In einem schneereichen Tal, wo weder Gondeln noch Helikopter die Skifahrer auf die Berge bringen und die meisten Gipfel über 1500 Aufstiegshöhenmeter entfernt liegen, ist man mit seiner Freeride-Ausrüstung schon fast ein Exot. Und doch gibt es sie, die Perlen für den Freeride-Tourengeher, mit unberührten Powder-Hängen und steilen Rinnen. Am Besten verbringt man gleich ein paar Tage auf der Galmihornhütte.
Aufstieg
Zustieg zu der 2113 m.ü.M gelegenen Galmihornhütte: Von Münster im Goms, steigt man durch den Bawald, welcher meist gespurt ist, zur 700 Höhenmeter höher gelegenen Galmihornhütte auf. Die Hütte ist der Stützpunkt für Freeride-Touren im Gebiet und thront wie ein Adlerhorst über dem verschneiten Goms. Die Aussicht reicht vom Galenstock bis zu den großen Wallisern, dem Matterhorn und der Dufourspitze.
Gipfel in der Umgebung: Als lohnende Ziele in nächster Nähe bieten sich die Chastelhörner an, mit Aufstiegen von 600 bzw. 800 Höhenmetern. Von der Hütte geht es in gleichmäßiger Steigung hinauf zur Chastellicke. Hat man das Ziel Chly Chastelhorn, steigt man kurz vorher über den breiten Ostgrat hinauf zum Gipfel. Von der Chastellücke hat man die Möglichkeit auf der Nordseite kurz abzufahren (Lawineneinzugsgebiet der Gross Chastelhorn-Nordflanke beachten) und anschließend die weiten, für Freerider geradezu gemachten Hänge, zur Heji Zwächte 3086m.ü.M aufzusteigen. Ab hier ist dann für die meisten Freerider jedoch Schluss, denn nun wird es hochalpin. Die weiteren Aufstiege zum Galmihorn, zum Oberaarhorn oder gar zum Finsteraarhorn setzen Kenntnisse in Gletschertechnik und hervorragende Kondition voraus.
Abfahrten
Von den Gipfeln bieten sich verschiedene Abfahrtsvarianten an. Gerade die steileren Abfahrten werden selten befahren und somit genießt man praktisch immer Firstlines.
Chly Chastelhorn: Die Abfahrt kann gut von der Hütte und während des Aufstiegs eingesehen werden. Die extreme Südostflanke ist den Könnern vorbehalten. Gemässigter geht's über den Ostgrat oder den Südgrat hinunter und anschliessend über kupiertes Gelände zurück zur Hütte.
Gross Chastelhorn: Auch hier ist die steile Südostflanke, mit ihren Rinnen und Felsen geradezu verlockend für den Könner. Von der Hütte kann man sich schon am Vorabend seine Linien ausdenken. Die steile, schattige Nordflanke bietet fast immer feinsten Powder.
Heji Zwächte: Der Sprung über die große Gipfelwächte ist bei sicheren Verhältnissen schon fast legendär. Der anschließende steile Gipfelhang ist ein Traum und kann bei unsicheren Verhältnissen auch weiter östlich umfahren werden. Anschließend geht's über die schönen Südhänge zurück zur Chastellicke. Bei sehr günstigen Schneeverhältnissen kann man durch das Figgeri-Couloir mit Firstline-Garantie hinab ins Bächital fahren und erreicht 1700 Höhenmeter tiefer den Talort Reckingen
Abfahrten von der Hütte: Bei Schlechtwetter bieten die unzähligen Treeruns durch den lichten Bawald eine gelungene Alternative. Im Frühjahr oder bei schlechten Verhältnissen kann man auch der Forststraße entlang zurück nach Münster fahren.
Informationen
Schwierigkeit (5-stufige Skala): Alle Gipfel sind möglich mit **. Jeder Gipfel besitzt jedoch auch Varianten *** bis **** Besondere Gefahren: Keine
Durchschnittliche Steilheit / Maximale Steilheit: 25°/ 50° (nicht zwingend)
Exposition: Bis auf die Gross Chastelhorn Nordflanke alles S-SE
Höhenmeter Start und Ziel: Galmihornhütte 2113 m | Heji Zwächte 3086 m
Höhenmeter bergauf und bergab: 953 m (1700 m), 953 (1700 m) (Angaben in Klammern mit Abfahrt nach Münster)
Dauer: Chastelhörner max. 2 Stunden / HejiZwächte max. 3,5 Stunden. (Die Angaben nennen die Aufstiege von der Galmihornhütte)
Beste Jahreszeit: Mitte Dezember – April
Unterkunft: Galmihornhütte. Der Schlüssel kann im Bacher Sport in Münster abgeholt werden. Reservation erwünscht. Kochstelle, Holz, Decken und etwas Getränke sind vorhanden.
Adressen: Reservation Galmihornhütte
Anfahrtsbeschreibung: Von Zürich her kommend über die Gotthardautobahn nach Andermatt. Anschließend mit dem Autoverlad durch den Furkatunnel ins Goms und nach Münster. Von Lausanne her durch das ganze Wallis hinauf nach Brig und weiter nach Münster
Topografische Karten: LK 1:25000 1250 Ulrichen, S 1:50000 265-S Ulrichen
Über den Autor:
Raphael Imsand ist Zimmermann von Beruf und derzeit in der Ausbildung zum Bergführer. Er ist leidenschaftlicher Tourengeher, Freerider und Bergsteiger. Zukünftig wird er eine Auswahl seiner Lieblingstouren in den hohen Bergen der Schweizer Alpen auf PowderGuide vorstellen. Raphael betreibt einen lesenswerten Weblog.