Wir sind zu sechst. Vier Bergwächtler, ein Einsatzleiter und ein Anwärter. Drei haben ihren Arbeitsplatz im Umkreis von fünf bis zehn Autominuten vom Bergwachtdepot und drei sind etwas weiter entfernt beschäftigt. Passieren kann in unserem Dienstgebiet in den Allgäuer Alpen so ziemlich alles, außer gletschertypische Unfälle. Falls ein Heli benötigt wird, sollte man in ca. zehn Minuten startklar am Landeplatz sein. Da mein Arbeitsplatz knappe 30 Kilometer entfernt ist, bin ich bei Einsätzen unter der Woche meist außen vor. Zudem bin ich im Winter als Beobachter für den Lawinenwarndienst Bayern tätig, daher verpasse ich noch weitere Einsätze. Seit nun 25 Jahren gehöre ich der Bergwacht Bad Hindelang an. Da kommt so oder so einiges zusammen.
Wie läuft ein Einsatz ab?
Irgendwo im Allgäu kommt es zu einem Unfall. Der Verunfallte selbst oder Zeugen wählen den Notruf am Handy und werden, sofern ein deutsches Netz vorhanden ist, mit der Integrierten Leitstelle Allgäu (ILS Allgäu) verbunden. Anhand des Meldebildes entscheidet die Leitstelle, welche Rettungsorganisation alarmiert wird, also z.B. Feuerwehr, Wasserwacht, Rotes Kreuz oder eben die Bergwacht. Grob gesagt wird die Bergwacht dann alarmiert, wenn der Unfallort nicht mit normalen Fahrzeugen anfahrbar ist. Die Leitstelle löst die Funkmelder der entsprechenden Organisation aus. Der Meldeempfänger klingelt und der Einsatzleiter nimmt Kontakt zur Leitstelle auf. Die diensthabenden Bergwachtler eilen zum Depot und entscheiden dort, was zu tun ist. Je nach Meldebild wird ein Hubschrauber oder ein Notarzt angefordert.
Der Einsatz beginnt. Da kann von einem unspektakulären Abtransport eines Leichtverletzten mit dem Auto bis zu schwierigen Bergung aus einer Felswand alles vorkommen. Die nötigen Handgriffe werden von den aktiven Bergwachtlern regelmäßig geübt. Sowohl medizinisch als auch technisch.
Im Winter sind mindestens vier, am Wochenende sechs Bergwachtler in Skigebiet Oberjoch stationiert. Da kann man davon ausgehen, dass auch regelmäßig etwas passiert. Die höhere Beförderungsleistungen der Bahnen und der harte Kunstschnee trägen auch zu einer Steigerung der Unfallzahlen bei. Genau so verhält es sich auf der Rodelbahn. Auch dort kann man Wochenende täglich von Unfällen ausgehen. Die Bergung erfolgt dort meist mit dem Motorschlitten.
Welche Voraussetzungen muss ein Bergwächtler bringen?
- Regelmäßig und gerne in den Bergen unterwegs sein.
- Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Kondition
- Überdurchschnittliches skifahrerisches Können, sowohl auf der Piste als auch im Gelände
- Erfahrung im alpinen(!!) Klettern mit Vorstieg im Grad IV oder höher
- und nicht zu vergessen: Neugier/Interesse, Geselligkeit und Zeit
- Mindestalter 16 Jahre