ausblick über das Tal bot und genossen Touren bei "Schweizer Verhältnissen". Das Wetter wurde dann leider zunehmend schlechter und bescherte uns einige Downdays in Stewart. Immerhin fanden wir so Zeit für einen kurzen Abstecher ins, nur zwei Kilometer entfernte, Hyder in Alaska. Das Wetter wollte sich allerdings partout nicht verbessern und somit mussten wir unseren Plan, ein 2000 Höhenmeter langes Couloir ganz in der Nähe von Stewart zu fahren, den Bach runter schicken. Deshalb verliessen wir das Dorf und fuhren zur nächsten Kreuzung...
Roadtripping und der Münzwurf
An dieser Kreuzung mussten wir uns entscheiden, ob wir noch weiter in den Norden, nach Bell II, oder schon gegen Süden wollen. Aus der Unentschiedenheit wurde ein Münzwurf. Weitere 100 km nach Norden, einem deutschen Hitchhiker, ein Taxi und noch mehr nette Lines waren das Ergebnis des Glücksspiels. Bell II ist genau genommen kein Ort, sondern nur eine Brücke und eine dazu gehörende Lodge von "Last Frontier Heliskiing". In Kanada anscheinend üblich, heißt gutes Gelände gute Schneesportler, welche in diesem Falle das Filmteam von MSP darstellten. Bell II hat sehr gute Skitourenmöglichkeiten direkt vom Highway aus, was uns zwei weitere Touren bei sehr guten Frühlingsverhältnissen einbrachte.
Waterslide, Vancouver und der Frühling

Zufrieden begaben wir uns auf unseren Rückweg nach Vancouver. Beim ersten Zwischenstopp in Smithers BC, erfuhren wir allerdings, dass das lokale Skigebiet das Abschlusswochenende feiert. Dies konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Der Clou ist, dass an diesem Tag sich viele verkleiden und im ganzen Skigebiet Events wie Kuchenesswettbewerb, ein Waterslide oder Schneevolleyball stattfanden. Wir ließen uns schlussendlich zum Waterslide mitreißen, eine nassse Angelegenheit. Jeder hatte an diesem Tag einen riesen Spaß und ließ uns mit der Meinung, dass Skifahren in Kanada mehr geschätzt wird als in Europa, unsere Saison würdig abschliessen.
Zurück auf der Straße – und wir bewältigten fast den ganzen Weg nach Vancouver in einem Tag bewältigt. Und somit verwandelte sich das Klima, von Winter zu Frühling mit Kurzhosenwetter, in einer absoluten Rekordzeit. Da wir noch einige Tage Zeit hatten, bis Michi zurückkam, besuchten wir eines der bekanntesten Klettergebiete in Kanada in Squamish, 40 Minuten nördlich von Vancouver. Hier trohnen bis zu 600 Meter hohe Granitwände über dem Dorf, die mit unzähligen Rissen ein wahres Paradies für Risskletterer darstellen.
Mit den ersten Klettertagen in den Armen, empfingen wir Michi in Vancouver. Wieder komplett, verließen wir schweren Herzens Kanada. Das nächste Ziel, die Westküste zu erforschen, wurde in Angriff genommen. Somit reisten wir, mit einer guten Skisaison im Gepäck, gegen Süden in die Vereinigten Staaten, dem Sommer entgegen… und sagen leise "Goodbye Winter".
Text & Bilder: Jonas Blum, Balz Koch, Michi Röthlin