Was St. Moritz für den Jet-Set, ist der Corvatsch für uns Freerider. Und so dürfen auch wir uns einmal zur High Society zählen, wobei "high" für uns natürlich eine andere Erfahrung ist. High fühlt man sich nach der Abfahrt direkt vom Gipfel des Piz Corvatsch allemal und neidische Blicke sind einem sicher.
Den wenigsten ist bewusst, dass sie nach der Ankunft in der Bergstation der Corvatschbahn nicht auf dem eigentlichen Gipfel stehen. Gut so, denn kaum jemand nimmt den rund 45 minütigen Aufstieg inkl. kurzer Abfahrt zum PIZ Corvatsch auf sich. Wer es bis on the very top schafft, geniesst ein atemberaubendes Panorama. Hat man sich erst einmal satt gesehen, wartet mit dem NW-Gipfelcouloir eine der besten Lines im Engadin! Sind danach die Mägen nach einem langen Tag leer, kann man sich nach 1500 Höhenmeter Vollrausch im Val Roseg im altehrwürdigen Hotel Fex bei einem Stück Engadiner Nusstorte stärken. Danach bleiben einem mit grosser Wahrscheinlichkeit nur noch drei Worte: „What a day!“
Tourenbeschreibung
Ausganspunkt der Freerideabfahrt ist die Bergstation der Corvatschbahn. Es empfiehlt sich, die Zeit bis in die frühen Nachmittagsstunden freeridend am Corvatsch zu verbringen. Als Highlight und letzten Run des Tages bietet sich die Abfahrt vom Gipfel perfekt an. Nach kurzer Abfahrt von der Bergstation zieht man die Felle auf und folgt dem Gratrücken zum Piz Murtèl 3433 m. Leicht abfahrend erreicht man die Einsattelung zwischen Piz Murtèl und Piz Corvatsch. Ein weiterer kurzer Aufstieg bringt uns auf den Gipfel. Et voilà, jetzt zeigt sich uns neben dem umfassenden Panorama über das Oberengadin und Bergell auch die bevorstehende Abfahrt.
Ca. 100 m nordöstlich des Gipfels befindet sich der Einstieg ins Gipfelcouloir. Achtung: Das Couloir ist oft von einer massiven Wächte gekrönt. Es versteht sich von selbst, dass die Verhältnisse für die Befahrung des 48° steilen Einstiegscouloirs auf der sicheren Seite sein müssen. Falls sich die Einfahrt als zu heikel erweist oder, wie auch schon vorgekommen, steinig ist, kann man als Alternative immer noch ins Val Roseg abfahren oder sich wieder zum Piz Murtèl aufmachen. Ist man erst einmal drin, gibt es nur noch eine Richtung: 800 m nach unten! Bald öffnet sich das Couloir zu einer breiten Rinne, die in einen weiten Hang mündet, bevor man die Ebene bei Plaun da las Furtschellas erreicht und sich mit high fives zur ersten Abfahrtsetappe beglückwünschen darf. Nach etwas Stockeinsatz warten weitere weite, weniger steile Hänge bevor man sich auf rund 2150 m den Durchschlupf durch die Felsbarriere oberhalb Curtins suchen muss. Einmal gefunden, befindet man sich mit wenigen Turns an der Straße durch das Val Fex.
Es fahren von hier keine öffentlichen Busse nach Sils-Maria. Entweder kehrt man eh noch im Hotel Fex ein und fragt dort nach einem Ride im hoteleigenen Taxi nach Sils-Maria oder man bestellt sich eines per Telefon. In punkto Style ganz hoch gehandelt, sind die Pferdekutschen, an denen man sich festhalten könnte, was aber mit ziemlicher Sicherheit zu massiveren Konflikten mit dem Chauffeur und dessen eher wohlhabenden Kundschaft führen würde... In Sils-Maria angekommen, nimmt man das Postauto zurück zur Talstation der Corvatschbahn in Surlej.
Informationen
4 (5-stufige Skala): *****
Besondere Gefahren: Einstiegscouloir, Wächte beim Einstiegscouloir
Durchschnittliche Steilheit / Maximale Steilheit: 35°/ 48°
Exposition: W-N
Höhenmeter Start und Ziel: 3451 m | 1945 m
Höhenmeter bergauf und bergab: 250 m | 1500 m
Dauer: 2,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Januar – Mai
Unterkunft: Diverse im Engadin, Empfehlenswert: „Inn Lodge“, Celerina sowie die Jugendherbergen in St. Moritz und Pontresina
Adressen:Corvatsch Bergbahnen Engadin, +41 (0)81 838 73 73, Toursimusverband St. Moritz, 41 (0)81 837 33 33
Anfahrtsbeschreibung: Nach Silvaplana/Surlej via Julierpass, Autoverlad Vereina oder via Martina
Topografische Karten: Skitourenkarten 1:50000: 268S Julierpass, Landeskarte 1:25.000: 1277 Piz Bernina