Timo: Freeriden ist ein großer Teil deines Lebens, du bist seit langer Zeit in der Szene und auch kompetitiv unterwegs. Was ist das für ein Gefühl Freeriden zu gehen? Wie fühlt es sich an, wenn du unterwegs im freien Gelände bist?
Manu: Wenn ich wirklich bei super Bedingungen am Berg bin, wobei ich mich nicht auf einen Auftrag konzentrieren muss, dann bin ich ganz in dem Moment und es ist eine komplette Erfüllung. Wenn ich dann noch etwas „senden“ kann, was so prickelnd an der Grenze ist und man nicht genau weiß, ob es funktioniert, aber am Ende doch klappt, dann ist das einfach großartig. Ich spiele einfach gerne mit diesen Grenzen.
Es gibt so Tage, wenn die Bedingungen passen, wo man pushen kann. Dabei vergesse ich die Zeit komplett, weil ich so in diesen Momenten lebe.
Timo: Welche Rolle spielt mentale Gesundheit in deinem Kosmos Freeriden? Wie nutzt du das ganze Thema für dich am Berg? Du hast zu dem Thema auch einen Film produziert.
Manu: Für mich ist draußen sein und sich bewegen zu können extrem wichtig für meine mentale Gesundheit. Und für mich als Sportlerin und in der Blase, in der ich mich bewege, ein großes Thema. Als Folge eines Sturzes hatte ich eine Gehirnerschütterung, die als kurzfristige Folge Gedächtnisverlust mit sich zog. Was mich aber langfristig beschäftigt hat, waren für eine gewisse Zeit akute Depressionen. Wenn der Kopf einmal komplett durchgeschüttelt wird, stellt sich die Frage, wie sortiert man sich dann wieder als Mensch und wo sind die Ankerpunkte, die wieder Vertrauen geben.
In dem Film, den du ansprichst (Through Darkness), geht es genau um dieses Thema. Ich war mir nach meinem Sturz nicht mehr sicher, ob ich überhaupt noch gescheit Snowboard fahren kann. In diesem Filmprojekt habe ich versucht, dies herauszufinden. Durch die Blindheit in der Dunkelheit musste ich mich mehr auf meine Instinkte und Muskelerinnerungen verlassen, und das hat unfassbar gut funktioniert. Wenn man die Sicht rausnimmt, dann hört das Denken sofort auf und der Körper übernimmt intuitiv. Du bist so fokussiert, weil du einerseits überfordert bist durch den Sichtverlust, aber auf der anderen Seite unterfordert, weil ganz viel Kapazität im Hirn nicht genutzt werden muss. Und das war super interessant und sehr wichtig für mich.