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Interviews

PowderPeople | Nikolai Schirmer: Letztlich rechtfertige ich das Risiko mit meinen Videos

Interview mit dem norwegischen Freerider und YouTube-Star Nikolai Schirmer

von Claus Lochbihler 21.03.2023
Seine Videos sind so beliebt wie Skireisen in die Lyngen-Alpen: Nikolai Schirmer erzählt auf Instagram und YouTube vom extremen Skifahren in Norwegen. Im Interview spricht der 32-jährige Norweger über seinen Versuch, Klimaschutz und eine Karriere als Profi-Freerider unter einen Hut zu bekommen, was das Freeriden im hohen Norden besonders macht und wie er versucht, die Risiken seines Berufs zu minimieren.

Nikolai auf Instagram und auf Youtube.

Claus Lochbihler: Ich habe mir angeschaut, welche User-Kommentare du auf deinem YouTube-Kanal beantwortest. Mir ist aufgefallen, dass du offenbar immer antwortest, wenn jemand erwähnt, dass er oder sie selbst einmal eine Lawine überlebt hat. Oder gar Freunde oder Angehörige in einer Lawine verloren hat.

Nikolai Schirmer: Stimmt. Da antworte ich immer.

Weshalb?

Weil das, was ich tue und in meinen Filmen zeige, Menschen, die eine Lawine überlebt haben oder Freunde und Angehörige beim Freeriden oder Tourengehen verloren haben, re-traumatisieren könnte. Ich möchte ihnen die Hand reichen und sagen, dass mir ihr Verlust leid tut. Besonders, wenn vielleicht ein Video von mir ihre Wunde wieder aufgerissen hat. Letztlich rechtfertige ich ja das Risiko mit meinen Videos. Ein Risiko, das sich in den Augen von Menschen, die jemanden dadurch verloren haben, vielleicht gar nicht mehr rechtfertigen lässt.

Falls du mal Kinder hast – würde das einen Unterschied machen in dem, was du tust?

Ich hoffe es. Es ist eine große Verantwortung, Leben in die Welt zu setzen. Kinder entscheiden sich ja nicht dafür, geboren zu werden. Wenn ein Elternteil stirbt – noch dazu bei etwas, was man nicht unbedingt tun muss - ist für das Kind alles von vornherein viel beschissener als es sein müsste. Kennst du die Szene in Meru? Mit Jimmy Chin, der seiner Mutter versprochen hatte, nicht in den Bergen zu sterben. Als sie stirbt, sagt er: ‚Okay, lasst uns zurück zum Meru gehen.‘ Ich finde, dass das den Konflikt, den die meisten Alpinisten kennen, ziemlich gut und sogar witzig auf den Punkt bringt. Die Beziehungen zu den Menschen, denen wir am nächsten sind, sollten einen Einfluss auf unsere Entscheidungsfindung haben.

In der großen Mehrzahl von Videos bist du nicht mit anderen Freeride-Promis, sondern mit Freunden unterwegs.

Ganz zu Beginn meiner Karriere dachte ich mal, ich müsste jetzt unbedingt mit anderen, bekannteren Skiprofis zusammenarbeiten. Aber es gibt einfach nichts Besseres als das Skifahren mit Freunden. Mir ist am wichtigsten, dass ich eine gute Zeit verbringe. Mit einem Freund oder einer guten Freundin gehe ich lieber auf Tour als mit einem Skipromi, den ich gar nicht gut kenne.

Hast du einen Lieblings-Ski-Partner?

Mein Lieblingsskifahrer auf der Welt ist ein Splitboarder: mein Freund Krister Kopola. Wir kennen beide unser Niveau und vertrauen uns. Außerdem hat Krister immer gute Ideen, wo ich in meiner Linie die Schwünge setzen könnte. Ich mag seine Einstellung, mit der er jede noch so große Widrigkeit überwindet.

Wenn du dir trotzdem einen bekannten Skiprofi für eine gemeinsame Tour aussuchen könntest, wer wäre das?

Ich möchte gern mehr Skifahrerinnen einbeziehen. Meine Videoreihe ist immer noch sehr kerle-lastig. Viele meiner Follower finden allerdings, dass ich mal mit Cody Townsend zusammenarbeiten sollte. Das wäre sicher auch lustig.

Dafür müsstest du allerdings nach Nordamerika fliegen, wo du doch eigentlich aus Klimaschutzgründen beschlossen hast, dich auf Norwegen und Europa zu beschränken. Auf welchen COO2-Abdruck steuerst du derzeit zu?

Ich hatte ihn vor drei Jahren von über 40 auf 12 Tonnen reduziert – was wenigstens dem norwegischen Durchschnitt entspricht. Seit 2021 habe ich nicht mehr mitgezählt, aber ich würde annehmen, dass es noch ein bisschen weniger geworden ist. Ich fliege immer noch ein bisschen, aber fahre jetzt ausschließlich mit dem E-Auto oder dem Zug.

Ein Freund von dir kam damals auf nur fünf Tonnen.

Mein Freund Mika! Es ist schon erstaunlich, wie konsequent er ist. Er reist viel weniger als ich, geht maximal nach Lyngen, wo es natürlich auch sehr, sehr schön ist.

Wie bis du eigentlich von Norwegen zu unserem Interview in München gekommen?

Mit dem Flugzeug. Ab hier geht es dann mit dem Zug weiter. Ich hatte am Vortag noch eine Veranstaltung in Oslo. Wenn die Erwartung deiner Sponsoren (Nikolai ist Athlet bei Norrøna) die ist, dass man einen Tag später in München sein soll, muss man leider fliegen. Der Zug von Oslo nach München dauert zwei Tage. Dafür fliege ich auch diesen Winter wieder nicht nach Nordamerika. Ich hatte zwei Einladungen nach New York und Boulder – die habe ich abgesagt. Trotzdem ist mir wichtig, dass ich nicht als Absolutist rüberkomme. Viele Leute werden von dem Versuch, etwas gegen den Klimawandel zu tun, abgeschreckt, weil sie das Gefühl haben, dass es eine absolute Sache ist, bei der man der sich quasi in einen Heiligen verwandeln muss.

Oder einen Mönch.

Das schreckt viele ab. Dabei ist es wichtig, möglichst jeden ins Boot zu holen. Wenn jemand seine Emissionen um die Hälfte reduzierst, ist er immer noch viel besser als die meisten Regierungen dieser Welt. Deshalb halte ich es für wichtig, die Botschaft zu verbreiten: Tut einfach etwas. Etwas zu tun ist viel besser als gar nichts zu tun. Es bringt schon was, deutlich weniger Fleisch zu essen als früher.

Bist du Vegetarier?

Nein. Aber wenn ich mir einen Burger holte, ist der meistens ohne Fleisch. Ich liebe die fleischlosen Burger. Das schmeckt so gut wie mit Fleisch. Man kann sich ja auch immer eine Scheibe Speck draufgeben.

Du kannst seit ein paar Jahren komplett vom Skifahren und Filmen leben, dein beliebtestes Video "I've never seen anybody ride that fast!" - Endless Winter 3 - YouTube zählt 1,3 Millionen Views. Gab es trotzdem Momente in deiner Karriere als Freerider und YouTuber, die du als Scheitern bezeichnen würdest?

Mein größter Kampf bestand darin, einen Weg zu finden, die viele Arbeit hinzukriegen. Eine Balance zu finden zwischen dem Skifahren und der Filmarbeit. Viele denken ja, ich fahre nur Ski. Aber das Planen, Drehen und Schneiden meiner Filme macht unglaublich viel Arbeit. Wenn man da nicht aufpasst, wird es immer noch mehr. Wenn sich jeder Moment plötzlich so anfühlt, dass man ihn mit Arbeit füllen könnte, ist das auf Dauer nicht gut. Abgesehen davon schätze ich mich sehr glücklich. Meine Verletzungen sind alle gut geheilt. Und ich habe bis jetzt keinen meiner engen Freunde in den Bergen verloren.  

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Unter deinen YouTube-Followern ist mir ein ziemlich religiöser und etwas skurriler Splitboarder aus Alaska aufgefallen.

Du meinst bestimmt Faith in action. Der ist wirklich der Beste. Lachen.

In seinen Videos betet er laut am Gipfel, bevor er sich an die Abfahrt macht. Offenbar seine Art, sich für die Berge dankbar zu zeigen und sich auf die Abfahrt zu fokussieren.

Ich habe das Gefühl, dass er mich daran erinnern möchte, dass Nikolai Schirmer eines Tages in die Hölle kommt, weil ich nicht gläubig bin. Lachen. Umso mehr dürfte ihm eines meiner letzten Videos gefallen: A Time for Everything.

Weshalb?

Weil der Videotitel ein Bibelzitat ist, aber auch der Titel eines Buchs von Karl Ove Knausgård , dem norwegischen Autor, das mir sehr gefällt: En tid for alt (Alles hat seine Zeit). In meinem Video geht es darum, dass alles seine Zeit hat - egal, ob es um bestimmte Lebensentscheidungen geht oder wie im Video um den richtigen Zeitpunkt für eine Abfahrt durch die Nordflanke des Store Jægervasstinden. Und dass man manchmal umkehren muss, wenn die Zeit dafür noch nicht gekommen ist. Außerdem geht es ein bisschen auch um die Bibel, die meine sehr religiöse Großmutter mir – ihrem überhaupt nicht religiösen Enkel – zu seiner Jugendweihe geschenkt hat. Das dürfte Faith in Action sehr gefallen.

Hältst du das Skitourengehen in Norwegen, das unter Tourengehern aus ganz Europa beliebt geworden ist, eigentlich für riskanter als anderswo?

Nein. Man muss sich natürlich – wie überall – auf die lokalen Bedingungen einstellen. Zum Beispiel dass es bei uns – besonders im Norden – sehr häufig und über lange Zeit Schwachschichten in der Schneedecke gibt. Wobei es das woanders ganz ähnlich gibt. Das Wetter in Norwegen ist natürlich oft sehr, sehr rau, auch wegen der Nähe zum Meer. Und dann ist man auf vielen Touren weit und breit oft ganz allein unterwegs.

Das Gelände ist oft noch felsiger als in den Alpen.

Das stimmt, es gibt jede Menge Felsen bei uns.

Deine letzte große Verletzung – unter anderem den Riss einer Achillessehne -  hast du dir bei einem Sturz über versteckte Felsen zugezogen.

Es waren vier Steine. Bumm, bumm, bumm, bumm, hat es da getan (Video dazu: Doing a 78 week rehab in 15 weeks. Healing an achilles to save winter.) Ich weiß aber nicht, ob das Risiko durch das felsige Gelände in Norwegen wirklich höher ist. Dazu kenne ich keine Zahlen. Es ist vermutlich überall eher eine Frage der Schneelage und des Geländes. Und wie früh man loszieht.

In deinen Videos sieht man dich im Aufstieg fast so viel beim Hochstapfen – Bootpacking - wie auf Skiern. Ist das spezifisch norwegisch?

Bei dem Gelände, das ich gerne fahre, muss man in Norwegen im Aufstieg schnell von den Skiern herunter, weil es so steil und eng ist. Das Bootpacking ist durch neue Ausrüstung auch um einiges leichter geworden – etwa durch das Material von Auftriib. Letztlich hängt es davon ab, für welche Art von Gelände man sich interessiert. Ich bootpacke eigentlich überall – und wundere mich manchmal, warum es in den Alpen nicht mehr tun.

Was sollte man wissen, wenn man das erste Mal nach Norwegen zum Skitourengehen kommt?

Die Leute, die bei uns über die Lawinensituation berichten, müssen riesige Gebiete abdecken. Von daher sind die Lawinenlageberichte in Norwegen gröber und weniger präzise als in den Alpen. Eher so wie in Kanada. Ich ziehe natürlich trotzdem oder gerade auch deswegen meinen Hut vor unseren Lawinenbulletins. Als ich aufgewachsen bin, hatten wir noch nicht diese Qualität. In den letzten vier oder fünf Jahren haben ein paar wirklich gute Leute die Lawinenprognose für die Berge Norwegens  nochmal besser gemacht.

Gibt es weitere Besonderheiten?

Man sollte wissen, dass die Beobachter unseres Lawinenwarndiensts oft nicht sehr hoch gehen. In den Lyngen-Alpen zum Beispiel im Allgemeinen nicht über tausend Meter – was vom Meer aus natürlich immer noch sehr hoch ist. Man hat manchmal also wenig Ahnung, wie die Verhältnisse oberhalb von tausend Metern aussehen. Es sei denn, man findet es selbst heraus.

In der Saison 21/22 gab es in Norwegen sehr viele Lawinenunfälle.

Wir hatten über lange Zeit ein Problem mit Schwachschichten, besonders in Lyngen. Es gab leider ziemlich viele und leider auch tödliche Lawinenunfälle. Dabei gab es die Schwachschichten eigentlich nur unterhalb von tausend Metern Höhe. Darüber war es viel besser. Das weiß man natürlich erst, wenn man dort war und es überprüft hat. Man musste auch einen sicheren Weg nach oben finden, was an manchen Orten ziemlich knifflig und technisch sein kann. Umso wichtiger ist es, dass jeder meldet, was er beobachtet hat. So bündeln wir unser Wissen. Und jeder hat auf diese Weise mehr Informationen für eine bessere Tourenplanung.

Hast du eine Art fixes Protokoll oder einen Prozess für dein Risikomanagement und die Bewertung der Lawinenlage, wenn du auf Tour gehst?

Zuallererst versuche ich gute und möglichst sichere Schneeverhältnisse zu finden. Ich studiere den  Lawinenlagebericht und kombiniere das mit meinen eigenen, im Gelände gewonnenen Einschätzungen. Im Gelände selbst checke ich das ständig gegen – mit Schneeprofilen, mit der Beobachtung des Wetters und seinen Auswirkungen auf die Schneedecke. Ich versuche eine Art Systemdenken zu entwickeln. Ich entwickle Annahmen über die Schneedecke und wie sich zum Beispiel der Wind auf sie auswirkt. Wo gibt es Schwachschichten? Wie wirkt sich die Sonne auf den Schnee aus? Gleichzeitig versuche ich, das Gelände so zu wählen, dass das schlimmstmögliche Ergebnis nicht unbedingt tödlich verläuft. Ich versuche, ein Gelände mit sauberen Ausläufen zu wählen, vielleicht ohne große Felsabbrüche, über die ich stürzen könnte, ohne Geländefallen und so weiter. Außerdem versuche ich, die Zeit, die ich in gefährlich exponiertem Gelände verbringe, zu minimieren. Wenn ich also eine Steilwand fahre, versuche ich, meinen Weg in diese Steilwand so sicher wie möglich zu wählen.

Du nutzt ziemlich oft FATMAP, einen Kartendienst, der Gelände und Steilheit farbig und in 3D abbildet.

Es sollten noch viel mehr Leute solche Kartendienste nutzen! (Siehe z.B. Nikolai's Video dazu: How I Use FATMAP - YouTube) Besonders die, die sich relativ neu im Backcountry bewegen. Wenn man nicht steiler als 30 Grad unterwegs ist, ist man nämlich an sehr vielen Tagen sehr sicher unterwegs. Kompliziert wird es erst, wenn man steileres Gelände befahren will. Dann muss man wie ich sehr wählerisch sein, was die Tage angeht. Dann muss man abwarten können. Für Eulogy Of A Steep Skier haben wir einen Monat gewartet, bis die Bedingungen und das Wetter gepasst haben.

Vor dem Dreh deines ersten Sofia-Films gab es zwei Monate lang ein hartnäckiges Schwachschichtproblem in der Schneedecke. Du bist also zwei Monate lang nichts Steileres als 30 Grad gefahren?

So war es. Und wir hatten Spaß dabei! Und haben sogar ein Video gemacht.

Es wird in der Alpin-Szene viel über Fehlerkultur diskutiert. Und dass man mehr über Fehler reden sollte. Andererseits bricht über Menschen, die gerettet wurden oder Fehler am Berg eingestehen, oft ein Shitstorm herein. Was ist deine Meinung dazu?

Natürlich ist es unangenehm, wenn man von anderen als Idiot bezeichnet wird. Aber vermutlich muss man das einfach in Kauf nehmen. Ich will mich auch nicht als jemand darstellen, der nie Fehler macht. Ich mache ständig Fehler. Ich versuche das zu vermeiden, aber ich mache Fehler. Jeder macht Fehler. Die besten Bergsteiger Norwegens waren schon mal knapp oder tatsächlich in einer Lawine, genauso die besten Bergführer. Es ist einfach unmöglich, die ganze Zeit alles zu 100 Prozent richtig zu machen. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam aus unseren Fehlern lernen. Nur so bauen wir Wissen auf und kommen voran. Der Hass oder das sich Lustig-Machen über Menschen, die falsche Entscheidungen getroffen haben, ist kontraproduktiv. Das führt nur dazu, dass sich die Leute nicht mehr trauen über ihre Fehler zu sprechen. Und niemand daraus lernen kann.

Manchmal arbeitest du bei deinen Filmprojekten mit Bergführern, manchmal nicht. Wovon hängt das ab?

Von meinem Arbeitspensum. Wenn ich Ski fahre, Regie führe und den Film auch noch produziere, bin ich manchmal froh, wenn ich mir nicht auch noch ständig Gedanken über die Schneedecke und die Lawinengefahr machen muss. Aber das ist die Ausnahme. Für mich gehört zum Freeriden und Tourengehen, dass man in seinen Entscheidungen unabhängig ist und seine eigenen Entscheidungen trifft. Die meiste Zeit möchte ich es sein, der für mich die Entscheidungen im Gelände trifft.

Ein paar deiner Freunde sind Bergführer. Wenn du mit ihnen zusammen unterwegs sind: Ist dann immer der Bergführer der Chef? Oder seid ihr gleichberechtigt?

Ich verneige mich natürlich immer vor der Autorität der Weisheit. Lacht. Aber meistens pflegen wir eine Art dialektischen Prozess. Also ein Gespräch innerhalb der ganzen Gruppe: Was hat man beobachtet, was bedeutet das und zu welcher Entscheidung sollten wir gelangen.

Hast du schon mal so etwas Verantwortungsdiffusion erlebt? Dass niemand entscheidet, weil jeder und niemand zuständig ist?   

Ich glaube, das passiert am ehesten in einer zu großen, zusammengewürfelten Gruppe. Und eher nicht, wenn man ständig untereinander kommuniziert und sich fragt: Wie ist die Schneedecke? Stimmt das mit unseren Annahmen überein? Ist es sicher oder nicht? Wo sind in der Abfahrt sichere Haltepunkte? Aber natürlich funktioniert dieses Kommunizieren in der Gruppe nicht immer, wie man in unserem ersten WAVY-Film sehen kann.

Da ist Merrick Mordal, die Frau in eurem Trio, vorsichtiger als ihr zwei Männer. Sie würde gern ein Schneeprofil graben, aber weil die Gruppe spät dran ist – der Bootsmotor ist in der Früh nicht angesprungen – und ihr Sorge habt, dass euch die Erwärmung einen Strich durch die Rechnung macht, wollt ihr Zeit sparen und verzichtet auf ein Schneeprofil. Als du in den Hang einfährst, löst du nach den ersten Schwüngen eine Lawine aus – kannst dich aber auf einen Hangrücken retten.

Da ist wirklich einiges falsch gelaufen. Ich glaube trotzdem nicht, dass das ein gutes Beispiel für Verantwortungsdiffusion ist. Eher dafür, was passiert, wenn zwei – ich und mein Freund Krister Kopola - viel zu stark auf diese eine Abfahrt fixiert sind. Hinzu kommt, dass Merrick, die Vorsichtige, so weit hinter uns nachkommt. Wir konnten nicht miteinander reden. Als sie oben ankommt, haben Krister und ich bereits eine Entscheidung getroffen.

Erzeugen Ski-Videos – selbst, wenn sie so realistisch sind wie deine – nicht auch gefährliche Illusionen und Wunschträume?

Natürlich zeigen Ski-Videos hauptsächlich die guten Tage. Wenn ich in einer Saison zehn Videos produziere, dann brauche ich auch nur zehn gute Tage. Aber alle denken, jeder meiner Skitage wäre so wie in den Videos. Dabei sitzen wir auch viel herum und warten. Bei WAVY II zum Beispiel geht es im Grunde nur darum, guten, sicheren Schnee zu finden. Wir sprechen über unsere Schneestrategie vor der Reise und wie sich die Hitze auf den Schnee auswirkt. Auch in Eulogy Of A Steep Skier geht es sehr viel um die Schneeverhältnisse und die dazu passende Strategie. Andererseits sollen meine Videos kein Tutorial werden. Ich darf auch meine eigene Rolle und Kompetenz nicht überschreiten. Ich bin schließlich kein Bergführer und auch kein Lawinenforscher.

Was bist du?

Ich bin nur ein Profi-Freerider, der versucht, Spaß zu haben. Mir ist natürlich bewusst, dass sich manche Leute meine Videos anschauen und ihnen dann nacheifern. Das bringt eine Verantwortung mit sich, der ich versuche gerecht zu werden. Aber nochmal: Ich bin keine Autorität auf diesem Gebiet und ich möchte auch nicht so tun, als ob ich das wäre.

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