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Equipment

Vergleichstest | Kamerarucksack EVOC CP 35L

Der Panzer für den professionellen Einsatz am Berg

von Knut Pohl 14.02.2013
Im Vergleichstest: Der EVOC CP 35L. Ein Riesen-Lastesel für das mobile Fotostudio am Berg. Trotzdem kann die nötige Skiausrüstung auch mit.

Kamera-Rucksäcke gibt es seit der DSLR-Revolution bald wie Sand am Meer. Doch Rucksäcke, in denen die Film- oder Fotoausrüstung genauso gut aufgehoben ist, wie das Sicherheitsequipment und alles Gerödel, was man so am Berg braucht, sind rar. Doch es gibt sie. Der EVOC CP 35L ist einer davon und kann im Test mit Detaillösungen genauso überzeugen, wie mit Fassungsvermögen und Organisation. Dabei spricht er vor allem den professionellen Fotografen an, der vermehrt des Shootings wegen an den Berg geht.

Der erste Eindruck

Was ein Panzer! Oder um es mit Fuldas Worten zu sagen: Schwarz. Breit. Stark.
Doch die erste Anprobe offenbart EVOC-typischen, guten Tragekomfort. Trotz – oder gerade wegen? – des integrierten Rückenpanzers. Rückenklappe auf und schon sind die Augen groß. Da geht ja wahnsinnig viel rein. Ein echter Kamerarucksack par exzellence. Und doch scheint er alle wichtigen Ausstattungen zu haben, die jeder andere EVOC-Rucksack aus der Kategorie „Snow" auch mit sich bringt, vom Gogglefach bis zur Aufbewahrung für die Sicherheitsausrüstung.

Die Ausstattung

Und an guten Detaillösungen und Ausstattungsfeatures hat man bei EVOC nun wirklich nicht gespart. Das gilt sowohl für Kamera-, als auch für Rucksack- und Skispezifische Lösungen. Fangen wir Kameraseitig an. Der rund um das Rückenteil laufende, abschließbare Reissverschluss mit breiten T-Griffen öffnet das Kameraabteil. Und zwar seitlich und komplett, Schulter- und Bauchgurte werden gleich mit weggeklappt. Zusammen mit der seitlichen Öffnung erlaubt das wirklich uneingeschränkten Zugriff auf die Foto- oder Filmausrüstung. Nichts ist im Wege und alles liegt übersichtlich und wohlsortiert vor einem. Dabei befindet sich in der Rückenplatte nicht nur eine herausnehmbare EVOC Liteshield Rückenprotektorplatte, die den Rücken vor der Kamera und umgekehrt schützt, sondern auch gleich vier Einstecktaschen; eine davon als Netztasche, die anderen als durchsichtige, spritzwassergeschütze Taschen ausgeführt. Perfekt für allen Kleinkram von Speicherkarten und Akkus, über Filter oder Putztücher bis hin zu Objektivdeckeln. Die Zipper-Garagen sind allerdings klein und sollten mit Sorgfalt bedient werden, das kein Metall am Kameraequipment schubbeln kann.

Rechts daneben liegt dann das Herzstück des Rucksacks, das Kamerakompartment. Dieses riesige Fach ist durch eine Rückwand mit Hartplastikeinlage von der Vorderseite des Rucksacks abgeschirmt. Mit 34 x 55 x 15 cm birgt es Platz für die gesamte Ausrüstung des ambitionierten Hobbyfotografen und ist durch komplett rearrangier- oder herausnehmbare Trennwände unterteilt. Das oberste Viertel des Faches ist dabei mittels Zip auch von der Rucksackvorderseite zugänglich. Zwei L-förmig abknickbare Längswände, eine Querwand und 6 Zwischenwände erlauben ziemlich beliebige Aufteilungen und Organisationen. Zwei Flaps lassen sich dabei als Deckel oder Zwischenböden einsetzen und extrem sinnvoll sind vier Polsterblöcke, die Hohlräume füllen oder speziell Schläge nach unten abdecken können. Ein Gummiband hält Kamera und/oder Objektiv in Position. Weiterhin gibt es an fototechnischer Spezialausstattung eine ausklappbare Stativhalterung, in die das Stativ unten eingeschoben wird und dann mittels zusätzlichem „Multi-Use" Riemen oder den Frontriemen mittig vor dem Rucksack verzurrt wird. Ausserdem gibt es einen seitlichen Einschub an den Seitentaschen für ein Einbeinstativ. So verpackt, lässt sich eine ansehnliche Menge Kameragerödel transportieren. Dazu trägt auch das Tragesystem bei. Anatomisch geformte Schultergurte mit Brustgurt (inkl. der für seriöse Bergrucksäcke obligaten Signalpfeife) und oberen Zurrgurten, ein gut gepolstertes, atmungsaktives Rückenteil und der EVOC-typische, elastische Klett-Hüftgurt mit zusätzlichem Zurrband ermöglichen exzellenten Tragekomfort. An letzterem befindet sich auch eine kleine Seitentasche – äußerst nützlich für schnell erreichbares Kleinzeug, ob Kompass, Handy oder Lippenschutz – und er ist abnehmbar; wozu ich mich aber nie verleitet fühlte. Zwei große, seitliche Taschen mit zusätzlichen Einschubtaschen innen sowie außen , Schlüsselclip und Adressfenster bringen einigen Krimskrams unter, den man halt so braucht, von Portmonee bis Brotzeit. Auch eine Trinkblase ist hier gut aufgehoben. Apropos Wasser: Eine integrierte, und – besonders beim Trocknen sinnvoll – abnehmbare Regenhülle ist in einem Fach am Rucksackboden verstaut. Besonders für das teure Kameraequipment ein sinnvoller Elementeschutz. Das ebenfalls abschliessbare Rucksack-Hauptfach bietet neben einer zusätzlichen Netztasche für Kleinzeug Einschübe für Schaufelblatt, -stiel und Sonde und einen eingenähten Notfallplan, wobei wir bei der Ski- bzw. Boardspezifischen Ausstattung wären. Zusätzlich zum Sicherheitsfach ist auf der Rucksackfront ein Brillenfach und eine Einschubtasche, z.B. für das Kartenmaterial vorhanden. Skihalterungen gibt es gleich in mehrfacher Form. Die seitliche Halterung erlaubt das Tragen in H-Form und mittels Schlaufe und „Multi-Use"-Riemen ist auch die diagonale Tragweise kein Problem. Zusätzlich dienen die Frontriemen mit den stabilen EVOC-Metalllaschen und Kantenschutz als Boardhalterung, in die natürlich auch zwei Ski nebeneinander passen. Die winterspezifische Ausrüstung runden zwei Pickelhalterungen ab.

Der Praxiseinsatz

In der Praxis überrascht der Tank durch unerwartete Vielseitigkeit. Durch das wirklich gute Tragesystem liegt der Rucksack gut am Körper, und auch relativ üppig befüllt ist die Masse des Rucksacks immer gut kontrollierbar und fühlt sich verhältnismässig leicht an. Wenig befüllt trägt er sich erstaunlich gut und angenehm. Die Größe stört kaum. Und üppig befüllt – zumindest was die Fotoausrüstung angeht, kommt bei mir am Berg dann doch selten vor. Und so bleibt Kapazität ungenutzt. Denn bei dem Rucksack ist der Schwerpunkt ganz klar auf Foto (jaja, natürlich auch Film) gelegt, und so habe ich den CP 35L deutlich lieber zur Hochzeit meines Bruders als auf den Berg mitgenommen. Auch wenn der Rucksack theoretisch über alles verfügt, was man am Berg braucht, und glasklar ein vollwertiges Fotopack darstellt, so ist der Alltagsnutzen am Berg leider doch eingeschränkt. So müssen quasi alle größeren Sachen, ob Steigfelle, Jacke, Wechselkleidung oder Brotzeit im Haupt-/Kameraabteil des Rucksacks verstaut werden. Eine Trennung zwischen Sachen, die im Außeneinsatz und daher nass sein können, und dem empfindlicheren Kameragerödel ist so nicht wirklich möglich. Das gilt speziell, wenn man die seitliche Skihalterung nutzen möchte, denn dann sind die Seitentaschen nur sehr beschränkt nutzbar. So befestigte Ski lassen sich aber hervorragend tragen, auch wenn die steife Form des Rucksacks die A-Form Tragweise nicht erlaubt. Bleiben die Ski hingegen am Fuß oder sollen diagonal auf den Rücken, ist in den Seitentaschen allerdings ordentlich Platz.


                        Rucksack mit Skifahrer dran im Wald

Auch der von beiden Seiten zugängliche obere Teil des Hauptfaches ist in der Praxis weniger hilfreich, als es klingt. Verstaut man hier kleine Teile, rutschen diese gerne am Rücken entlang ganz nach unten – oder dorthin, wo sie zwischen dem Kameraequipment platz finden. Nicht optimal. Besonders Müsliriegel sollte man hier nie verstauen, da sie sich auf der Reise durch die Kameraausrüstung gerne in ihre Bestandteile auflösen. Aber das gehört klar in die Kategorie Usererror. Hilfreich ist es jedoch, wenn man dort die Kamera mit montiertem Universal-Objektiv verstaut. Leider muss man dann mit Jacken, Mützen oder ähnlichem polstern und der Platz ist auch beschränkt. Auch das vordere Fach ist mit Schaufel und Sonde gut gefüllt und wenig voluminös, besonders, wenn man das Gogglefach auch noch bestimmungsgemäß nutzt. Hier ist also auch kein Stauraum für Weiteres zu erwarten. So bleibt also wenig Volumen, wenn es auf ernsthafte Touren geht, und somit wurde die Pickelhalterung auch nicht in der Praxis getestet, obwohl sie im Trockenen gut funktioniert. Dafür bleibt üppig Volumen für Kamerausrüstung. Mehrere Objektive oder gar Bodies sind kein Problem. Oder auch Kompaktblitze. Mit Einschränkungen bei der Objektivpalette würde sogar eine kleine Blitzanlage problemlos Platz finden. Dank den verschiedenen Gurten lassen sich auch Stativ, Blitzstativ und Reflektorschirm zusammen unterbringen. Wer also zu komplexen Shootings losziehen will, ist mit dem EVOC CP 35L bestens bedient. Wenn's dabei kein Lawinengelände sein muss, eignet sich das Schaufelfach auch hervorragend für den Laptop. Der Rucksack ist also sicher ein optimaler Begleiter, wenn klar mehr Foto als Ski auf dem Programm steht. Vom Backcountry-Kicker über Freestyle-Shootings im Park zu Urban-Shred-Sessions oder sogar der Familienhochzeit ist dieser Kamerarucksack sicher optimal.

Fazit

Wer einen Kamera-Rucksack für ernsthafte Shootings mit dem Schwerpunkt auf der Foto- oder Filmausbeute sucht, der ist mit dem CP 35L von EVOC optimal bedient. Oder wer einen Reise- und Abenteuerrucksack für das große Kamerabesteck sucht. Ohne Kompromisse ein vollwertiger Kamerarucksack für den professionellen Einsatz nicht nur am Berg, der zusätzlich gute Funktionen und Unterbringungen für alles beim Wintersport benötigte mit sich bringt. Wer weniger Kamera- und mehr Bergrucksack braucht, für den ist der EVOC vermutllich überdosiert. Vorteile:
+ Rückenprotektor
+ großes, gut organisiertes Kameraabteil
+ extrem guter Zugang über die Rückenklappe
+ sehr gutes Tragesystem
+ gute Detaillösungen für alles nötige Bergequipment
+ integrierte Regenhülle
+ stabil und robust Nachteile:
- hoher Preis
- wenig Platz für Jacken/Skifelle etc.
- de facto keine Trennung von Kamera- und Bergequipment möglich
- sehr groß
- Gewicht

Features:

Gut einstellbares Tragesystem mit Brustgurt und breitem Neopren-Hüftgurt
Gepolstertes und ventiliertes Rückenteil
Robuster Tragegriff
(*)Vom Rücken zugängliches Hauptfach mit großer Öffnung und griffigen T-Zippern
Großes, gut gepolstertes Kameraabteil mit flexibler und umfangreicher Unterteilung
Staufächer im Deckel für Filter, Speicherkarten etc.
Voluminöse Seitentaschen mit zusätzlichen Einstecktaschen
Separates Fach für Lawinenausstattung
Gepolstertes Goggle-Fach
Kartentasche
Stativhalterung
Eintecktasche für Einbeinstativ
Skibefestigungen (seitlich & diagonal) sowie Boardbefestigungen (auch für Schneeschuhe)
Pickelhalterungen
Regenschutzhülle Volumen: 35 L
Gewicht: 3,25 kg
Abmessungen: 34 x 55 x 19 cm
UVP: 299,90 € Zu den Produktinformationen des Herstellers

Anmerkung:

Nächste Saison hat EVOC mit dem CP 26L einen kleineren Fotorucksack im Programm, der deutlich mehr auf den Einsatz mit weniger Kameraequipment ausgelegt ist. Dafür ist die Hälfte des Haupfaches sauber Feuchtigkeitsdicht vom Kameraabteil getrennt und optimal für Berggerödel geeignet. Ausserdem verfügt er über einen seitlichen Kamera-Direktzugriff.
mehr Details in den ISPO News

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