Zentralschweiz
Wir wählten einen kleinen Spot, der hoffentlich noch lange so bleibt wie er jetzt ist. Genug Höhenmeter, fettes Gelände, wenige Locals, entspannte Atmosphäre und neben Kaiserwetter auch eine gute Verbindung des Neuschnees zum Altschnee
Gleich beim ersten Run freundeten wir uns mit einigen Locals an, die genauso gestoked von diesem Tag waren wie wir. Alle Wetterstationen hatten nämlich maximal 15 cm Neuschnee und Wolken gemeldet - es war dann doch dreimal soviel!
Vormittags brachten wir trotz einiger Fotosession locker 5000 Höhenmeter vom Feinsten zusammen. Nach kurzer Verschnaufpause zogen nachmittags noch einige Wolken und heftiger werdende Schneeschauer auf. Die Locals und auch die letzten Pistenfahrer zogen sich allmählich zurück, was uns aber nicht davon abhielt noch weitere 5000 Höhenmeter bis 15 Uhr im besten Schnee abzuspulen. Die Sicht wurde zwar ziemlich mies, es war aber mal wieder ein Erlebnis anhand der Kälte im Gesicht zu spüren, ob man gerade in die weiße Wolkensuppe vor einem blickt oder gerade von einem seiner unzähligen Faceshots eingesprüht wird.
Leider musste ich am Abend dann "Mr. Powderspray" Uli verabschieden. Für ihn war es wohl besser zu gehen, am Mittwoch hätte er im Wald bei weiteren 50 cm trockenem Neuschnee mit seinem Snowboard kein Land mehr gesehen.
Man kennt diese Tage an denen es einfach ZU VIEL Schnee hat. Hänge unter 30° konnten nur schiebend bewältigt werden, jeder Ansatz eines Schwungs führte zwangsläufig zum Faceshot und Cliffs konnten eigentlich nicht gestanden werden, da man nach der Landung bis zum Hals im Schnee feststeckte.
Mittwoch (26.3) folgte ich dem Rat der Locals, wieder die gleiche Location aufzusuchen, da noch viel nettes Terrain oberhalb der Waldgrenze auf uns wartete
Da sich ab Mittag die Sonne präsentierte und der Schnee langsam feucht wurde, gönnten wir uns noch eine "Chässchnitte" (geschmolzener Raclettekäse mit Brot und Speck), ein Kühles und fuhren gemütlich um 17.30 Uhr ins Tal.
Abschluss in Verbier
Meine mittlerweile sehr müden Knochen, Materialprobleme und das schlechte Wetter ließen mir die Entscheidung für Donnerstag leicht fallen: Downday.
Gegen Abend spürte ich aber schon wieder dieses Kribbeln in den Beinen und machte mich nach erneut ausgiebiger Wetterrecherche mit Jonas auf den Weg nach Verbier.
Kurz vor 9 Uhr trafen wir dann auch gleich unseren Bergführer David. Zunächst etwas erstaunt über unsere breiten Latten, schlug er vor gleich hoch auf den Mont Fort zu fahren. Oben angekommen fragte er uns ob wir "etwas steil" fahren möchten. Das fragend zögerliche Nicken unsererseits nahm er wohl als Aufforderung uns mal richtig ranzunehmen. Ein kleiner Hike den ausgesetzten Grat an der Gipfelstation entlang, eine kurze Querung im 50° Absturzgelände und viel Angstschweiß später begrüßte uns ein nettes 400 HM Face das sich zwischen 42-45° nordseitig vor uns ausbreitete. Gleich nach dem Hinweis, dass in diesem Hang vor einigen Jahren ein Sieger des Verbier Extreme von einem Schneebrett erfasst wurde, startete David auch ohne zu zögern in den Hang. 40 cm lockerer Schnee, weiche Unterlage, schönes Gefälle, nur zwei Spuren vor uns und dazu perfektes Kaiserwetter. So muss das sein!
Einen gemütlichen Cruising-Abschnitt und einen weiteren perfekten Vollgas-Nordhang später hieß es die Traverse entlang des Stausees zurückzuschieben. Die letzten anstrengenden Tage, der wenige Schlaf und der schnelle Höhenunterschied machten sich bei mir stark bemerkbar. Denn David und Jonas mussten beide etwa 20 Minuten auf mich warten.
Nach einer mehr oder weniger aufbauenden Pause gings im totalen Osterstreß die 3 Lifte in 2 Stunden(!!!) wieder zurück zum Mont Fort, um diese Runde noch einmal zu wiederholen
Drei Snowboarderinnen schnappten uns zwar in einer Variation des unteren Abschnitts die Firstline weg, wir verkrafteten diese Schmach aber recht gut, da David noch eine schöne Rinne im Repertoire hatte.
Run drei führte uns auf den Mont Gele. Da das Hauptface komplett zerfahren war und auch die Hauptrinne (Spitzname: "Banane") schon von einer Gruppe befahren wurde, entschieden wir uns für Firstlines in der Rinne nebenan. Jonas wollte ein paar Fotos machen und David war damit einverstanden, dass ich die erste Linie ziehen darf. Ein schöner Powder-Abschluss meines Roadtrips. Staunende Zuschauer auf der darunter liegenden Buckelpiste gab?s gratis dazu.
Da die Zeit nach diesen drei Runs dank der Ostermassen und Wartezeiten an den Liften schon sehr fortgeschritten war und auch meine Kondition nachließ, zeigte uns David noch eine kleine Variante (Col des Mines), die direkt nach Verbier zurückführt.
Nach einem guten Bier mit Blick auf die wohlgekleidete englische High Society verabschiedeten wir David und läuteten nach der Talabfahrt recht schnell das Abendprogramm ein. Ein leckeres selbstgemachtes schweizer Fondue, einige Bier und diverse andere alkoholhaltige Getränke leiteten den Abend im Bus ein. Anschließend besuchten wir noch den Pub Mont Fort, den uns David empfohlen hatte.
Die Erinnerung des Autors und seines Begleiters weisen an dieser Stelle starke Erinnerungslücken auf, weshalb der Abend nicht weiter ausgeführt werden kann.
Aufgrund der nächtlichen Ausschweifungen war am folgenden Samstag nicht an Skifahren zu denken und so machten wir uns nach einem kleinen Sonnenbad auf den Heimweg.
Jonas setzte ich in Bern am Bahnhof ab und erreichte nach unzähligen Stunden im Osterverkehr wieder meine Heimat.
Ein festes Bett, eine Dusche, fließendes warmes Wasser, geregelte nahrhafte Mahlzeiten – Luxus den man nach einem Monat in Industriegebieten und Fastfood-Filialparkplätzen wieder zu schätzen lernt.
Zum Abschluss des Trip Reports möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mich bei meinem Roadtrip unterstützt haben:
Ganz besonders möchte ich mich natürlich bei allen Helfern, Freunden, Mitfahrern und Fotografen bedanken. Vielen Dank für die Hilfe! Ohne euch hätte der Trip niemals so viel Spaß gemacht.