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Abenteuer & Reisen

Transalp | Mit dem Snowboard durch die Alpen

Eine Splitboard-Tour einmal durch die Alpen: von Osttirol nach Berchtesgaden

von Roman Jagl 28.04.2013
Seit 20 Jahren fahre ich Snowboard. Und seit sechs Jahren hat mich das Tiefschneefahren in seinen Bann gezogen hat. Ich erinnere mich noch genau an die erste Abfahrt im hüfthohen Powder – und fast genauso erinnere ich mich an den enormen Muskelkater die Tage danach. Doch zurück blieb die Sucht nach dem Gefühl der Stille und Einsamkeit in der unberührten Natur: nach dem Adrenalin und Glücksgefühl beim „Durch-den-Schnee-schweben“.

Seit 20 Jahren fahre ich Snowboard. Und seit sechs Jahren hat mich das Tiefschneefahren in seinen Bann gezogen hat. Ich erinnere mich noch genau an die erste Abfahrt im hüfthohen Powder – und fast genauso erinnere ich mich an den enormen Muskelkater die Tage danach. Doch zurück blieb die Sucht nach dem Gefühl der Stille und Einsamkeit in der unberührten Natur: nach dem Adrenalin und Glücksgefühl beim „Durch-den-Schnee-schweben“.

Immer mehr Zeit verbrachte ich neben der Piste, auf Freeride-Camps und Lawinenkursen – und begann Touren zu gehen. Anfangs noch mit Schneeschuhen und seit einiger Zeit mit dem Splitboard. Schließlich wurde das Skitourengehen mit dem teilbaren Snowboard zu meiner Hauptsportart im Winter.

Als ich 2011 im Fernsehen eine Sportdokumentation über die „Fischer-Transalp“ sah, faszinierte mich die Idee, puristisch auf Ski die Alpen zu durchqueren, sofort und ließ mich nicht mehr los. Letztes Jahr erfuhr ich während eines Freeridecamps, dass die Freeride- und Alpin-Schule „dieBergstation“, welche die Fischer-Transalp damals als Berg- und Skiführer begleitete und maßgeblich an der Durchführung dieser Unternehmung beteiligt war, die Transalp künftig als Tour anbieten. Nach einigen Gesprächen mit Stephan Skrobar, einem der beiden Betreiber, was denn da genau auf mich zukommen würde, entschloss ich mich, die Tour mit dem Snowboard zu versuchen.

So stand ich also kurz vor meiner sportlich größten Herausforderung: Ich würde mit meinem Snowboard einmal durch die Alpen gehen und fahren – vom Virgental in Osttirol nach Ramsau bei Berchtesgaden.

Insgesamt waren wir schließlich zu sechst: Drei Skifahrer und ich. Skiführer Stephan und Bergführer Karl übernahmen die Leitung.

Nachdem der ursprüngliche Plan wegen der aktuellen Wetterlage kurzfristig etwas angepasst werden musste, trafen wir uns am 1. April 2013 morgen um neun an der Wildbachklamm in Ramsau bei Berchtesgaden. Dann ging es mit einem Shuttle zu unserem Startpunkt: Hinterbichl am Großvenediger. Auf Grund der Bedingungen der letzten Tage konnten wir den Start zur ersten Etappe, dem Aufstieg zur Johannishütte auf 2.121 m ausnahmsweise am Nachmittag machen, da ein erwärmungsbedingter Anstieg der Lawinengefahr, wie er normalerweise im Frühjahr zu erwarten ist, aufgrund der tiefen Temperaturen nicht zu erwarten war. Und so erreichten wir nach einem zweistündigen Aufstieg am Nachmittag die Hütte.

Dort bezogen wir nach einem vorzüglichen Abendessen unser Nachtlager, gemeinsam mit anderen BergsteigerInnen und TourengeherInnen, die das gleiche wie wir für den nächsten Tag geplant hatten: Die Besteigung des 3657 m hohen Großvenedigers.

Nach einem äußert frühen Tagesbeginn starteten wir bereits um 7:00 Uhr:  noch schnell dick Sonnencreme aufgetragen, Sitzgurt anziehen, Felle auf das gesplittete Board, 16 kg-Rucksack auf den Buckel – und dann die 1.600 Höhenmeter in Angriff nehmen. Die immer dünner werdende Luft machte das Vorhaben nicht leichter! Doch durch das großartige Tempo von Bergführer Karl und der Motivation durch Skiführer Stephan – und natürlich durch den Willen, den höchsten Berg Salzburgs und fünfthöchsten Bergs Österreichs bezwingen zu wollen – erreichten wir nach fünf Stunden den Gipfel des Großvenedigers und konnten, nach einem kurzen Balance-Akt über den berühmten Gipfelgrat zum Gipfelkreuz, bei traumhaften Wetter das unglaubliche Panorama über die Gipfelwelt der Alpen genießen. Bei sehr guter Fernsicht konnte man auch unseren weiteren Weg sehen und unser Ziel in der Ferne – am Ende des Horizonts – erahnen.

Nach einer kurzen Erholungsphase, einigen Müsliriegeln und ein paar Tassen Tee, machten wir uns bereit zur Abfahrt zur Kürsinger Hütte, wo die nächste Übernachtung geplant war. Der von oben einsehbare, unverspurte Nordwesthang ließ das Freerider-Herz höher schlagen und auf eine exzellente Abfahrt hoffen. Leider entpuppte sich der Schnee als astreiner Bruchharsch, was die Abfahrt eher zu einer anstrengenden Aufgabe machte. Doch das Panorama und das gute Wetter machten die schlechten Schneebedingungen wieder wett. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreichten wir am frühen Nachmittag die Kürsinger-Hütte. Da der Wetterbericht für die nächsten Tage nichts Gutes prophezeite, waren wir die einzigen Gäste auf der Hütte, die zu den größten Berghütten der Gegend zählt. So konnten wir in aller Ruhe die atemberaubende Landschaft und den Sonnenuntergang in den Bergen bei einem Bier und exzellenten Abendessen genießen.

Über Nacht hatte es ein paar Zentimeter geschneit und die Wolken hingen noch in den umliegenden Gipfeln. Der Plan des Tages war, einen dieser Gipfel zu erklimmen und dann weiter durch das Obersulzbachtal nach Neukirchen abzufahren. Das Wetter meinte es wieder gut mit uns, und nach ein paar bewölkten Stunden riss der Himmel auf. Allerdings mussten wir nach ca. 600 Höhenmeter Aufstieg aufgrund der Lawinengefahr unser Vorhaben abbrechen und begannen gleich mit der Talabfahrt. Hier stellte sich nun zum ersten mal der deutliche Nachteil des Snowboards gegenüber den Ski heraus, da das Anschieben mit Skiern im Flachen wesentlich leichter ist, als beim Snowboard – und man mit dem Snowboard bekanntermaßen leider keine Skating-Schritte machen kann. Schließlich erreichten wir, nach einer kurzen Jause auf der Postalm gegen 15:00 Uhr Neukirchen, wo uns Emil, der Hüttenwirt der Kürsingerhütte, zu unserem Quartier in Bramberg shuttelte – dem Naturresort Senningerhof. Wieder in der Zivilisation konnten wir die Vorteile von Sauna und Einkaufsmöglichkeiten genießen.

Am nächsten Tag nahmen wir die Gondel auf den Wildkogel, die einzige Aufstiegshilfe während unserer gesamten Tour. Wieder erwartete uns ein strahlend schöner Tag – trotz schlechten Wetterberichts. Nach einer rasanten Abfahrt auf der Rückseite des Skigebietes in einen Kessel, bestiegen wir wegen der tollen Schneebedingungen gleich noch den 2200 m hohen Steinkogel. Nach einer richtig guten „Baaz-Powder“-Abfahrt mussten noch mal die Felle aufgezogen werden, um dann nach Aschau bei Kitzbühel zur Oberlandhütte abfahren zu können. Wieder mussten wir ein sehr langes Tal rausschieben, und das bei ständig wärmer werdenden Temperaturen, die den nassen Schnee immer fauler werden ließen. Doch am Ende des Tages erreichten wir problemlos unser Nachtquartier.

Am nächsten Morgen brachte uns ein Taxi zu unserem nächsten Ausgangspunkt, Oberaurauch bei Kitzbühel. Und während wir unseren nächsten Gipfel, die Sonnspitze erklommen, musste Skiführer Stephan wegen Magenkrämpfe mit dem Taxi weiter nach Leogang zur nächsten Unterkunft fahren. Trotz relativ dichter Bewölkung erreichten wir zügig unser Ziel, und fuhren weiter Richtung Hochfilzen ab. Nach einer Tragepassage von etwa 1,5 km erreichten wir den Gasthof zur eisernen Hand, von wo wir ein Shuttle zu unserer Unterkunft in Leogang nahmen.


                        Transalp Snowboad 2013 Roman Jagl

Da Bernhard, einem der Teilnehmer, bei der letzten Tour ein Teil des Skischuhs gebrochen war und er eine große Blase auf der Fußsohle bekommen hatte, waren wir am nächsten Tag für die letzte Etappe nur noch zu dritt. Stephan ging es allerdings wieder besser und so machten wir uns auf zur letzten Überschreitung. Nach einer kurzen Taxi-Fahrt zum Ausgangspunkt in Weissbach bei Lofer ging es los: wir machten uns auf den Weg zu unserem letzten Gipfel der Transalp, dem 2.321 m hohen Seehorn. Durch die schlechte Sicht durch Nebel und Bewölkung war die Orientierung auf den 1.600 Höhenmetern nur mit GPS möglich. Doch auch das konnten wir lösen und so erreichten wir nach vier Stunden den Gipfel. Dort bereiteten wir uns zum letzten mal auf die Abfahrt vor. Ich baute meine „Touren-Ski“ zum letzten mal zum Snowboard um, und wir brachten aufgrund des sehr dichten Nebels eine sehr schwierige und abenteuerliche Abfahrt hinter uns. Dank GPS und der exzellenten Führung von Stephan fanden wir – anfangs noch einen langen und schmalen Grat folgend, dann auch die richtige Steilrinne, die uns in das Wimbach-Gries führte. Von dort aus konnten wir noch einige Kilometer das flache Tal rausschieben, bis wir schließlich die Wimbach-Klamm erreichten und dem Wanderweg noch weitere 2,5 km mit dem Board am Rucksack bis zum Auto folgten.

Schließlich konnten wir nach 6 Tagen auf eine erfolgreiche Durchquerung der Alpen zurückblicken: Insgesamt legten wir etwa 150 km Strecke und ca. 8.000 Höhenmeter im Aufstieg und etwa 9.000 Höhenmeter Abfahrt zurück.

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