Stefan Neuhauser ist Bergführer und Fotograf. Zufälligerweise befand er sich zur Zeit des Absturzes der Germanwings-Maschine in der Nähe des Unfallorts. Obwohl er und seine Tourengruppe den Unfall nicht sahen, sondern lediglich hörten, genügte vielen, nach Neuigkeiten zum Absturz der Maschine lechzenden Medien, diese „Ohrenzeugenschaft“, um Stefan mit teils unseriösen Interviewanfragen zu überschütten. Aus diesem Grund hat sich Stefan Neuhauser entschieden, statt weiterer Interviews ein Statement auf PowderGuide zu veröffentlichen.
Stefan Neuhauser:
Aufgrund meines Interviews mit der Augsburger Allgemeinen habe ich eine Lawine an Medieninteresse losgetreten. Ich kann leider nicht alle Anfragen bedienen. Hiermit möchte ich nochmals kurz die Fakten zusammenfassen. Anbei der Link zur Skitour die wir gestern im weiteren Umkreis des Unfallorts unternahmen. Wir (eine Skitourengruppe von sieben Personen) fuhren vom Valle Stura im piemontesischen Südalpenbogen hinüber zum Col de Vars, um das bessere Wetter auf der französischen Seite der Südalpen zu nutzen. Dort war das Wetter sonnig mit wolkigen Abschnitten. Der kürzlich gefallene Pulverschnee war noch trocken und gut fahrbar. Den „Playground" zu wechseln hatte sich gelohnt. Während des Aufstieges hörten ich und eine Teilnehmerin sehr laute Triebwerksgeräusche. Diese dauerten ca. 30 Sekunden an. Danach war es wieder ruhig. Wir hörten keinen Einschlag und keine Explosion. Als wir abends wieder in unserer Unterkunft im piemontesischen Valle Stura ankamen, erfuhren wir von dem Flugzeugunglück, welches sich in ca. 10 Kilometer Entfernung von unser Tour ereignet hatte. Erst jetzt verstanden wir den Zusammenhang zwischen den lauten Triebwerksgeräuschen und dem Unglück, das uns natürlich sehr betroffen machte. Inzwischen habe ich eine riesige Anfrage von Interviewanfragen zu bewältigen. Die Informationen, welche ich der Augsburger Allgemeinen Zeitung gegeben habe, sind in anderen Medien zu sehr unterschiedlichen Geschichten aufgeblasen worden. Der Mangel an wirklichen Neuigkeiten zu diesem tragischen Unfall, macht viele Medien scheinbar nervös – und gleichzeitig sehr kreativ. Aus Respekt für die Opfer dieses Unglücks sollten wir sinnlos aufgeblasene Beiträge zu diesem Thema vermeiden und uns besser auf Bescheidenheit und Zurückhaltung besinnen. Dies mag schwer fallen, wenn die Öffentlichkeit scheinbar nach noch mehr Beiträgen verlangt. In mir regen sich Zweifel, ob unsere moderne überdimensionierte Medienwelt, deren Nachrichten häufig auf nur wenigen authenthischen Quellen basiert, mit diesem Thema richtig umgeht. Ich bedanke mich sehr bei der Journalistin des Bayerischen Rundfunks mit der ich ein sehr vertrauens- und respektvolles Gespräch über das Flugzeugunglück und unser "30-Sekunden-Erlebnis“ in den französischen Alpen führen konnte. Ein anderer Journalist eines anderen bayerischen Senders hat mein Telefongespräch, ohne mein Einverständnis mitgeschnitten. Ich bin gespannt, ob dieser die Unverfrorenheit besitzt und Teile des Gespräches senden wird, oder ob er sich wie von mir vorgeschlagen auf das Zitieren meiner Aussagen beschränkt. Ich fände es nur fair, dass die Medien, die auf die Schnelle im großen Stil meine Bilder ohne Zustimmung verwenden (in solchen Fällen scheint man auf das Urherberrecht nicht sehr viel wert zu legen), die fälligen Bildhonorare in einen Hilfsfonds für die Betroffenen spenden würden oder mir dieses Honorar zur Weiterleitung in einen solchen Fonds zur Verfügung stellen würden. Die Besten Grüsse aus den italienischen Südalpen. Stefan Neuhauser