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Abenteuer & Reisen

Foto- und Reisereport Antarktis | Teil I

"Sie haben gewonnen!" ? Eine Reise zu den Pinguinen

von Martin Böhm 04.04.2009
"Suche Freiwillige für gefährliche Reise. Niedriger Lohn, bittere Kälte, lange Stunden in vollständiger Finsternis garantiert. Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung nur im Fall des Erfolges." (Sir Ernest Henry Shackleton in einem Inserat von 1907 für seine Expedition an den Südpol.) Ungefähr 100 Jahre später kann der Beginn einer Reise in die antarktische Polarregion ganz anders aussehen:

"Suche Freiwillige für gefährliche Reise. Niedriger Lohn, bittere Kälte, lange Stunden in vollständiger Finsternis garantiert. Rückkehr ungewiss. Ehre und Anerkennung nur im Fall des Erfolges." (Sir Ernest Henry Shackleton in einem Inserat von 1907 für seine Expedition an den Südpol.) Ungefähr 100 Jahre später kann der Beginn einer Reise in die antarktische Polarregion ganz anders aussehen:

Die bekannte Windows-Startmelodie erklingt in den Ohren, frisch dampft der eben gekochte Kaffee und das E-mail Programm ruft die ersten Nachrichten des Tages ab: „Ihr Beitrag für die GEO-Reisecommunity ist von unserer Redaktion unter die 100 besten gewählt worden. Bei der anschließenden Verlosung sind Sie als Hauptgewinner ermittelt worden. Freuen Sie sich auf eine 14tägige Expedition in die Antarktis und begeben Sie sich auf die Spuren des legendären Entdeckers Sir Ernest Shackleton. Hier am Südpolarmeer leben Millionen von Pelzrobben, über 300 000 Seeelefanten und -leoparden und Millionen Goldschopf-, Esels-, Zügel- und Königspinguine…“ (Auszug der E-mail von Dörte Brilling, Community-Redakteurin bei GEO.de)

Da die Rückkehr heutzutage eher gewiss, unsere Reise Mitte Oktober im dortigen Frühling startet und somit keine langen Stunden vollständiger Finsternis zu erwarten sind, ist sofort klar: Dies ist für Steffi und mich eine willkommene Gelegenheit eines der letzten nahezu ursprünglichen Regionen der Erde kennenzulernen.

Armdick sind die Seile, mit der die MV Ushuaia im kleinen Hafen von Mar del Plata in Südamerika vertäut ist. Ein wenig größer habe ich mir unser Schiff schon vorgestellt, mit dem eine sichere Reise zwischen Eisbergen hindurch und über haushohe Wellen möglich sein soll. Ein Mitglied der Crew beruhigt mich gleich und sagt: „Ne, das ist super, dass die nicht so groß ist. Da rollt das Schiff die Wellen besser ab und bricht nicht auseinander. Außerdem ist es wie eine Boje konstruiert. Es richtet sich aus jeder Lage wieder auf.“ Ach so, na dann: Leinen los!

Seekranke Bergmenschen

Da ich eher in den Bergen zu Hause bin, halte ich mich gleich nach dem Auslaufen an der Haltestange neben der Toilette wie an einem Klettersteig über gähnendem Abgrund fest. Den Seeleuten und einigen Seeerprobten aus unserer bunt zusammengewürfelten 78-köpfigen Gruppe macht das leichte Schlingern des Bootes bei herrlichem Sonnenschein und kaum merklichen Seegang natürlich nichts aus. Dank einiger chemischen Keulen bekomme ich die Seekrankheit vorerst in den Griff, zumindest während der mehrtägigen Überfahrt nach Südgeorgien und der Zeit in dortiger Küstennähe ist der Kreislauf in Schwung. Die folgenden Tage bescheren uns für diese Region untypisch viel Sonnenschein und kaum Wellengang. Eine Vielzahl diverser Seevögel und einige Finnwale begleiten unser stählernes Zuhause. Zahlreiche Vorträge mehrerer Gastdozenten über Pinguinforschung, Geologie und klimatischen Veränderungen der letzen Jahre sorgen für eine gelungene Abwechslung. Es bleibt auch genügend Zeit, in Ruhe die Mitreisenden kennen zu lernen. Berufsfotografen, Traveller, Naturbegeisterte und einige gut situierte Damen und Herren bevölkern die MV Ushuaia, wie unser Schiff passend zum Zielhafen unserer Reise heißt. Hierbei handelt es sich um ein früheres US-Spionageschiff, welches mit Verstärkungen am Rumpf für den harten Einsatz im Südpolarmeer umgerüstet wurde. Es ist eines der kleinsten Passagierschiffe in diesen Gewässern und dank ausgebildeter Antarktisexperten an Bord und diverser Sondergenehmigungen werden wir in Südgeorgien in Buchten und Regionen vordringen können, die den großen Reisedampfern verwehrt bleiben.

Nach vier Tagen auf See heißt es „Land in Sicht“ und WAS für ein Land! Alpin anmutende Berge, die von großen Gletschern zerfressen werden, erheben sich am Horizont. Als i-Tüpfelchen wird dieses Panorama noch von zahlreichen in diesen Breiten bisher nicht so häufig vorkommenden Eisbergen und Schelfeisstücken gesäumt. Eines dieser schwimmenden Süßwasserblöcke hat mit 4x8km Kantenlänge die Ausmaße einer Insel. Da würde sich schon eine richtig gute Wanderung darauf unternehmen lassen. In Fortuna Bay rasseln erstmals die tonnenschweren Ankerketten und wir steigen in kleine motorbetriebene Schlauchboote, so genannte Zodiacs. Dies ist gar nicht so einfach, denn zunächst muss eine klapprige Treppe an der Bordwand hinunter gestiegen werden und dann gilt es den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, um in das auf den mehreren Meter hohen Wellen auf- und abtanzende Gummiboot zu steigen.

 

 

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