Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Events

Engelberg | Pre-Season Camps

Das perfekte Camp, um sich auf dem Winter vorzubereiten

von Volker Lehmann 04.01.2025
Anfang November flatterte bei spätsommerlichen Temperaturen die Einladung für das Pre-Season Camp ins Haus und sofort stellte sich eine gewisse Vorfreude auf den kommenden Winter ein. Diese Vorfreude steigerte sich noch, als eine Woche vor dem Camp das Detailprogramm eintraf – gepaart mit der Gewissheit, dass die Bedingungen rund um Engelberg vielversprechend sein würden. Letztes Jahr besuchte ich bereits das Big-Mountain Camp. Und wenn das Pre-Season Camp ähnlich gut organisiert und abenteuerlich sein wird, könnte es der ideale Refresher für die kommende Wintersaison werden.

Was ist das Pre-Season Camp?

Das Pre-Season Camps gibt es seit circa 10 Jahren und wurde von der Engelberger Bergführerlegende Dani Perret ins Leben gerufen. Die Philosophie dahinter: eine optimale Vorbereitung auf den Winter – auch bei den oft herrschenden schwierigen Bedingungen in der Vorsaison. Das Camp richtet sich an erfahrene Freerider und Skitourengänger, die ihre Skills auffrischen und vertiefen wollen, aber auch um Wissen auszutauschen und nicht alltägliche Skitourenabenteuer zu erleben.

Das facettenreiche Programm wird flexibel an die Gegebenheiten angepasst – ein großer Vorteil, den die Guides durch ihre Ortskenntnis voll ausspielen.

Tag 1 – The Mountain Studio

Wie es sich in der Schweiz gehört, begann der Morgen Punkt 9 Uhr mit einem «Znüni» mit Kaffee und Gipfeli. Treffpunkt war der Store von «The Mountain Studio», welcher Namensgeber unseres Pre-Season Camps sein sollte. Jedes Camp hat ein individuelles Motto, das sich durch verschiedene Side-Events während der drei Tage zieht.

Nach einer kurzen Begrüßung aller BergführerInnen und Skiguides gings es so schnell wie möglich auf den Berg. Bei strahlendem Sonnenschein und frischem Powder waren die Voraussetzungen ideal.

Vollgepackt mit Seil, Pickel und Klettergurt ging es direkt auf den Titlis. Nach einem Warm-up-Run auf dem komplett zerfahrenen Steinberg steuerten wir direkt die Traverse zum «Messer» an. Der Name kommt nicht von ungefähr, da ein Sturz hier böse folgen hätte. Dani coachte uns direkt am Berg, zeigte uns seine Tricks im Umgang mit Seil und Pickel und überließ uns das Sichern über den Grat. Die steile Abfahrt in den Nordhang führte uns zu einer felsdurchsetzten Engstelle, wo Dani uns erneut hilfreiche Tipps gab. Er zeigte uns auch hier, wie wir solche Stellen sicher, aber auch zügig meistern können. Das Seil über die Schultern gepackt und ab ging es in den Powder.

Nach einem kurzen Aufstieg mit Fellen steuerten wir das S- Couloir auf der noch geschlossen Jochstock Seite an. Wie meistere ich solch steile Abfahrten? Auch hier hatte Dani die passenden Tipps parat, und wir folgten mit präzisen  Turns der Schwerkraft. Eine Liftfahrt später standen wir im Einstieg zur berühmten «Laub», zirkelten oben durch die Steinwelt und genossen auf der Abfahrt feine Powderturns. Aber nicht, ohne dass uns Dani auf die Gefahren dieses gewaltigen Hanges aufmerksam machte. Zurück im Ort ließen wir den Tag bei Glühwein und Bier im TMS-Store Revue passieren. Was für ein Auftakt!

Tag 2- Skitechnik und Lawinenausbildung

Piers Solomon, bekannt aus den legendären und zeitlosen DPS Shadow Campaign Videos, erwartete uns am Samstagmorgen, um mit uns an unserer Skitechnik und unserem Style zu feilen. Buttern, Switch-Fahren, 360° – was so einfach aussieht, entpuppte sich bei schwierigen Sicht- und Schneebedingungen als echte Herausforderung. Piers gab uns dabei individuelle und äußerst hilfreiche Tipps, die uns helfen sollten, uns als SkifahrerInnen weiterzuentwickeln.

Nach der Mittagspause erwartete uns Bergführer Julian mit einem kurzen Input zur Lawinenausbildung. Nach einem kurzen Update des 3x3, erklärte er uns den Nivocheck. Ein Lawinen-Gefahrencheck, der darauf abzielt, den offiziellen Lawinenlagebericht auf lokaler Ebene zu überprüfen.

Minuten später schwebten wir wieder über den Gletscher und verschwanden kurz darauf in einer imposanten Gletscherspalte. Obwohl das Gletschereis auch hier oben immer mehr abnimmt, war es beeindruckend, diese Eiskathedrale zu bestaunen. Aber nicht ohne noch ein paar Abalakov-Eissanduhren in das Gletschereis zu setzen.

Auf der Abfahrt Richtung Tal blieb Julian plötzlich stehen. Lawinenunfall mit Mehrfachverschüttung. Anzahl der Opfer unklar. Wir als Gruppe mussten uns organisieren und den Ernstfall üben. 15 Minuten später hatten wir alle drei Dummies ausgebuddelt - eine starke Leistung für eine Gruppe, die sich erst seit einem Tag kannte. Mit solchen Leuten geht man gerne auf Tour!

Im Tal erwartete uns im lokalen Sportfachgeschäft «Arena Sports» Bier und Glühwein, während nebenan im Bergführerbüro der Käse fürs «Brotchäss» geschmolzen wurde. Leckerer Tag. Leckerer Apéro.

Tag 3 – Anwendungstour im Engelberger Tal

Frühmorgens standen wir an einer der über 40 Buiräbähnli des Engelberger Tals. Diese werden von den Einheimischen betrieben und ersparen einem ein paar lästige Höhenmeter und sind ein echtes Highlight.

Beim Aufstieg analysierten wir im Team die aktuellen Bedingungen. Passen unsere Beobachtungen mit dem Lawinenlagebericht überein? Dieser lautete: Eine 2+ mit Triebschnee, einem Altschneeproblem, angezuckert mit ca. 10cm Neuschnee. Nicht ohne!

Julian stellte uns auch hier die richtigen Fragen und gab uns Inputs, wie wir unsere eigenen Beobachtungen deuten können. Wir gingen die Sache defensiv an und hatten dennoch unseren Spaß im Powder.

Müsliriegel rein und Felle auf die Ski. Unser zweiter Gipfel erwartete uns mit ein paar zusätzlichen Höhenmetern. Während einer kurzen Pause beobachteten wir, wie eine Gruppe vor uns ein Schneebrett auslöste – zuerst kleinflächig, dann riss der halbe Hang. Wir standen glücklicherweise in einem Flachstück und die Lawine rollte bei uns aus. Aber was war mit der anderen Gruppe? Unklar! Möglicherweise zwei Verschüttete. Keine Übung, sondern Ernstfall. Kurze Ansagen, wer was macht, dann ab nach oben. Kurz nachdem der Notruf abgesetzt wurde, gab es Entwarnung: Niemand wurde verschüttet und alle waren wohlauf, und der REGA-Helikopter drehte über uns wieder ins Tal ab. Glück gehabt! Dennoch eine eindringliche Erinnerung an die Gefahren am Berg.

Den Gipfel ließen wir nach diesem Schock aus. Dafür belohnten wir uns mit einer traumhaften Abfahrt bei Sonne, Powder und einem passenden Kaltgetränk. Aber nicht ohne den Tag mit unserer Gruppe zu reflektieren!

Fazit

Die Pre-Season Camps sind der ideale Auftakt in die Wintersaison: Skifahrwerk einstellen, das Bewusstsein für alpine Gefahren schärfen, altes Wissen auffrischen und Neues lernen – all das machen die Camps zu einem besonderen Erlebnis. Die Organisation ist erstklassig, und die motivierten BergführerInnen sorgen dafür, dass man von früh bis spät die Berge intensiv erlebt. Dani gelingt es zudem, lokale Geschäfte authentisch einzubinden, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass man dort etwas kaufen muss. Vielmehr spiegelt sich darin der einzigartige Spirit des Freeride-Mekkas Engelberg wider.
Für mich steht fest: Es war nicht mein letztes Camp!

Fotogalerie

Kommentare