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Safety-Reports

Ein Tag im Leben von: Gian Darms, Lawinenwarner am SLF

Wie entsteht das Lawinenbulletin?

07.12.2015 • von PowderGuide
Am liebsten mag er es, wenn's «klöpft und tätscht». Heute* jedoch war es ruhig, fast zu ruhig für seinen Geschmack. Gefahrenstufe 2 – mässig – wenig Lawinenaktivität. Noch kurz das freitägliche Interview mit Radio Rumantsch um 17.50 Uhr–für den 29-jährigen Lawinenprognostiker aus Ruschein im Bündner Oberland ein Heimspiel – danach ist Feierabend.

Am liebsten mag er es, wenn's «klöpft und tätscht». Heute* jedoch war es ruhig, fast zu ruhig fĂĽr seinen Geschmack. Gefahrenstufe 2 – mässig – wenig Lawinenaktivität. Noch kurz das freitägliche Interview mit Radio Rumantsch um 17.50 Uhr–fĂĽr den 29-jährigen Lawinenprognostiker aus Ruschein im BĂĽndner Oberland ein Heimspiel – danach ist Feierabend.

* 'Heute' ist ein beispielhafter, fiktiver Tag. Es handelt sich hier nicht um die aktuelle Lawinensituation.

Seit 5.30 Uhr ist Gian Darms auf den Beinen, wie immer, wenn er Bulletindienst leistet. Der erste Gang gilt dem Drucker in der Lawinenwarnzentrale. Im Verlauf der Nacht treffen dort Daten der ĂĽber hundert automatischen Messstationen ein. Die Zeit bis 8 Uhr ist knapp. Dann muss die neue Gefahreneinschätzung fĂĽr den anbrechenden Tag online vorliegen. Konzentriert ĂĽberprĂĽft Darms sämtliche Informationen, so auch Wettermodelle und -berichte. Um 7 Uhr setzt er sich mit Teamkollege Lukas DĂĽrr zum Briefing zusammen. «Kein Neuschnee ĂĽber Nacht, Wind schwach aus Nordost, keine Abweichungen zum Bulletin in den Gefahreneinschätzungen der Beobachter», schildert er seinem Kollegen kurz und prägnant die aktuelle Wetter- und Lawinensituation und empfiehlt: «Ich wĂĽrde keine Ă„nderungen des gestrigen Bulletins vornehmen.» Sie diskutieren Gefahrenstufe und Gefahrenbeschreibungen und beschliessen, alles beim Alten zu belassen.

«Unser Lawinenbulletin entsteht nie im Alleingang, sondern in Zusammenarbeit von zwei- bis drei Lawinenprognostikern», erklärt Darms. «Ein gut funktionierendes Team ist deshalb unerlässlich.» Damit eine Gefahreneinschätzung auch im Nachhinein nachvollzogen werden kann, archivieren Darms und seine Kolleginnen und Kollegen alle Daten, die den Entscheidungen zugrunde liegen.

An ruhigen Tagen wie heute liegt ein Gang ins Gelände durchaus drin. Die Ski geschultert, beeilen sich Darms und DĂĽrr, die 8.15-Uhr-Parsennbahn zu erreichen. Aufgewachsen direkt unterhalb der Skipiste, sind solche AusflĂĽge fĂĽr Darms eine willkommene Abwechslung zum BĂĽroalltag. Geplant ist, auf dem Weissfluhjoch selbst in die Schneedecke zu schauen. Mit dabei, wie immer, das Piketthandy. «Im Dienst sind wir 24 Stunden am Tag erreichbar.»


                            Beim Rutschblocktest belastet Gian Darms einen Schneeblock stufenweise zunehmend. Dieser Test zeigt, wie gut die einzelnen Schneeschichten miteinander verbunden sind und wo und wie ein Bruch erfolgt.

Mitten im Schneeschaufeln klingelt denn auch tatsächlich das Telefon. Â«Tgau Fridolin», begrĂĽsst Darms den Anrufer und nimmt dessen Schilderungen zur Schneeverfrachtung am Glaspass aufmerksam entgegen. «Die rund 200 Beobachterinnen und Beobachter, die tagtäglich fĂĽrs SLF im Einsatz sind, sind das eigentliche HerzstĂĽck der Lawinenwarnung. Ihre RĂĽckmeldungen zur lokalen Schnee- und Lawinensituation sind unerlässlich fĂĽr die Lawinenprognose», erklärt Darms, während des Studiums selber jahrelang Patrouilleur und SLF-Beobachter.

Inzwischen ist es höchste Zeit, wieder ins BĂĽro zurĂĽckzukehren. Das nächste Briefing findet um 15 Uhr statt. Vorher wollen alle neu hereingekommenen Daten interpretiert sein. Sicherheitsdienste und Schneesportler warten bereits auf die Gefahreneinschätzung fĂĽr den folgenden Tag, die um 17 Uhr viersprachig auf Website und App aufgeschaltet sein sollte. 

Während des ganzen Winters diesem Zeitdruck und dieser Verantwortung ausgesetzt zu sein, ist eine nicht zu unterschätzende Belastung. Trotzdem kann Darms ruhig schlafen: «Gerade als langjähriger Praktiker bin ich mir der Grenzen des Lawinenbulletins sehr bewusst. Es bietet eine wichtige Grundlage. Vor Ort im Gelände ist aber jeder selbst fĂĽr seine Entscheidungen verantwortlich.»

«Ina biala sera», wĂĽnscht Gian Darms seinen Hörerinnen und Hörern auf Radio Rumantsch und macht sich selbst auf in den Feierabend.

Dieser Artikel ist in Ausgabe 1/2014 des WSL Magazins Diagonal erschienen und wurde PG vom SLF  freundlicherweise zur VerfĂĽgung gestellt. Der Text stammt von Christine Huovinen, SLF.

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