Wie ein handgemachtes japanisches Kampfschwert gleitet der Shiro durch weichen Schnee. Einmal die Kante gesetzt, zieht er auf ihr seelenruhig dahin. Die Geschwindigkeitsgrenze liegt irgendwo bei Mach3 (grob geschätzt) – die wahre Grenze konnte der Testfahrer wegen weitgeschnittener und daher bremsender Freeridebekleidung leider nicht ausmachen – irgendwo bei der Hausnummer 100 km/h war die Grenze bei diesem Test.
Die durchgehende negative Vorspannung wirkt sich hier nicht negativ aus, wie einige sicher befürchten könnten. Stattdessen gibt der durchgehende Rocker dem Shiro noch vergleichsweise viel Wendigkeit im direkten Vergleich zu ähnlichen Schlachtschiffen in dieser Kategorie: egal ob Powder, Zerfahrenes oder gewalzte Piste.
Der Völkl Shiro fühlt sich – in ordentlicher Größe gefahren, d.h. mindestens Körpergröße plus x – am wohlsten in weiten, offenen Hängen. In engerem Geläuf sind die massive Bauart und das damit verbundene hohe Gewicht spürbar. In engeren Waldabschnitten muss der Fahrer seine Schwünge schon recht genau setzen, sofern er nicht nur rumrutschen, sondern flüssig Skifahren möchte. Insgesamt gehen aber auch diese dem Shiro eher artfremden Ausflüge erstaunlich locker von der Hand.
Man braucht zwar etwas mehr Kraft im Vergleich zu einem modernen Freeride-Standardski wie dem Völkl Gotama, um mit dem Shiro anständig durch dichten Wald zu schwingen, doch mit etwas Vorsicht gelingt selbst dies erstaunlich gut. Den Haken bei „Alltagstauglichkeit“ können wir daher auch setzen, wenn auch mit geringen Einschränkungen. Das beigefügte Carbon macht den Shiro leider nur unwesentlich leichter. Lange Tragepassagen sollte man daher eher mit anderen Ski begehen, will man für die Abfahrt noch Bumms in den Beinen haben. Eine gute Portion Härte und Stabilität wird dank dem Carbon allerdings erreicht.