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Events

ContestGeschehen 6 2023 | Safetyschulungen auf der FWT

Die FWT bemüht sich um Sicherheitsbewusstsein und Lawinenprävention

von Timo Macvan 18.03.2023
Die Freeride Worldtour 2022/23 liefert diese Saison wiedermal neue Maßstäbe in Sachen Kreativität, Airtime und Freestyle Elementen. Die Geschichte der älteren Generation und Big Mountain Fahrer mit ihrem alpinistischen Ansatz, wie Sam Anthamatten, Reine Barkered oder der de le Rue Brüder, scheint zu Ende erzählt. Lawinenprävention und Sicherheitsbewusstsein bleiben dennoch auch für die Contestszene zentrale Themen.

Die Flut junger, talentierter und Freestyle orientierter Fahrer:innen auf der Worldtour setzt immer neue Maßstäbe. Ob es doppelte Backflips sind à la Max Palm oder Max Hitzigs Sprung über eine 25m Klippe in Kanada, die erst vor ein paar Jahren eröffnet wurde und jetzt bereits per Backflip äußerst elegant gestanden wurde - es scheint als würde die neue Generation die alten Hasen aus der Contestszene drängen. 

Auf der FWT treffen sich verschiedene Erfahrungs- und Ausbildungslevels

Doch was diese Legenden den aktuellen Fahrer:innen zum großen Teil voraus haben, ist die Erfahrung am Berg. Respekt und Risikoeinschätzung stellen einen großen Teil des sicheren Freeridens dar und viel davon ist einfach erfahrungsbasiert. Nur durch Wissen sind eine bessere Einschätzung sowie der Umgang mit Gefahren möglich. Hierfür müssen die Athlet:innen wiederholend und konstant an Safety-Workshops teilnehmen, die durch Stephan Skrobar verantwortet werden. Stephan ist staatlich geprüfter Skilehrer und Skiführer, führt eine eigene Alpinschule und ist seit einigen Jahren Sicherheitsbeauftragter der Freeride Worldtour. In seinen Schulungen teilt er die Athlet:innen in viele kleinere Gruppen ein und passt das Niveau in Sprache und Inhalt den Teilnehmer:innen an. Er berichtet von "deutlichen Unterschieden, die zum einen kulturell und zum anderen biographischen Ursprungs sind". Damit meint er, dass es grundsätzlich Unterschiede in der Ausbildung gibt. In Nordamerika werden Details anders gehandhabt als in Neuseeland und selbst im Alpenraum treten immer wieder Unterschiede auf. Das sieht er aber durchaus als Vorteil, denn "die Athleten lernen voneinander und kommen somit auch direkt in einen Austausch." 

Jedoch fallen ihm immer wieder Unterschiede im Wissen und der Erfahrung auf, die auch darauf zurückführen sind, dass "der Vater von Finn (gemeint ist Finn Bilous) Bergführer ist und damit ist klar, dass dort ein ganz anderes Wissen vorhanden ist als beispielweise bei Justine (Dufour-Lapointe), die Medaillen bei Olympia im Buckelfahren geholt hat." Weiterhin betont er: "es ist ja auch völlig menschlich, dass ein 18jähriger Fahrer nicht dieses Wissen und diese Erfahrung haben kann wie jemand, der seit zwei Jahrzehnten in dem Geschäft ist." Somit lässt sich durchaus sagen, dass auch die junge Generation etwas von den Erfahrenen lernen kann, wozu sie auch absolut bereit sind. Skrobar hat beim letzten Stopp in Fieberbrunn eine freiwillige Schulung angeboten, die zu seinem Erstaunen sehr gut besucht war. Die Athlet:innen schätzen seine Arbeit sehr, was auch an seinem freundschaftlichen Umgang mit den jungen Rieder liegt. Einmal hat ihn eine Athletin nach einem Lawinenunfall angerufen und ihm berichtetet, dass sie genau das anwenden konnte, was sie zwei Wochen vorher geübt hatten. Sie konnte jemand, der "schon blau war" rausziehen und er hat überlebt.

Die Athlet:innen der Tour sind natürlich Vorbilder für die noch jüngeren Freerider, die zu immer größer werdenden Zahlen den Sport für sich entdecken. Auch ich bin mit meinen 25 Jahren immer wieder beeindruckt von den spektakulären Momenten der FWT, wobei ich ja im Vergleich zum Durchschnittalter auch bereits einer der älteren Kandidaten bin. Gesamtführender, Valentin Rainer, ist 24 Jahre jung und stellt selbst fest: "Es gibt nur noch drei ältere Fahrer auf der Tour."  Das unterstreicht nochmal die extreme Popularität und auch das Interesse junger Ski- und Snowboarder:innen am Contestfreeriden. Spektakuläre Videos und Bilder, die sich durch soziale Medien rasend schnell verbreiten erreichen auch die Generation Z. 

Contestfreeriden hat mit "normalem" Risikomanagement wenig zu tun

Jedoch stellt die Freeride Worldtour in den Medien und auch die Athleten auf ihren eigenen Kanälen selbstverständlich ausschließlich einen kleinen Teil des Freeridens dar. 99% der Freerider werden eben nicht mit einem Hubschrauber auf den Wildseeloder gebracht. Sie fahren auch keinen Hang der über mehrere Tage von einem Expertenteam aus allen möglichen Disziplinen stammend beobachtet, bemessen, bewertet und als sicher eingestuft wurde. Es sind auch keine Teams von Bergrettern in unmittelbarer Nähe, die bei ernsthaften Stürzen sofort für einen schnelle Erste-Hilfe und professionellen Abtransport sorgen. All diese Aufgaben machen wir alle eigentlich selber und haben somit eine ganz andere Verantwortung für uns selber und auch unseren Freunden mit denen wir den Tag im Powder genießen wollen. 

Dieser Artikel soll absolut nicht die Leistung der Frauen und Männer auf der FWT schmälern, deren Fähigkeiten, Mut sowie Kreativität anzweifeln oder in Frage stellen, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden. Es ist aber wichtig, sich bezüglich Lawinensicherheit und Risikomanagement die Unterschide zwischen der Tour und bewusst zu machen und dafür zu sensibilisieren.  

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