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Whistler Blackcomb: Ein Umweltstreber?!

Whistler schreibt sich Umweltschutz auf die Fahnen. Was steckt dahinter?

von Lisa Amenda • 13.02.2018
Den Klimawandel bekämpfen und der Gletscherschmelze Einhalt gebieten: Das sind die ehrgeizigen Ziele von Whistler Blackcomb. Aber kann eines der größten Skigebiete der Welt seine Auswirkungen auf den Klimawandel verringern, ohne dabei seine wirtschaftlichen Interessen aufzugeben?

Es gibt diese Skigebiete. Die Gebiete, die man noch aus den ersten Skivideos kennt. Die, die schon damals für Freiheit, Leidenschaft und den puren Lifestyle des Skifahrens standen. Die quasi gleichzusetzen waren mit Freeskiing. Powder. Und unendlichem Backcountry. Die man schon immer auf seiner Bucketlist ganz oben stehen hatte – ohne früher überhaupt zu wissen, was eine Bucketlist eigentlich ist. Whistler, oder genauer Whistler Blackcomb, zählt zweifelsohne zu diesen Skigebieten.

Bereits 1962 schmiedete ein Geschäftsmann aus Vancouver Pläne zur Erschließung von Whistler Mountain als möglichen Austragungsort für die Olympischen Winterspiele. In diesem Zuge wurde das Straßennetz ausgebaut und nach dem Bau einer 4er-Gondel, eines Zweiersessellifts, von zwei Schleppliften und einer Skihütte, entstand 1966 das Skigebiet Whistler. Im Laufe der Jahre wurde das Gebiet immer größer und 1980 eröffnete zusätzlich Blackcomb Mountain. Durch die Verbindung der beiden Gebiete im Jahr 2008 mit der Peak 2 Peak Gondola wurde Whistler Blackcomb zu einem der größten Skigebiete Nordamerikas. Und zum Sehnsuchtsort von noch mehr Champagne Powder-Liebhabern.

Doch selbst das größte und beliebteste Skigebiet Nordamerikas hat mit den Problemen der Zukunft und den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen. „Whistler Blackcomb ist eingebettet in eine riesige Bergwelt, die eine Vielzahl von Gletschern beheimatet. Diese Gletscher ermöglichen es uns, die Auswirkungen des Klimawandels seit vielen Jahrzehnten zu bezeugen“, erklärt Arthur De Jong, Mountain Planning and Environmental Resource Manager in Whistler Blackcomb. „Laut Wetterdaten der Jahre 1976 bis 2011, erhoben von Whistler Blackcomb und Environment Canada, nimmt die Schneemenge durchschnittlich gesehen im Winter leicht zu. Das gleiche konnten wir auch bei der Lufttemperatur im Winter beobachten – im Durchschnitt um 0,5°C über die letzten 35 Jahre. Unsere Sommertemperaturen haben sich im Mittel sogar um bis zu 2°C in der gleichen Zeit erhöht. Zudem konnten wir beobachten, dass sich die Gletscher der Gegend immer weiter zurückziehen.“

Durch diese Beobachtungen hat sich der Klimawandel in Whistler Blackcomb zu einem wichtigen Tagesgeschäft (und Marketingtool?) entwickelt. Nach und nach soll der ökologische Fußabdruck des Gebiets verringert werden. Sogar mehr als das: Whistler Blackcomb hat sich das engagierte Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren ein Skigebiet mit „Zero Waste, Zero Carbon und Zero Net Emissions“ zu werden. Erste Erfolge vermeldet das Resort bereits: So wurden, laut De Jong, zwischen 2012 und 2013 bereits rund 2,5 Millionen Kilowatt Stunden Energie eingespart und seit dem Jahr 2000 knapp 70 Prozent des Mülls. Zusätzlich hat Whistler 2010 ein Wasserkraftwerk am Fitzsimmons Creek unterhalb der Peak 2 Peak Gondola gebaut, das den gesamten Energiebedarf des Skigebiets inklusive Schneeerzeugung abdeckt.

Mit neuen, energieeffizienten Schneekanonen auf dem Horstman Gletscher will Whistler auf diesem Gletscher außerdem den Gletscherrückgang aufhalten. Das kommt nicht von ungefähr. Der Gletscher ist einer von zwei Gletschern in Nordamerika – neben dem Palmer Gletscher auf dem Mount Hood in Oregon – der auch im Sommer zum Skifahren genutzt wird. Skiteams aus der ganzen Welt kommen in den Sommermonaten zum Training nach Whistler. Ebenso finden dort viele Sommercamps für Freeskier statt. Fest installierte Schneekanonen sollen die Gletscherschmelze stoppen: Ab Oktober soll der produzierte Schnee einerseits die natürliche Schneemenge aufstocken und andererseits durch eine erhöhte Albedo die sommerliche Eisschmelze verringern – ein ähnliches Prinzip, wie bei den weißen Planen, die hierzulande in vielen Gletscherskigebieten ausgelegt werden. Leider hat das bisher wenig Wirkung gezeigt. Der Gletscher geht weiter zurück und 2017 musste aufgrund der geringen Schneemenge zum ersten Mal seit 28 Jahren das legendäre Sommercamp „Camp of Champions“ abgesagt werden – da der Schnee nicht für die massiven Kicker ausgereicht hätte.

Zudem setzt Whistler Blackcomb seit der Übernahme durch Vail Resorts vor allem auf ganzjährige Aktivitäten und langfristige Strategien. Im Zuge des Whistler Blackcomb Renaissance Projekts soll zum Beispiel ein wetterunabhängiger Indoor-Abenteuer- und Wasserpark entstehen. Konkrete Maßnahmen trifft Vail Resorts bereits in diesem Jahr. Mit einem Investment von rund 52 Millionen US Dollar werden drei neue Lifte im Skigebiet gebaut und der Bikepark um fast 21 Kilometer Trails erweitert.

Allein eine neue Gondel, die in Blackcomb die beiden Sessellifte Wizard und Solar ersetzen wird, soll die Kapazitäten um 47 Prozent erhöhen und bis zu 4.000 Wintersportler pro Stunde transportieren. So viele Menschen, wie sonst nirgends in Nordamerika. Die Begründung für den Bau dieser Gondel: So können die Skifahrer noch komfortabler und wettergeschützter die Berge erklimmen.

Wenn Arthur De Jong im Interview davon spricht, dass unsere Abenteuerlust die Umwelt bedroht, dass wir definitiv einen Weg finden müssen, um unseren Freizeit-Fußabdruck zu reduzieren und es sich Whistler Blackcomb zum Ziel gesetzt hat, Branchenführer im Bereich Klimaschutz zu werden, wirkt dieses Statement im Zuge der neuesten Erschließungspläne in Whistler fast grotesk.

Oder ist es einfach konsequent? Schließlich ist Whistler Blackcomb eine Tourismusdestination. Tourismusdestinationen leben von ihren Gästen und der Zufriedenheit dieser. Vielleicht war es an der Zeit, die Lifte hinsichtlich ihrer Energieeffizienz zu erneuern?

Dass damit gleich wieder neue Superlative – wie das längste, durchgängige Liftsystem – geschaffen werden, gehört wohl in einem Resort dieser Größenordnung dazu. Und wenn Whistler das Problem mit dem Winter und der Schneesicherheit erkannt hat, scheint es doch nur konsequent, den Bikepark weiter auszubauen, wenn man mal vom Flächenverbrauch absieht.

Kann im Klima- und Umweltschutz also immer alles nur schwarz oder weiß gesehen werden, oder muss man manchmal auch Kompromisse in Kauf nehmen? Ist Whistler Blackcomb ein Umweltstreber, oder vielleicht doch nur ein Resort, das sich gern mit einem Umweltdepartment schmückt? Vielleicht sollte man sich auch einfach freuen, dass so ein großes Resort auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam macht. Ob es dabei immer alles richtig macht, sei dahin gestellt – schließlich sagen sie von sich selbst, dass andere von ihren Erfolgen und Misserfolgen lernen können. Und etwas machen ist immer noch besser als nichts machen, oder? Was haltet ihr davon?

Hier findet ihr Whistler Blackcombs Klimastrategie im Überblick. 

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