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Abenteuer & Reisen

Alaska – Camping with Northern Lights

Noch mehr Alaska geht kaum

von Jonas Blum 23.12.2014
Alaska … Spines, steile Hänge, endlose Gletscher, alles überzogen mit einer dicken Schicht Pulverschnee. Das heilige Land des Freeriders. Das Land des Heliskiings. Der ultimative Traum für viele Powdersüchtige. Letzten Winter versuchten wir diesen Traum in die Realität umzusetzen. Ohne Heliskiing, jedoch mit all den anderen Zutaten. Ein Erlebnisbericht mit Tagebucheinträgen von Lukas, mit 21 Jahren dem Youngster in unserer Vierergruppe.

 „Das Abenteuer Alaska begann am 15. März mit dem Abflug von Zürich nach Philadelphia. Weil in der Schweiz nie recht Winter wurde, hatten ich hohe Erwartungen auf viel Schnee und einen Bilderbuchwinter. Wir stellten uns vor, ein Camp in der Bergwelt Alaskas zu verwirklichen. Robert, Sandro und Jonas hatten schon Erfahrung mit Skifahren in Nordamerika, ich hingegen bezeichne mich als Greenhorn. Skifahren in Alaska ist aber Neuland für alle von uns.“

Mit einer Mischung aus vorgängiger Planung und großer Spontanität wird man in Alaska fast sicher auf seine Kosten kommen. Es hilft, schon im Vornherein einige Optionen auszusuchen, wo man Campieren kann. Dazu eine Vorstellung vom gewünschten Gelände und das nötigste Material in der Tasche. Gerade in einem für Alaska schneearmen Winter, mit teils schwieriger Lawinensituation, ist Flexibilität aber ein großes Plus. Das zeigte sich auf dem Trip immer wieder. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. 

„Auf dem Flug nach Philadelphia blieb genug Zeit, um zu fantasieren, wie alles werden soll. Die amerikanischen Sicherheitsbestimmungen waren so rigoros, dass wir fluchend den Weiterflug verpassten und eine Nacht in Philadelphia ausharren mussten. Am nächsten Tag konnten wir unsere Reise nach Anchorage fortsetzen. Wie viele kamen wir hier mitten in der Nacht an. Bis am Morgen schlugen wir uns am Flughafen die Zeit um die Ohren. Wichtig war jetzt, ein passendes Fortbewegungsmittel zu finden. Es wurde uns schnell klar, dass ein Pick-Up zu klein war, um all unser Gepäck zu transportieren. So entschieden wir uns für ein Wohnmobil. Jonas legte sich mächtig ins Zeug und fand bald das ideale Fahrzeug.“Mit dem passenden fahrbaren Untersatz sind Freeridern in Alaska wenig Grenzen gesetzt. Die Vorzüge einer mobilen Unterkunft lässt einem das Abenteuer Alaska in vollen Zügen genießen. Doch vorher muss man sich mit dem nötigen Ausrüsten. Dazu bietet sich Alaskas Hauptstadt Anchorage mit unzähligen Outdoorshops hervorragend.

„Die letzten paar Tage war einkaufen angesagt. Wir hatten zwar schon Unmengen an  Material von zuhause mitgenommen, aber es fehlte noch einiges. Es fehlte noch ein „Küchenzelt“, Kochausrüstung und viele sonstige Kleinigkeiten. Jetzt aber will ich langsam unbedingt auf die Skis!“Anchorage ist nicht nur eine Hafenstadt, auf der Ostseite beginnt die Bergwelt von Alaska. Die ständige Sicht auf verschneite Berge beschleunigen Einkäufe ungemein. Sobald man die Shoppingtour satt hat, startet man am besten in Richtung einer Pässe die in der Nähe von Anchorage liegen. Von diesen aus kann man sich an Alaska-Verhältnisse akklimatisieren. 

„Erste Skitour am Turnagainpass: trotz Frühlingswetter und etwas schwerem Schnee war es großartig, endlich die ersten Schwünge in Alaska hinzulegen. Nach dieser Tour waren wir wieder voller Elan fürs weitere Organisieren. Am Abend konnten wir das letzte fehlende Puzzlestück in unserer Materialschlacht mieten: In Anchorage besorgten wir uns ein zur Kommunikation notwendiges Satellitentelefon. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden wo wir unser Camp aufschlagen wollen…“Haines ist einer der Orte in Alaska welcher wahrscheinlich jeder Freerider kennt. Jedes Jahr taucht der Name in Schneesport-Filmproduktionen auf. Seit Jeremy Jones vor ein paar Jahren bei einer Basecamp-Aktion in Haines war, boomt das Campen dort regelrecht.  Der Buschpilot Drake Olson kann sich kaum vor den Aufträgen retten. Drake kennt die Berge rund um Haines bestens und ist für viele die erste Anlaufstelle. Auch bei uns stand Haines an der ersten Stelle. Nach der Vorbereitung verließen wir Anchorage, mit dem Ziel in Haines Skifahren zu gehen. Aber eben, manchmal bleibt es beim Ziel. 

„Da wir nicht besonders unter Zeitdruck sind, entschieden wir uns für einen Abstecher über den Thompson Pass nach Valdez. Die ganze Strecke klebte ich meistens am Fenster.Die Landschaft, die ich unterwegs sah, ist schlichtweg überwältigend. In Valdez angekommen, waren wir mächtig hungrig, auf Skifahren sowie auf Nahrung. (Wie nebenbei des Öfteren) Der Ort, den wir für das Frühstück auswählten, war auf einem Pier. Hier, mit der großartigen Aussicht auf den Nordpazifik, stillten wir unseren Hunger. Die Abenteuerlust war ungebrochen. Übermütig entschlossen Sandro und ich einen Sprung ins eiskalte Wasser zu wagen.“ 

Alaska ist riesig. Es ist mitunter sehr schwierig an verlässliche Informationen über Schneeverhältnisse zu kommen. Der Lawinendienst kann eine so große Fläche nicht abdecken. Die beste Anlaufstelle sind die lokalen Heliski-Unternehmen, schliesslich sind sie jeden Tag in „ihrem“ Gebiet unterwegs. In Valdez haust das Heliski-Urgestein Dean Cummings mit seinem Unternehmen H2O-Guides. Wenn man schon vor Ort ist, kann man ja gerade so gut nach den Verhältnissen in der „Chugach Range“ fragen, auch wenn die weit weg von Haines liegen.„Ok, das ging jetzt aber schnell. Heute erst noch nach Valdez gefahren und morgen fliegen wir schon in die Berge. Der Besuch bei Dean Cummings führte zu einem längeren Gespräch. Er meinte, sie hätten gerade perfekte Schnee- und Wetterverhältnisse für uns. Dean schlug uns einen Platz am Rand des Woodworth-Gletschers vor. "Dort würde es uns sicherlich gefallen", meinte er. "Das Gelände sei optimal für ein Basecamp und für unser kleines Filmprojekt". Zudem hätten sie am nächsten Tag gerade Zeit für einen Drop-Off. Das überzeugte alle von uns. Jetzt heßst es: Packen und letzte Vorbereitungen treffen.“ 

Natürlich kann man in Alaska auch ohne einen Flug in die Berge starten und das Zelt aufschlagen. Für ein richtig abgelegenes Feeling und absolute Ruhe kommt man aber kaum um ein Flugzeug oder in unserem Fall Helikopter herum. „Die Leute, die aus dem Helikopter ausstiegen, staunten nicht schlecht, wie viel Material wir um uns anhäuften. Der Flughelfer erklärte aber, dass wir nicht Tagesgäste sind, sondern vorhatten, auf dem Gletscher zu campieren. Da wechselte Verwunderung schnell mit Neid. Der Heli wurde aufgetankt und mit unserem Equipment beladen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Endlich ging es los. Ohne viele Worte zu verlieren, bestaunten wir die großartige Natur von der Luft aus. An unserem Drop Off angekommen, gab uns Dean noch letzte Ratschläge und wünschte uns eine gute Zeit. Nachdem der Helikopter abgeflogen war, wurde es schlagartig ruhig. Wir begannen unser neues Zuhause einzurichten, schlugen die Schlaf- und Kochzelte auf und legten fest, wo die Toilette war. Bis auf die Schaufelgeräusche blieb es ruhig. “Die „Chugach Range“, die den südlichen Abschluss in Alaska bildet, gehört zu den schneereichsten Regionen der Erde. Vom Nordpazifik her, peitschen die Stürme gegen die Berge und laden bis zu zwei Meter Schnee in wenigen Tagen ab. Letzte Saison war für Alaska unterdurchschnittlich. Die Sichtweise ist verrückt. Während die Einheimischen sich über Schneemangel beklagen, würde man dies in den Alpen als (mindestens) überdurchschnittlichen Winter bezeichnen. Die positive Seite daran  wenig Schneefall bedeutet gutes Wetter. Während unserer Zeit in Alaska bestimmte ein rekordverdächtiges, dreiwöchiges Hoch das Wettergeschehen.

„Am ersten Morgen beschlossen wir bei strahlendem Sonnenschein, erst einmal unsere Umgebung zu erkunden. Wir verschafften uns einen Überblick, indem wir fünf Stunden lang den Gletscher hoch tourten. Der lange, flache Aufstieg wurde mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Wir sahen bis zum weit entfernten Ozean. Die Gegend war überwältigend. Zurück im Camp: Oh Schreck, mittlerweile ist all unser Essen gefroren. Zum Glück erwies unsere „Schneesäge“ einen guten Dienst im Zersägen des Hühnchens.“

Ende März herrscht in Alaska noch Hochwinter. Auf Meereshöhe gibt es zwar die ersten Tage an denen es taut, auf rund 1700 Meter, wo das Basecamp lag hat der Winter noch alles im Griff. Tagsüber in der Sonne ist es gut aushaltbar, sobald der Lichtspender hinter den Bergen verschwindet, wird es augenblicklich kalt. Mit guter Kleidung und warmen Schlafsäcken lässt sich die Kälte jedoch gut aushalten. Wenn man all das Gelände um sich herum zu entdecken beginnt, ist die Kälte sowieso schnell vergessen.„Am zweiten Tag im Camp haben wir uns gleich der ersten nahegelegenen Ziele angenommen. Dann folgte ein einfacher Tagesrhythmus: Gegen zehn Uhr aufstehen, Mittagessen, Skifahren bis acht Uhr abends, Abendessen, mit ein wenig Glück unter Nordlichtern Zähneputzen und Schlafen. Mit der Zeit entfernten wir uns immer weiter vom Camp. Die Abfahrten wurden langsam steiler und anspruchsvoller. Diese Art von Skifahren bin ich mir definitiv noch nicht gewohnt." 

Als „Newbee“ in Alaska wird man gefordert. Die meisten sind sich an die Steilheit der Abfahrten nicht gewohnt. Runs dieser Art sind in den Alpen nur selten möglich. Skifahren in Alaska ist ein großer Lernprozess. Am Anfang ist es fast unmöglich abzuschätzen was fahrbar ist. In den richtigen Expositionen kann man zwar meistens von gutem Schnee ausgehen, das stellt den Alpenfreerider aber vor ein neues, ungewohntes Problem –  Sluffmanagement. Die Schneemassen die man in Bewegung setzt, sind erheblich. Um eine Line flüssig durchzufahren, muss man genauestens Planen und den Sluff antizipieren. Nach einem Monat in Alaska kann man das in groben Zügen abschätzen, um sicher damit umzugehen, braucht es wahrscheinlich Jahre.„Heute wurde uns über Satellitenfunk mitgeteilt, dass eine Schlechtwetterfront naht. Wir mussten abwägen ob wir einen, möglicherweise mehrtägigen, Schneesturm aussitzen können und wollen. Am Ende gewann die Vernunft. Wir sind mit unserem ersten Basecamp in Alaska  mehr als zufrieden. Darum beschlossen wir, wenn auch ungern, nach 9 Tagen den Rückflug anzutreten.“

Die Landschaft in Alaska beeindruckt auch im Winter. Nach einigen anstrengenden Skitagen lohnt es sich mit dem Wohnmobil die Gegend zu erkunden und dabei die Muskeln zu entspannen. Sei es im Denali Nationalpark, in einer abgelegenen Hot Spring oder einfach im Camper einen der langen, farbenfrohen Sonnenuntergänge bei einem Bier zu genießen. Dabei sieht man von der Straße aus immer wieder lohnende Skiziele.  Manche weit weg und zu Fuß unerreichbar, manche ganz nah und vieles zwischendrin wo sich ein paar Stunden „bushwhacking“ durch den Wald doch lohnen könnte.„Von Seward aus sahen wir ein hoch gelegenes Tal, das für uns erreichbar schien. Deshalb starteten wir am nächsten Tag in den Wald um zum Schnee weiter oben zu gelangen. Nach ein paar Stunden hatten wir all unser Gepäck hochgeschleppt. Somit konnten wir ein zweites Basecamp starten. Alles war ein bisschen kleiner, ein bisschen näher und der Schnee nicht ganz so gut. Trotzdem hatte es alles was nötig war: Skifahren und gemütliche Tage beim Zeltplatz, mit grandioser Aussicht auf den Fjord. Ein perfekter Abschluss in Alaska. Zurück bleiben wunderschöne Erinnerungen an die Wildnis auf dem Gletscher, herrlichen Abfahrten, an die traumhafte Natur. Es war ganz einfach eine schöne Zeit! Alaska ich komme wieder!“

Den Film zum Trip

Alaska - Camping with Northern Lights from Sandro Halter on Vimeo.

Skifahren und Campen in Alaska

Pässe in Southcentral Alaska
Man muss kein Flugtaxi hernehmen um in Alaska zum Skifahren zu kommen. Ein Fortbewegungsmittel, um auf die Pässe in Alaska zu gelangen reicht. Von da aus kann man bestens Touren (auch mehrtägige) von der Strasse aus starten. Als Literatur kann ich das Buch „The Alaska Factor“ von Joe Stock empfehlen. Es gibt eine gute Übersicht was im zentralen Süden von Alaska mit Skis möglich ist.

Buschflieger sind die günstigste Variante um per Luft in die Berge zu gelangen. Fliegen ist in Alaska allgegenwärtig, wir trafen Leute die mit privaten Propellermaschinen nach Anchorage flogen, um einen Abend auszugehen. Es gibt dementsprechend viele Angebote. Die Schwierigkeit besteht wahrscheinlich darin, einen Piloten zu finden der sich in der angestrebten Bergregion gut auskennt und sicher im Hochgebirge fliegen kann.

Als weitere Variante kommen Snowmobiles in Frage. Uns wurde von einem „Drop-Off Service“ in der Thompson Pass Gegend erzählt. Die Jungs laden die Freerider in der gewünschten Zone ab. Das müsste um einiges günstiger als Fliegen sein. Genauere Informationen kann ich leider nicht geben.

Sluffmanagement
Sluffmanagement ist am Anfang echt schwierig. Wo man wie viel Schnee in Bewegung setzt, ist zu Beginn ein Ratespiel. Als Devise gilt: nichts überstürzen, die Sache langsam angehen. Es gibt ein paar grundlegende Regeln: entweder man ist schneller als der Sluff, fährt langsam hinter ihm her oder schaut dass man ihm nicht in die Quere kommt. Die erste ist für die meisten unrealistisch, die zweite zu „langweilig“ und die dritte kann man z.B. durch eine „diagonale“ Linienwahl erreichen. Aber eben, das richtig einzuschätzen braucht viel Erfahrung.

Campieren

Campieren ist meiner Meinung nach der ultimative Weg, um Skifahren in Alaska richtig zu erleben. Mit guter Vorbereitung und einem durchdachten Camp ist das Zelten eigentlich recht behaglich. Hier sind einige Gegenstände und Tipps die mir im Nachhinein als Wertvoll erscheinen, von guten Schlafsäcken, Zelten und Bekleidung abgesehen.

Daunenfinken (mit Daunen gefütterte Hausschuhe): Es gibt nichts Angenehmeres als nach einem langen Skitag endlich aus den Skischuhen raus zu kommen. In trockene Socken wechseln und rein in die sofort warmen Daunenfinken. Ahh, was für ein wohliges Gefühl. Mit den Dingern kann man auch problemlos im Schnee rumlaufen. 

Viele Isomatten: Gute, dicke Matten zum Schlafen und einige dünnere zum drauf sitzen und stehen. Der Schnee kühlt beim längeren Stehen von unten her aus, trotz Daunenfinken. 

Schneesäge: Extrem hilfreich baum Aufbau vom Camp. Und nebenbei auch um notfalls gefrorenes Essen zu zerkleinern. 

Redundanz im Kochsystem: Je ein Gas- und ein Benzinkocher. Die Entscheidung Gas- oder Benzinkocher ist (in dieser Höhe) mehr eine Glaubensfrage. Beides funktioniert, das richtige Gasgemisch vorausgesetzt. Wenn‘s vom Gewicht her aufgeht, am besten beides. Es gibt nichts Schlimmeres als ein nicht funktionierender Kocher in einem Basecamp. Mehrere Kochstationen sind auch praktisch, um auf einer den Schnee zu schmelzen und zeitgleich auf der anderen Kochen zu können.

Satellitentelefon: Das Satellitentelefon kann man sich problemlos in Anchorage mieten. Für einen Monat mit ca. einer Stunde Gesprächsguthaben kostet das um die 150$. Generell funktionieren in Alaska nur Iridium-Geräte, es lohnt sich von den Shops beraten zu lassen. 

Solarpanels: Will man Filmen und Fotografieren kommt man wahrscheinlich nicht um Solarpanels rum. Die „Starterkits“ von GoalZero haben sich mehr oder weniger bewährt. Wenns richtig kalt war, zickte das System ein wenig rum, sonst recht zuverlässig. Durch den Tag laden lassen und am Abend anzapfen. 

Zeitpunkt: Wir waren von Mitte März bis Mitte April in Alaska. Meiner Meinung nach ein guter Zeitraum. Zu dieser Zeit kommt man in den Genuss langer Tage (Sonnenuntergang zwischen acht und neun Uhr) und gutem Schnee bis weit runter. Später hat es immer noch perfekte Verhältnisse bis weit in den Mai hinein, in tieferen Lagen muss man aber mit Frühlingsschnee rechnen

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