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Materialtests

Materialtest | Spyder Womens Solitaire GTX Pro Shell Jacket Bib

9 gute Gründe für einen gelungenen Tag im Backcountry: Die Freeride Women´s Serie von Spyder im Praxistest

von Susanne Rademacher 21.01.2020
Stellt man sich tiefverschneite Hänge und Pulverabfahrten vor, so ist Spyder vielleicht nicht die erste Marke, die einem in den Sinn kommt, wenn es um Freeridebekleidung geht. Diese fehlende Assoziation nahm sich auch die Produktentwicklungs- und Marketing Abteilung von Spyder zu Herzen und entwickelte mit Profi Athletin Amie Engerbretson eine Kollektion für Freeriderinnen, die sich sowohl beim Touren als auch beim Freeriden durch clevere Detaillösungen behaupten kann.

Erster Eindruck und Features

Jacke
Als ich die Jacke zum ersten Mal aus dem Karton genommen habe, dachte ich: „Huch, das ist aber viel Farbe.“ Die Farben wirken etwas kräftiger als auf den Produktbildern der Website von Spyder. Gerade das Pink unter den Armen und an den Reißverschlüssen der Jacke gewinnt stark an Leuchtkraft neben den violetten und olivgrünen Anteilen. In der aktuellen Freeridekollektion von Spyder ist diese Farbkombination die Einzige und somit das Mittel der Wahl.  „Feminin, aber knallhart“, so beschreibt Team Riderin Amie Engerbretson das Farbspektrum. Diese Formulierung kann ich definitiv unterschreiben.

Die Passform der Jacke gefällt mir sehr gut, da sie etwas weiter geschnitten ist und trotzdem nicht übergroß wirkt. Somit können noch unterschiedliche Midlayer getragen werden, ohne dass ein Engegefühl entsteht. Für ausreichend Platz sorgen 2 seitliche Eingriffstaschen innen und außen, eine Brusttasche und jeweils eine Tasche am Oberarm und am Ärmel.

Die helmtaugliche Kapuze mit integriertem Recco Chip lässt sich im oberen Brustbereich mühelos in der Größe verstellen und schließt super mit dem hochgeschnittenen Kragen der Jacke ab. Dieser verfügt über einen zweiten Reißverschluss mit Atemlöchern. Sehr praktisch bei etwas stürmischen und kälteren Tagen oder richtig viel Schnee in der Abfahrt. Schutz vor all diesen Naturgewalten bietet das dreilagige Gore-Tex Laminat und DWR. Wenn es doch mal etwas wärmer wird, befinden sich unter den Armen Belüftungsreißverschlüsse, die die Jacke skitourentauglich machen. Die Ärmel sind mit einem Klettverschluss versehen, um ein nahtloses Abschließen mit den Handschuhen zu gewährleisten.

Der abnehmbare Schneefang komplementiert das Outfit. Dieser lässt sich allerdings nicht mit der Spyder Latzhose verbinden, was ich persönlich auch nicht notwendig finde, da diese relativ hoch geschnitten ist und somit gut vor eindringendem Schnee schützt. Aber dazu später mehr!

Hose
Latzhose. Hmm. Ist das nicht eher was für Kinder? Beim Auspacken werden bei mir sofort Kindheitserinnerungen wach. Nachmittage im Schnee in einer Latzhose, die damals auf jeden Fall eine sehr experimentelle Farbkombination hatte und alles war,  nur nicht wasserdicht. Mein 5-jähriges Ich kennt in Winterlatzhosen nur 2 Zustände: Zu nass oder zu warm. 

Daher war ich mehr als gespannt, diese Erfahrung 25 Jahre später zu wiederholen und zu sehen, was sich in diesem viertel Jahrhundert technologiemäßig getan hat.

Die Hose macht zunächst einen super stabilen Eindruck und wirkt vor allem an den Nähten sauber verarbeitet. Die Bib (=englisch für Latz)- greift das Farbkonzept der Jacke auf und ist bis auf die Reißverschlüsse und die oberen Seitenpartien in violett gehalten. An den Oberschenkelinnen- und Außenseiten befinden sich Belüftungsreißverschlüsse, um gerade bei Frühjahrstouren für ordentlich Frischluft zu sorgen. Super angenehm finde ich die Vielzahl an Taschen. Lieber zu viel als zu wenig lautet hier das Motto. Im Latz gibt es eine Brusttasche, in deren Inneren sich ein Brillenputztuch befindet. Weiterhin gibt es relativ große Taschen an den Oberschenkeln und 2 Außentaschen auf Hüfthöhe. Außer einer sind alle Taschen mit einen kleinen Haken für  Schlüssel oder ähnliches ausgestattet und mit einem Reißverschluss wasserdicht verschließbar. Die Bundweite der Hose lässt sich über Klettverschlüsse regulieren. Die Beinabschlüsse sind innen und außen verstärkt, um die Hose vor scharfen Skikanten zu schützen. Damit kein Schnee eindringen kann, ist an den Beinenden ein Gummischneefang vernäht.

Soweit die Hard Facts, aber am Ende des Tages zählt nur eine Frage: Wie praxistauglich und nützlich sind all diese Features wirklich? Und wie schlägt sich  die Kombi tatsächlich am Berg?

Testerin und Testbedingungen

Ich bin 1,64 groß und wiege 54 Kilo. In Alltagskleidung trage ich normalerweise Kleidergröße S. Beim Skifahren mag ich es jedoch gern etwas luftiger, daher habe ich das Spyder Outfit in der Größe M getestet.  Die Jacke passt perfekt und ist für meinen Geschmack weder an den Armen noch an der Taille zu lang. Die Hose ist für meine Körpergröße leider doch recht breit und einen Tick zu groß.

Die Chance, die Kombi zu probieren, hatte ich von Dezember 2019 bis Anfang Januar 2020. Getestet wurde im Innsbrucker Raum und in Davos unter verschiedenen Schnee- und Wetterbedingungen. Da wir alle dieses Jahr schon früh mit Schnee bedacht wurden, habe ich das Outfit vornehmlich beim Skitouren getestet, wobei sich auch einige Powderabfahrten ausgegangen sind.

Testbericht

Als ich die Kombi zum ersten Mal zusammen anzog, wurde mir beim Blick in den Spiegel schnell klar, dass man hier keine Angst vor Farben haben darf. Das Outfit ist also auf jeden Fall etwas für Skifahrerinnen, die es am Berg nicht nur performancemäßig knallen lassen möchten.

Materialtests
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Den ersten Einsatz hatte die Kombi bei einer sonnigen Skitour im Karwendel. Besonders angetan hat es mir hier tatsächlich die Bib. Ich hatte zunächst meine Bedenken, ob es mir beim Aufsteigen doch nicht zu warm werden könnte, da ich noch nie eine Hose mit Latz ausprobiert habe. Diese Unsicherheit wurde mir aber recht früh genommen. Für ausreichend Belüftung sorgen die sowohl innen als auch außen angebrachten Lüftungsreißverschlüsse. Als ein kleines Manko empfinde ich dabei allerdings, dass nur die Innenreißverschlüsse Zipper- Bändchen haben. Die Außenreißverschlüsse sind dagegen relativ klein gehalten. Das erschwert tatsächlich die Handhabung mit Handschuhen etwas und führt zu der Frage, warum hier nicht alle Taschen und Lüftungungen konsequent mit Zipper Bändchen versehen wurden. Als super angenehm empfinde ich den hochgeschnittenen Latz. Auf Skitouren hatte ich bisher öfter das Problem, dass durch das Tragen des Rucksacks mein Midlayer verrutscht und damit mein unterer Rücken auskühlt. Durch die verstellbaren Träger der Hose kann ich jetzt die Bib beim Aufsteigen etwas höher ziehen und damit dieses Problem ganz easy umgehen. Ein absoluter Pluspunkt. Weiterhin mag ich auch den Tragekomfort der Träger richtig gerne, weil weder der Rucksack, noch der Sport-BH hier drücken. 

Sehr gut durchdacht finde ich auch das verstärkte Material am Knie und am Po. Bei der so wichtigen Gipfelrast verhindert die Verstärkung hinten ein zu schnelles Auskühlen beim Sitzen. Und andersherum: Wenn ich beim Umstellen der Bindung in die Knie gehe, bleibt alles schön warm und trocken.

Von all den Taschen, welche die Solitaire bietet, nutze ich am meisten die Brusttasche im Latz für Kleinigkeiten wie Bargeld, Sonnenbrille und Taschentücher.  Die Oberschenkeltasche finde ich auch richtig gut, da sie tief und groß ist. Dort verstaue ich gern mein Telefon, sodass sich mein LVS und das Handy ca. 30 cm voneinander entfernt befinden.

Mein absolutes Highlight am kompletten Outfit ist und bleibt jedoch die „Ski´n´Pee“ Funktion: Reißverschluss an der Seite auf. Hinteren Teil der Hose zur Seite klappen. Reißverschluss zu. Fertig. Danke. Tschau. Ein echter Gamechanger auf Touren, gerade weil das durchaus lästige An- und Ausziehen der oberen Bekleidungsschicht wegfällt, wie man es bei manch anderen Bib-Trägerinnen beobachten kann.

In diesem Zusammenhang seien allerdings noch 2 Details erwähnt, die ich etwas schade finde. Erstens verhakt sich der äußere Reißverschluss öfter im Stoff und geht dadurch etwas schwerfällig. Außerdem hat er kein Zipperbändchen, was etwas ungut ist, da immer erst die Handschuhe ausgezogen werden müssen, um den Reißverschluss zu öffnen und zu schließen. Zweitens hat die Hose nur einen Reißverschluss an der Seite. Hier hätte ich mir einen zweiten Reißverschluss gewünscht, um die Belüftung besser regulieren zu können. 

Trotz der kleinen Makel hat mich die GTX pro Shell Bib als klassische Freeride Shell Hose durchaus überzeugt, und kam auch bei anderen Mädels richtig gut an. 

Auch die GTX pro Shell Jacket musste nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, um eins meiner Lieblingsteile zu werden. Ich habe die Jacke sowohl bei der Abfahrt als auch als auch beim Aufstieg getestet.  Schon beim Anziehen wirkt die Jacke super robust. Dieser Eindruck bestätigte sich, da sie auch unfreiwillige Baumkontakte beim Fahren ohne Probleme und sichtbare Zeichen wegsteckt.  Ein großes Plus der Shell ist für mich die Passform. Auf der einen Seite bietet sie genügend Bewegungsfreiheit, auch wenn darunter eine Daune an kühleren Tagen getragen wird. Auf der anderen Seite komme ich mir nicht völlig verloren vor, wenn ich nur ein Merinoshirt unter der Solitaire im Aufstieg anhabe.

Die beiden Belüftungsöffnungen unter den Armen sind beim Skitouren für mich unverzichtbar und lassen sich gut durch die beiden großen Reißverschlüsse öffnen und schließen. Generell sind alle Zipper im Gegensatz zur Bib super leichtgängig.

Ein weiteres großes Plus sind die vielen funktionalen Taschen. Zwei seitliche Eingriffstaschen bieten viel Platz für lebensnotwendige Dinge wie Müsliriegel, Karten und Blasenpflaster, die ein flottes Zugreifen fordern. Ein nettes Detail ist der kleine Karabiner, der sich in einer der beiden seitlichen Taschen befindet, an dem beispielsweise Autoschlüssel sicher angebracht werden können. Trotz Rucksackgurt ist es kein Problem, an die Einschubtaschen ranzukommen. Weiterhin sind die beiden innenliegenden Netztaschen groß genug, um Felle darin verschwinden zu lassen. Dieses Feature finde ich bei mehrmaligen Auf- und Abfellen sehr wertvoll. Auch hier versteckt sich in einer der beiden Netztaschen ein kleiner Karabiner mit einem Brillenputztuch. Sehr clever. Alle wertvollen Kleinigkeiten wie EC- Karten oder Bargeld  finden in der innenliegenden Brusttasche mit Zipper ihren Platz. Diese ist außerdem mit einer Kopfhöreröffnung versehen, die ich persönlich aber nicht nutze.

Je nach Geschmack kann die Keycard entweder in einer kleinen Tasche am Oberarm oder im linken Ärmel verstaut werden. Weiterhin sind die Armmanschetten groß und auch mit Fäustlingen gut zu öffnen und zu schließen; Ein wichtiger Faktor für mich, da ich mit Handschuhen doch eher grobmotorischere Züge annehme.

Besonders begeistert hat mich auch die große Kapuze in Kombination mit dem perforierten Kragen, der ein freies Atmen zulässt.  Zwar lagen die Temperaturen während der Testperiode immer im angenehmen Bereich, doch finde ich es wichtig, bei ungemütlicheren Bedingungen im Gelände die Jacke hoch ins Gesicht ziehen zu können.

Fazit

„What you see is what you get“ Die aktuelle Freeride Kombi von Spyder sieht nicht nur sehr hochwertig aus, sondern überzeugt eben auch durch Qualität. Abnutzungsspuren sucht man auch nach etwas unwegsamen Abfahrten oder längeren Aufstiegen durch durchsetztes Gelände vergeblich. Für passionierte Skifahrerinnen, die gern auch etwas Geld für Material in die Hand nehmen, ist die Kombi also auf jeden Fall eine gute Option. Das Outfit wirkt durchdacht und überzeugt vor Allem durch Liebe zum Detail.  Während der Testtage bin ich definitiv zum Fan geworden. Wer für diese Saison also noch ein Outfit in starken Farben für Skitouren und für Freeride Missions sucht, bekommt hier eine klare Kaufempfehlung.

Vor- & Nachteile

Jacket
+ Passform
+ Ausreichend Belüftungsmöglichkeiten
+ Kapuze mit perforiertem Kragen
+ Innentaschen groß genug für Karten und Felle
- Nicht ganz günstig
- Nur in einer Farbe verfügbar

Bib
+ Ausreichend Belüftung
+ Tiefe und gut zugängliche Taschen
+ Ski´n´Pee Funktion
+ Brillenputztuch im Latz
- Reißverschlüsse etwas schwerfällig, teilweise ohne Zipperbändchen
- Recht Breit geschnitten

Details

Jacket
UVP: €800,-

  • Nylon Rip Stop 3-Lagen GORE-TEX® mit PFC freier Imprägnierung, winddicht, wasserdicht, atmungsaktiv
  • Integrierte Stretch-Einsätze für volle Bewegungsfreiheit
  • Vertapete Nähte
  • Wasserdichte Reißverschlüsse
  • Ventilationssystem
  • Abtrennbarer Schneefang
  • Helmkompatible, anpassbare Kapuze
  • Recco® System
  • Verstellbarer Saum
  • 2 Oversize Netztaschen

Bib
UVP: €650.-

  • Nylon Rip Stop 3-Lagen GORE-TEX® mit PFC freier Imprägnierung, winddicht, wasserdicht, atmungsaktiv
  • Abriebfeste Materialverstärkungen an Knien und Gesäß
  • Langer, leicht zugänglicher Seitenreißverschluss für Drop-Seat-Funktion
  • Vertapete Nähte
  • Wasserdichte Reißverschlüsse
  • Ventilationssystem
  • Anpassbare, elastische Hosenträger
  • Vorgeformte Knie
  • Schneegamaschen mit Kantenschutz
  • Recco® System

Hier geht es zur Website von Spyder mit weiteren Informationen zur Jacket und Bib.

Die Produkte wurden PowderGuide vom Hersteller kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt ihr in unserem Test-Statement.

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