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Materialtests

Materialtest | Fitwell Backcountry Boot

scarpe italiane!

von Patrick Wehowsky • 01.03.2017
Neben klassischen Snowboardboot Herstellern wie Deeluxe oder Northwave war die für ihre Bergschuhe bekannte italienische Firma Fitwell lange unbekannt im Snowboardbereich. Das hat sich vor ca. 4 Jahren schlagartig geändert, als in den einschlägigen Foren die ersten Bilder eines steigeisenfesten Snowboardschuhs von Fitwell die Runde machten.

Weshalb– so mögen einige Leserinnen und Leser berechtigt fragen – gibt es jetzt erst einen Test zu lesen? Eine Antwort lautet: Die Wege des Marketings sind unergründlich und verlaufen manchmal im Sande. Eine andere, funktionalere Antwort lautet: Weil der Schuh einer von wenigen Snowboardboots ist, die eine richtige Bergsohle haben und so ziemlich alles mitbringen, was ein Tourenschuh so braucht.

Erster Eindruck

Wow, der Schuh fasst sich wertig an. Die Zebra- Optik ist für manche anfänglich gewöhnungsbedürftig, aber im alltäglichen Einsatz gewöhnt man sich schnell daran. Sehr gute Qualität auf den ersten Eindruck, man merkt, dass da jemand Ahnung vom Schuhhandwerk hat. Ehrlich gesagt habe ich das auch so erwartet - wenn es die Italiener nicht hinbekommen, wer denn dann?! Das erste Mal an den Füßen lässt einen erstmal zweifeln, ob das mit dem Snowboarden wirklich ernst gemeint ist. Man steht wie einbetoniert. Puh, das ist mit Abstand der härteste Snowboardschuh, den ich je an hatte.

Tester und Testbedingungen

Ich bin 173cm groß, wiege 70kg und bin schon lange mit dem Splitboard unterwegs. Der Fitwell wurde von mir sowohl im Gebiet als auch auf (Mehrtages)touren verwendet. Von Brucharsch über Kunstschneepisten bis hin zum geliebten Pulver war schneetechnisch alles mit dabei. Ich habe ca. 27 cm lange, unkomplizierte Füße, was normalerweise zu Schuhgröße 27, bzw. 42, führt. Bei Fitwell habe ich Größe 28. Das kann bei größeren Schuhgrößen eventuell problematisch werden.

Testbericht

Die Schuhe wiegen in Größe 28 ca. 1400 Gramm pro Schuh und sind damit gewichtsmäßig auf der schweren Seite. Heavy Duty sozusagen. Mit anderem Innenschuh – dazu weiter unten mehr – komme ich auf 1300 Gramm pro Schuh, was akzeptabel ist.

AuĂźenschuh
Mein Schuh hat eine Sohlenlänge von 295 mm in Größe 28. Die Schnürung (normale Schnürsenkel) funktioniert ohne Probleme, die Haken im oberen Bereich sind gut zu schnüren (Haken sind nicht zu weit zugebogen) und die Klemm- Blockierung für den Unterschuhbereich tut, was sie soll.Die Verarbeitung ist erstklassig und wirkliche Abnutzungserscheinungen lassen sich auch nach ca. 40 Tagen Benutzung nicht erkennen. Die weißen Streifen in der Zebraoptik sind durch einige Matschexpeditionen etwas gelblich geworden – wen juckts? Ansonsten ist alles piccobello.

Materialtests
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Innenschuh
Der Innenschuh ist ebenfalls wertig verarbeitet. Darüber hinaus ist er vor allem eines – stahlhart. Ich habe mal ein kleines Video zur Verdeutlichung des Flexverhaltens im Vergleich zu einem Skitourenliner und einem alten Deeluxe Innenschuh gemacht, um die Härte zu demonstrieren.

Passform
Mir hat der Schuh, abgesehen von der enormen Steifigkeit, von Anfang an ordentlich gepasst. Nach den ersten ein, zwei Touren hatte ich teilweise blaue Schienbeine und habe mir Blasen gelaufen, dachte aber das gibt sich mit der Zeit. Zudem bin ich, warum auch immer, mit dem Innenschuh im AuĂźenschuh herumgerutscht, was ich so noch in keinem Schuh hatte.

Leider (oder zum Glück) lösten sich die Probleme nicht mit der Zeit, was dazu führte, dass ich probeweise einen anderen Innenschuh benutzt habe. BINGO! Von nun an keine Blasen mehr, kein Rutschen mehr und ein super Flexverhalten. Bei der Analyse meiner Probleme ist mir, zumindest was die blauen Schienbeine angeht, ein Aspekt aufgefallen: Die Original-Innenschuhe schließen fast auf gleicher Höhe mit den Außenschuhen ab und haben zusätzlich eine sehr harte Abschlusskante, was einen unangenehmen „Kantendruck“ zur Folge hat. Die anderen, von mir benutzten Innenschuhe waren deutlich höher, deshalb gab es hier diese Problematiken nicht mehr.

Ich habe die Schuhe des öfteren mit meinen Salewa Körbchen-Steigeisen getragen und die Schuhe haben im Vergleich zu meinen vorherigen Schuhen deutlich besser in die Steigeisen gepasst. Die Stabilität war „bergschuhlike“. Eisklettern war ich persönlich nicht damit, aber es finden sich Bilder im World Wide Web, welche die – eingeschränkte – Tauglichkeit auch in diesem Bergsportsegment unter Beweis stellen.

Aufstiegseigenschaften
Im Aufstieg mit dem Splitboard fällt auf, dass der Kantenhalt durch den festen Schuh und die verwindungssteife Sohle deutlich besser ist. Lange Schritte sind beim Fitwell nahezu unmöglich, da die Rückseite des Schuhs unerbittlich ist. Im Prinzip könnte man ihn auch ohne Highback fahren, behaupte ich mal.

Im kombinierten Gelände gefällt der Schuh ebenso durch seinen starken Grip, ordentliche Kletterfähigkeiten und eine gute Passform für Steigeisen. Ganz zu schweigen von den Qualitäten auf rutschigen Talstations-Treppen….

Abfahrtseigenschaften
“It’s all about the down“ sagt der Softbooter zum Hardbooter und meint das unvergleichliche Softbootfeeling bergab. Der Fitwell Backcountry in Originalkonstellation (mit Fitwell Innenschuh) ist für mich eindeutig zu hart und damit schmerzhaft. Mit allen anderen Innenschuhen dagegen ist das Abfahrtsfeeling gut. Der höhere Stand durch die Vibramsohle im Vergleich zu anderen Snowboardboots macht mir persönlich nichts aus. Ich bin den Fitwell aufgrund seines mit neuem Innenschuh guten Flexverhaltens dann nicht nur auf Tour sondern auch im Gebiet gefahren.

Fazit

Mit anderem Innenschuh ist der Fitwell Backcountry ein gut zu fahrender, qualitativ hochwertig verarbeiteter Snowboardschuh, der souverän mit allen Anforderungen, die das Hochgebirge an ihn stellt, fertig wird. Sowohl im kombinierten Gelände als auch mit Steigeisen ist er in seinem Element.

Wer einen stabilen, langlebigen Tourenboot speziell für alpinere Vorhaben sucht, ist beim Fitwell Backcountry gut aufgehoben. Zwar ist er etwas schwerer als gewöhnliche Snowboardschuhe, gleicht das aber durch seine Langlebigkeit und gute Kletterperformance bei weitem aus.

Vor – und Nachteile

+Langlebigkeit
+Verarbeitungsqualität
+Vibramsohle
+einfache SchnĂĽrung
-Innenschuhe sehr hart, wurden auch nach einigen Tagen nicht weicher
-Gewicht

Details

Gewicht: 1270g pro Schuh  (Herstellerangabe bei Größe 42) – Nachgewogen 1400 Gramm
Mondopoint-Größen = EU 26,0 = 39,5  | 26,5 = 40    |  27,0 = 41 ½ |  27,5= 41  |   28,0 = 42  |  28,5 = 43  |  29,0 = 44 29,5 = 44 ½  |  30,0 = 45  |  30,5 = 46   |    31,0 = 46 1/2

Hier geht es zur Website des Herstellers mit weiteren Informationen.

Der Schuh wurde PowderGuide kostenlos vom Hersteller zur VerfĂĽgung gestellt. Wie wir testen erfahrt in unserem Test-Statement.

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