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Abenteuer & Reisen

Trailrunning: Transvulcania

Ultratrail über die Kanarische Vulkan Insel La Palma

von Johannes Wolf 02.05.2023
La Palma ist eine Insel der besonderen Art und spätestens seit dem Vulkanausbruch 2021 weltweit bekannt. Aber La Palma zeichnet sich auch durch ein besonderes Trailrunning-Event aus. In wenigen Tagen ist es wieder soweit und der Transvulcania-Lauf startet zum dreizehnten Mal über die Insel.

In den letzten Jahren ist Trailrunning immer mehr zum Trend geworden und auch so mancher Wintersportler ist zum Läufer geworden. Denn im Sommer ist das Laufen in den Bergen die ideale Ausgleichssportart für die kommende Skitourensaison. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat auch mich wieder das Lauffieber gepackt, vor allem natürlich in den Bergen. Nachdem ich dann auch mit den ersten Trailrunning Wettkämpfen begonnen hatte und letztes Jahr mit dem GGUT55 meinen ersten Ultra Trail am Großglockner gelaufen bin, war es um mich geschehen. Ich steckte voll im Trailrunning Fieber. Nachdem dann letztes Jahr das Urlaubsziel feststand, es sollten die Kanarischen Inseln werden, und ich feststellte, dass der Transvulcania zum passenden Zeitpunkt stattfinden würde und es sogar noch Plätze gab, war klar, dass ich dort auf jeden Fall teilnehmen muss! Schließlich hatten mir schon so viele von diesem Lauf vorgeschwärmt. Allerdings war ich mir lange nicht sicher, ob ich die volle Distanz laufen soll oder den “kleineren” Marathon. Immerhin war ich solch eine Distanz und so viele Höhenmeter bisher nie gelaufen. Letztlich hab ich es dann doch gewagt und so ging es letzten Oktober beim Ultra an den Start.

Der Transvulcania gilt als eines der bekanntesten und härtesten Trailrunning-Events. Nicht ohne Grund: Mit einer Länge von 75 Kilometern und 4.735 positiven Höhenmeter sowie 4.405 negativen Höhenmetern gehört er zwar nicht zu den längsten Trailrunning-Events, jedoch ist die Strecke aufgrund der Route, die vom Meer aus über mehrere Vulkane und bis auf eine Höhe von 2.426 Metern führt, bevor es anschließend wieder bis zum Meer hinunter geht, landschaftlich einmalig. Seit Oktober ist der Transvulcania auch ein offizielles Event der UTMB World Series.

Die Insel La Palma ist mit ihren knapp 85.000 Einwohnern und einer Länge von gerade einmal 45km und einer Breite von knappen 27km die dritt kleinste Insel auf den Kanaren. Durch die geographische Lage und die Vielzahl an Vulkanen bietet La Palma allerhand zu sehen. Wir waren bereits einige Tage vor dem eigentlichen Event auf der Insel, um uns umzusehen und natürlich auch einige Teilabschnitte des Laufs anzuschauen, bevor dann mit dem Vertical Race das eigentliche Event startete. Beim Vertical Race absolvieren die Teilnehmer in kürzester Zeit 250 Höhenmeter und schon hier herrschte eine wahnsinnige Stimmung. Start ist am Playa del Puerto de Tazacorte. Anschließend geht es über den GR-131 Weg steil hinauf bis zum Mirador de la Punta. Viele Läufer nehmen das Vertical Race bereits als eine Art Warm Up mit. Der eigentliche Transvulcania-Lauf findet dann immer am folgenden Samstag statt.

Transvulcania Ultramarathon

Bereits um kurz nach 3 Uhr riss mich der Wecker an diesem Samstag aus dem Schlaf. Zwar wurde der Start von 06:00 Uhr morgens auf 07:00 Uhr verlegt, jedoch änderte das nichts an der Abfahrtszeit der Busse zum Startbereich. Grund hierfür war, dass die Straße durch den Vulkanausbruch verschüttet wurde und es nur eine provisorische Straße durch die Auslaufzone des Vulkanes gab. Dementsprechend langsam ging es auch voran. Für die knapp 30km waren wir rund 1 ½ Stunden unterwegs und so war bereits um 04:30 Uhr Abfahrt. Am Startbereich angekommen, bekamen wir dann zum ersten Mal die immer so angepriesene Stimmung mit. Die über 1000 Läufer:innen und die Moderatoren sorgten für einen grandiosen Start. Auf den ersten Kilometern ging es von Fuencaliente die Straße entlang direkt nach oben, bevor es dann auf einem kleinen Wanderweg in Richtung Los Canarios weiter ging. Hier zeigte sich nun auch das erste Mal, was mich die nächsten 20-30 Kilometer erwarten sollte: Laufen auf Vulkansand! Da es sich zu Beginn immer staut, ging es zunächst nur langsam voran. Daher ist der Einsatz von Stöcken auch bis zum ersten VP bei Los Canarios verboten.

In Los Canarios angekommen, tobte bereits trotz der frühen Uhrzeit die Bevölkerung und so hörte man die Worte “Venga Venga” oder “Vamos” lautstark über den Platz schallen. Nun wurde es endlich laufbar, jedoch nur kurz, denn schließlich müssen die Vulkane beim Transvulcania ja auch überwunden werden. So folgten die nächsten Stunden viele Kilometer auf schwarzem Sand. Dementsprechend merkte ich meine Beine bereits nach 25 Kilometern. In El Pilar befindet sich der dritte VP und hier trennte sich auch zum ersten Mal die Spreu vom Weizen, denn hier gibt es die erste Cut-Off Zeit. Nach einer kurzen Pause und nachdem ich die Schuhe vom Sand befreit hatte, hatte ich noch über eine Stunde Puffer, ich war also noch gut in der Zeit. Nun wurde es endlich richtig laufbar. Schöne Trails immer leicht hoch und runter bis schließlich VP 4 erreicht war. Von dort geht es noch einmal Steil nach oben und es empfiehlt sich, alle Flaschen voll zu machen, denn die nächsten 15 Kilometer gibt es keinen VP mehr. Was sich zwar nach wenig anhört, zieht sich gewaltig, denn auf dieser Strecke überwindet man noch einmal weit über 800 Höhenmeter. Nun kamen auch die ersten Zweifel auf, inzwischen war ich über 7 Stunden unterwegs und leider lief es mit der Verpflegung überhaupt nicht gut. Der Magen spielte einfach nicht so richtig mit und so gab es nicht wie geplant alle 40-60 Minuten ein Gel oder einen Riegel. Jedoch war der höchste Punkte der Tour in greifbarer Nähe. Nur noch 5 Kilometer bis zum Roque de Muchachas! Also mobilisierte ich noch einmal meine Energiereserven und schaffte es zum Roque. Dort angekommenn gab es endlich auch etwas vernünftiges und vor allem warmes zu essen. Dort stand zum ersten mal eine Entscheidung an: aufgeben oder weitermachen.

Denn zwar hat man am Roque de Muchachas schon über 50km überwunden, doch nun geht es fast nur noch hinunter und gerade hier ist volle Konzentration gefordert. Nachdem ich noch immer eine Stunde Puffer hatte und mich etwas stärken konnte, entschied ich mich letztlich daüfer, weiter zu machen. Zur Not würde ich einfach gehen… Für mich völlig überraschend lief es dann im Downhill wirklich super und ich konnte einiges an Zeit gut machen, sodass ich noch pünktlich zum Sonnenuntergang in Puerto de Tazacorte ankam.

Überglücklich war mir in diesem Moment klar: "Die letzten 5 Kilometer schaffst du nun auch noch!" Das Ziel war in greifbarer Nähe. Doch dieser Eindruck sollte täuschen, durch ein ausgetrocknetes Flussbett, das ich bereits einige Tage zuvor erkundet hatte, ging es nun in Richtung Los Lianos. Hier zahlte sich nun noch einmal die gute Stirnlampe aus, denn kaum war die Sonne weg, wurde es schlagartig dunkel. Hat man das Flußbett dann hinter sich gelassen, geht es noch einmal knappe 350-400hm hoch, bevor man die Straße erreicht, die Richtung Zielgerade führt. Dieser Abschnitt kam mir wirklich vor wie eine Ewigkeit, völlig platt ging ich nur noch die letzten Meter in Richtung Ziel, ich war physisch und mental einfach durch. Da halfen auch die Anfeuerungsrufe nichts mehr, erst ein paar hundert Meter vor dem Ziel schaffte es dann ein anderer Läufer, mich noch einmal zu motivieren. Wir liefen letztlich gemeinsam in die Zielgerade ein. Völlig fertig, aber wahnsinnig Stolz erreichte ich nach 13:44 Stunden das Ziel. 

Rückblickend kann ich nur bestätigen, dass dieser Lauf nicht ohne Grund zu den härteren Läufen gehört, jedoch auf Grund der Stimmung und der wirklich beeindruckenden Landschaft für alle Trailläufer:innen ein “Muss” ist. Für alle, die jetzt vielleicht Überlegen, jedoch noch nicht völlig überzeugt sind: In wenigen Tagen ist es wieder soweit, ein Blick in den Live-Stream sollte die letzten Zweifel sicherlich ausräumen.

Die Race Highlights 2022

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