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TourenTipps

TourenTipp | Galenstock

Galenstock-Überschreitung | 3586 m | Urner Alpen

von Hanna Finkel 14.01.2009
Die Galenstock-Überschreitung – eine sehr anspruchsvolle Skitour im Gotthardt-Gebiet, die es wirklich in sich hat. Ostseitiger Aufstieg über den Tiefengletscher mit anschließender Gratüberschreitung. Vom Gipfel geht es anschließend westseitig über die sehr anspruchsvolle Abfahrt 2000 Höhenmeter ins Wallis hinab?

Die Galenstock-Überschreitung – eine sehr anspruchsvolle Skitour im Gotthardt-Gebiet, die es wirklich in sich hat. Ostseitiger Aufstieg über den Tiefengletscher mit anschließender Gratüberschreitung. Vom Gipfel geht es anschließend westseitig über die sehr anspruchsvolle Abfahrt 2000 Höhenmeter ins Wallis hinab?

 

Tourenbeschreibung

 

Je nach Jahreszeit, Schneebedingungen und entsprechendeer Befahrbarkeit der Furkapassstraße, beginnt die erste Tagesetappe in Realp (1538 m) oder direkt am Furkapass (2429 m) mit anschließender Übernachtung in der Albert Heim-Hütte (2543 m).

 

Von dieser in westlicher Richtung zum Tiefengletscher und je nach Schneeverhältnissen den Gletscherbruch südlich oder nördlich umgehen. Anschließend das Felsband durchsteigen, welches zum eigentlichen Gipfelgrat des Galenstock führt.

 

Entweder richtet man das Skidepot unterhalb des Felsbandes ein oder buckelt die Skier. Für diese Strapazen entlohnt die einmalige Abfahrt gen Westen über den Rhonegletscher. Diese setzt jedoch optimale Bedingungen voraus!! Selbst ein kleiner Schneerutsch könnte eine ganze Gruppe im extremsteilen Gipfelhang irgendwo in der Tiefe verschwinden lassen. Die nächtste Gefahrenzone birgt der Rhonegletscher mit seinen Spalten.

 

Allgemein ist für diese Abfahrtsvariante guter Orientierungssinn unerlässlich!

 

Je nach Startpunkt (Realp oder Furkapass) trampt man vom Hotel Belvedere am Ende des Rhonegletschers zurück zum Furkapass. Die zweite Variante, sollte die Passstraße noch nicht geräumt sein, führt weiter hinab nach Oberwald. In diesem Fall erwarten einen insgesamt über 2200 HM Abfahrt mit Blick ins Wallis und auf einige der höchsten Berge unserer Alpen.

 

Von Oberwald geht es gemütlich mit dem Zug durch den Furka-Tunnel zurück nach Realp.

 

Wir haben die zweite Variante gewählt.

 

Bereits im Januar hatten wir beste Voraussetzungen – auch wenn die Galenstock Überschreitung eigentlich als Frühjahrstour prädestiniert ist und selbst vom Altmeister Walter Pause vor einigen Jahren noch als "im Winter unbegehbar" bezeichnet wird...

 

Und so habe ich, als einziges Mädel unter drei hochmotivierten Jungs, meine erste große Skibergsteigerei erlebt: 

An einem Wochenende Mitte Januar unternahmen wir diese Skitour in der Gotthard-Region. Gemütlich machten wir uns Samstag in der Früh auf den Weg. Für den Hüttenzustieg brauchten wir vier anstatt der veranschlagten drei Stunden. Der Grund dafür lag an den vielen Fotostopps, die wir einlegten um unsere Unterschriften im einen oder anderen Hang festzuhalten – gemeinerweise wurde meine Spur gleich wieder von einer kleinen Lockerschneelawine verwischt. Vielleicht bleibt diese Fahrt eben genau deswegen für immer in Erinnerung...
Auf der Hütte erwartete mich zuerst ein saukalter Winterraum (-2°C), der aber durch Manneskraft aufgeheizt wurde. Zu meinem Bedauern geschah dies jedoch auf unterschiedliche Art und Weise – zum einen über das konventionelle, romantische Feuer im Eisenherd. Zum anderen auf eine absolut unromantische Weise basierend auf Biogas… Letztendlich lag ich dann doch bei wolligen 20°C in meinen Hüttenschlafsack eingewickelt und fiel in einen tiefen Schlaf während sich die Jungs an der frischen Luft weiterhin bombardierten.
 

Frühmorgendlicher Aufstieg

Nach einigen Tassen Tee und Müsli ging es am nächsten Morgen in der Früh, kurz nach Sonnenaufgang, ganz bequem los, den Galenstock in Angriff zu nehmen. Nach einer knappen halben Stunde erreichten wir bereits die Gletscherregion. Da hieß es erst mal „anschnallen“ bzw. anseilen. Schön an der Leine gab ich als Seilerste, ganz ohne Turbolader, das Tempo vor. Gut so, denn die Jungs mussten sich meinem Tempo anpassen und ich konnte schön an der frischen Luft gehen.
Nun begannen aber erst die wirklichen Strapazen – nur gut, dass wir es gemütlich angegangen sind… Der Sommerweg führt durch ein versichertes Felsband. Den Winter über ist dieses jedoch so mit Triebschnee gefüllt ist, dass der Durchstieg zu riskant wäre. Also haben wir uns entschieden die etwas linksliegende, über 40 Grad Grad steile, überwechtete, etwa 100m lange Steilrinne zu erklimmen.

   

Also Steigeisen an die Füße…

 

und die Ski auf den Rucksack und den Pickel in die Hand. Die gepresste Schneedecke war angenehm kompakt und gut zu spuren – trotzdem höllisch anstrengend. Da wir sicherheitsbewusst die Steilrinne mit Seil absicherten, dauerte es jedoch einige Zeit bis wir den eigentlichen Gipfelgrat erreichten. Nun trennten mich nur noch gute 150 HM vom Gipfel des Galenstocks.

 

Gott sein dank war ich mehr mit der Kälte beschäftigt und damit, mich mit meinen Steigeisen nicht im Seil zu verheddern (Olav hatte mir nämlich strengstens verboten mit ihnen auf das Seil zu treten - häähh, warum wohl?), so dass ich die steil abfallenden Wände zu beiden Seiten nur wage realisierte. Langsam sicherten wir uns Meter um Meter dem Gipfel entgegen.

 

Nach knapp 5 Stunden Aufstieg

 

erreichten wir endlich den Gipfel – Yeah...! Freute ich mich nach den ganzen Strapazen und der Kälte auf die Abfahrt und vor allem darauf, endlich auch ein Stück weit auftrumpfen zu können. Doch der erste Hang war alles andere als einfach zu fahren - ich wusste ja schließlich nicht wohin. Vor lauter Steilheit konnte man nicht mal sehen wohin uns dieser erste Abschnitt der Abfahrt führt. Behutsam wagten wir uns dennoch einzeln hinab und wurden belohnt - mit mega Adrenalin im Blut und einzigartigen Lines.

 

Nun trennte uns nur noch die Überquerung des Rhonegletschers...

 

...davon, die Skischuhe nach letztendlich neun Stunden ausziehen zu können. Die Gletscherüberquerung stellte sich allerdings auch nochmals als eine nicht zu unterschätzende Hürde heraus, weil wir wussten, dass die Gletscherzunge eigentlich ziemlich spaltendurchsetzt war. Totti, das Versuchskaninchen mit einem guten Spürsinn für eine saubere und möglichst sichere Spur, wagte schließlich den „first descent“ über die flachste Stelle des Gletschers und ersparte uns somit einen erneuten Aufstieg über sicheres Gelände. Gespannt verfolgten wir seine Line. „Bloß nicht langsamer werden, bloß nicht stehen bleiben, Totti": das war in diesem Moment alles was ich dachte! ... o.k. er hatte es geschafft - ich wiege weniger als er - also schaffe ich es auch! … Yeah, ohne Probleme aber mit noch mehr Adrenalin im Blut als zuvor!

  

Die letzten Turns und die anschließende Abfahrt über die zugeschneite Passstraße bis zum Bahnhof von Oberwald, wo auch schon der Zug zurück nach Realp auf uns wartete, waren Genuss pur: Rundblicke in einer atemberaubenden Bergregion und am Horizont eine wunderschöne Bergkulisse der Walliser 4000er, veredelt durch den purpurnen Sonnenuntergang...

 

Am Abend war ich nicht einmal mehr fähig

 

die drei Stunden Heimfahrt hinterm Steuer meines Autos anzutreten – Danke Olav, für's fahren! ... Danke Jungs, für ein einzigartiges Wochenende! … Danke Baschi für die großartigen Fotos!

 

Das war ein unvergessliches Erlebnis!

 

Weitere Infos zur Tour:

 

Die Galenstock-Überschreitung setzt nicht nur gute Kondition voraus, besonders sind gute Orientierung, eine realistische Einschätzung der objektiven Gefahren und das Grundrepertoire der Sicherungstechnik unerlässliche Begleiter! Alpine Ausrüstung darf auf keinen Fall fehlen: Seil, Steigeisen, Pickel, Sicherungsmaterial… und selbstverständlich LVS & Co!

 

Tourenführer und Karte

 

Skitourenführer: Alpine Skitouren Zentralschweiz - Tessin. SAC

 

Karte: SLK 255 S - Sustenpass – SWISSTOPO

   

Hütte

 

Albert-Heim Hütte (2543 m) Die Hütte ist im Winter "bewartet", - also je nach Anfrage bewirtet. Der Winterraum ist die ganze Saison offen.

 

Tel.: 0041 41 887 17 45 (Claudia Rey)

 

www.albert-heim-huette-sac.ch

 

Zugfahrt:

 

Die Züge fahren im Stundentakt jeweils zur 44. Minute von Oberwald nach Realp und kosten knapp 12,50.- SFr

 

Geographie:

 

Der Galenstock ist der vierthöchste Berg der Urner Alpen und liegt auf der Grenze der Schweizer Kantone Uri und Wallis.

 

Historie:

 

Der Galenstock wurde erstmals am 18. August 1845 von Eduard Desor, Daniel Dollfuß und seinem Sohn, geführt von den einheimischen Bergführern H. Währen, M. Bannholzer, P. Brigger und H. Jaun bestiegen.

 

Text: Hanna Finkel

 

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