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Pischa isch no schöner | Ein kritischer Kommentar

Ein kritischer Kommentar zur Tourismus- und Bergbahnpolitik in Davos/Klosters

von Steffen Kruse 13.01.2015
"Switzerland, The Original Winter since 1864, 150 Jahre Wintertourismus" ist auf der Startseite von myswitzerland.ch zu lesen. Anlass genug, dass sich die Destination Davos & Klosters und deren Bergbahnen diesen „starken“ Slogan auf ihre Fahnen schreiben. Doch interpretiert man diesen Slogan derart, dass damit die wirkliche Pionierarbeit von damals ausgeschlachtet wird und man sich einseitig und ausschließlich auf Profit-Interessen konzentriert.

Ich lebe nun schon seit einigen Jahren in Davos, beobachte die allgemeine Entwicklung und tausche mich mit Gästen und Einheimischen aus: Die jüngste Entwicklung drängt mich dazu einen sehr subjektiven und leicht überspitzten Berglagebericht zu Davos/Klosters zu verfassen.

Davos/Klosters, der selbsterklärte „Pioneer in Winter Tourism since 1864/65" … wo Pischa anscheinend mal „no schöner war", als sich nicht nur sehr gut situierte Familien einen Urlaub in dieser schönen Region noch leisten konnten.

Von Wertschätzung und Respekt gegenüber den alten Pionieren kann keine Rede sein. So liest man auf der durchaus schön gestalteten Pioniers-Homepage kein Wort über alle Teilskigebiete der Destination (Pischa, Madrisa, Schatzalp, Rinerhorn) lediglich Parsenn und das Jakobshorn werden hervorgehoben, schließlich sind sie auch die profitabelsten. Der aktuellste Eintrag ist gänzlich dem Überberg Jakobshorn gewidmet, an dem die grandiose neue Gondel nun 100 Personen auf einmal gen Mittelstation befördert. Dort dürfen sie sich die Füße in den Bauch stehen, da die alte Bahn sie von dort nicht alle weg bringt, es sei denn sie lassen sich im neuen Sessellift ohne Haube die Haare vom Kopf blasen.

Über Feedback freuen sich die Bergbahnen und die Destination, haben sie doch extra im Web einen Ideenpool eingerichtet (übrigens mit sehr interessanten Ideen und Aussagen).

Ist die von mir skizzierte und kritisierte Entwicklung zu einseitig oder verallgemeinerbar? Und wo bleibt eigentlich die derzeitige Pionierarbeit und die Erhaltung alter Werte. Ist es tatsächlich das Beste den Markt abzugrasen und dabei zu vergessen, für die nächsten Generationen neu zu säen? Anhand der aktuellen Lage in Davos/Klosters, zeige ich eine Entwicklung auf, die sicherlich nicht nur hier oder generell in der Schweiz zu erkennen ist, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus geht.

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Ob hier in Davos gerade die Pelzfraktion oder anderes gewünschte Zielpublikum aus dem Hochpreissegment Urlaub macht, ist mir ziemlich egal, denn auf dem Berg treffe ich sie nur in den seltensten Fällen. In Zukunft aber vielleicht doch, denn die Bergbahnen und die Destination Davos/Klosters haben es sich wohl zur Aufgabe gemacht, als „The Pioneer", die Skigebiete zu zentralisieren, am besten auf Parsenn und das heiß geliebte Jakobshorn. Ob jetzt die Destination etwas damit zu tun hat oder nicht, aber als „The Pioneer" wäre es doch mal ein gänzlich verrückter neuer Ansatz auf den Mehrwert für Gäste und Einheimische zu schauen, anstatt die Berg- und Liftsituation einfach so hinzunehmen (ich rede nicht vom Zustand der Anlagen, das ist ein anderes Thema). Ich nehme dabei alle in die Pflicht, denn alle ziehen durchaus an einem Strang, aber wohl jeder in seine Richtung.

In der Überschrift ist eigentlich schon alles gesagt, Pischa, das Familienskigebiet und der Sonnenberg, wird in diesem Jahr nur noch partiell geöffnet. Es scheint sich hier um ein Sterben auf Raten zu handeln, um nächstes Jahr sagen zu können: Es hat sich einfach nicht gelohnt, deswegen wird Pischa geschlossen ... als nächstes dann wohl das Rinerhorn ... Aber das ist ja auch verständlich: denn wozu braucht man einen Familienberg, wenn sich normale Familien keinen Urlaub mehr in der Destination leisten können oder wollen? Eben, lieber schließen und noch ein Fünfsternehotel bauen für die zahlreichen Gäste der Champagnerfront.

Aber wirkliche Pionierarbeit lässt sich auch in der gäste- und einheimischen-freundlichen Lösung mit der Schatzalp sehen. Will man auf der Schatzalp hinauf, muss man irrsinnigerweise gleich zwei Lifttickets kaufen. Wenn das nicht wirklich mal eine schlüssige Innovation ist und gleich Heeresscharen an Gästen zufriedenstellt. Ganz zu schweigen, davon, dass es mal eine Verbindungsbahn zwischen Parsenn und der Schatzalp gab (die auch noch steht). Ich halte sicher keine Vorträge beim World Economic Forum (WEF), aber in der Unterhaltung mit anderen Berg- und Davos-begeisterten Menschen (anscheinend kein Zielpublikum, da keine Pelzträger), lässt sich das Unverständnis über diese Entwicklung deutlich heraushören.

Mal ganz ehrlich: wem bringt die Pischa schon etwas, ein genialer Berg für Familien, Genießer, Tourengänger, Freerider und Events? Ein Berg, über dessen Gondel sich Biker auch im Sommer riesig freuen würden ... von einem Bikepark oder anderer Pionierarbeit ganz zu schweigen... das wäre dann wohl zu viel des Guten und würde Gäste und Einheimische möglicherweise überfordern.
In diesem Sinne: baut einen Hotspot für die Schönen und Reichen samt Helilandeplatz auf dem Berg (das Jakobshorn würde sich doch gut anbieten). Dies wäre für die Schickeria aus St. Moritz dann sicher eine gelungene Abwechslung und hipp, um mit dem Heli mal für einen Champus nach Davos zu fliegen.

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