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Abenteuer & Reisen

Freeridetrip Südamerika | Fahrer-Blog [Teil II]

Südamerika-Trip mit Fabian Lentsch

von Fabian Lentsch 26.10.2011
Fabian Lentsch, Nachwuchs-Freerider aus Österreich, verbrachte seinen Sommer im Winter Südamerikas. Lest im zweiten Teil seines Fahrer-Blogs von seinen Tagen in Bariloche mit Eric Zeller, Leo Rauch und Fotograf Jonas Blum und einem 6000er-Besteigungsversuch.

Fabian Lentsch, Nachwuchs-Freerider aus Österreich, verbrachte seinen Sommer im Winter Südamerikas. Lest im zweiten Teil seines Fahrer-Blogs von seinen Tagen in Bariloche mit Eric Zeller, Leo Rauch und Fotograf Jonas Blum und einem 6000er-Besteigungsversuch.

Die letzten Tage in Bariloche waren richtig geil. Wir hatten sogar noch einen fetten Powdertag, was ziemlich überraschend war, da der Frühling schon längst begonnen hatte. Begeistert vom vielen Neuschnee nahmen wir uns leider keine Zeit, um Bilder zu machen. Das Vollgas-Durchfahren war uns dann doch wichtiger!

Fabis Helmcamaufnahmen aus Bariloche

Chile/Argentina 2011 from Fabian Lentsch on Vimeo.

Am nächsten Tag brachen wir dann gegen Norden auf. Auf dem Weg nach Norden beschlossen wir durch Pucon zu fahren, um dort den Vulkan Villarica zu besteigen. Wie ihr schon im letzten Report gelesen habt, versuchten wir dies bereits ein paar Wochen zuvor. Das schlechte Wetter lies dies aber nicht zu. Diesmal hatten wir wolkenlosen Himmel und praktisch keinen Wind. Wir starteten im Villarica Skigebiet und erreichten den Gipfel etwa 3,5 Stunden später. Oben angekommen konnte man den riesigen Krater bzw. das Loch sehen. Auch der Ausblick war sehr außergewöhnlich, da man praktisch am höchsten Berg in dieser Umgebung steht und rundherum fast alles flach ist. Der obere Teil des Berges war leider nicht sehr angenehm zu fahren, da der Schnee regelrecht vereist war. Weiter unten hatten wir dann perfekten Firn.

Aus dem Plan, den Aconcagua im Winter zu besteigen wurde leider doch nichts, da wir zu wenig Zeit übrig hatten und höchstwahrscheinlich kein Permit bekommen hätten. Für bestimmte Aufstiegsrouten muss man angeblich 21 Jahre alt sein. Leo und ich entschieden uns schließlich für den Marmolejo. Mit 6108 m Höhe ist er der südlichste 6000 er der Welt. Wir fuhren Richtung Santiago, um dann kurz vor der Stadt nach Osten ins Maipo Tal abzubiegen. Nach einigen Kilometern Asphaltstraße fuhren wir noch ein Stück auf Schotterstraße in den hinteren Teil des sehr schmalen Tals. Am Ende vom Tal konnte man bereits den Vulkan San Jose sehen, dahinter müsste sich der Marmolejo befinden. Wir parkten unsere Vans auf 2300m und packten die Rucksäcke für die nächsten 5 Tage im Zelt. Jonas musste sich leider schon für seinen Heimflug vorbereiten. Leo und ich „genossen“ unsere letzte Nacht im Camper da uns schließlich 4 kalte Nächte im Zelt bevorstanden.

Besteigung Marmolejo

1. Tag

Am nächsten Morgen starteten wir unsere Expedition. Jonas machte noch ein paar letzte Bilder von uns und fuhr dann mit einem der Vans zurück nach Santiago. Leo und ich entschieden uns dafür, das Basislager auszulassen und gleich bis zum Lager 1 zu gehen. Natürlich waren wir wie immer bestens ausgerüstet. Wir hatten weder einen Höhenmesser, noch eine Karte oder Kompass. Mit flüchtig eingeprägten Infos von Tourenberichten gingen wir schließlich durch das Marmolejo Tal. Irgendwann beschlossen wir rechts ein paar hundert Höhenmeter rauf zu gehen und stellten dort das Zelt auf. Später stellte sich heraus, dass wir von 2300 m auf 4000 m gegangen waren.

2. Tag

Nach einer durchaus angenehmen Nacht stiegen wir noch etwa 200 Höhenmeter auf und bemerkten, dass wir völlig falsch waren. So entschieden wir uns, bis ins Ende des Tales abzufahren, wo wir eigentlich das Lager 1 errichten hätten sollen. So verbrachten wir unsere zweite Nacht auf etwa 3800 m.

3. Tag

Um 7 Uhr morgens hieß es bereits aufstehen. Wir packten unser Zelt und die restlichen Sachen zusammen und errichteten ein kleines Depot mit überschüssigen Gaskartuschen und Klamotten. Um 8 Uhr morgens brachen wir schließlich Richtung Lager 3 auf, das sich auf 4500 m befinden sollte. Wir mussten durch ein steiles Schneefeld bis zum Grat auf 4200 m, von wo man bereits den Gipfel sehen konnte. Später stellte es sich heraus, dass es jedoch nur der Vorgipfel war, den wir dort in weiter Ferne sahen. Weiters mussten wir feststellen, dass es bis zum Gipfel extrem wenig Schnee hatte. Trotzdem entschieden wir uns, mit den Skiern weiterzugehen und eine unangenehme Abfahrt in Kauf zu nehmen. Als wir das Lager gefunden haben, stellten wir unser Zelt auf und begannen sofort Schnee zu schmelzen, da unsere Wasserflaschen leer waren und wir auch Wasser für unser Essen benötigten. Dies bestand wie auch schon an den Tagen davor aus einer Suppe und komischen Einweichnudeln. Um uns zu akklimatisieren, stiegen wir noch etwa 250 Höhenmeter auf.

4. Tag

Erneut riss uns der Alarm aus dem Schlaf – oder besser gesagt dem nächtlichen Dösen. Denn geschlafen hatten wir nicht sonderlich gut. Diesmal jedoch schon um halb 4 in der Nacht. Wir zogen uns rasch an und stiegen aus dem Zelt. Da es wolkenlos und nahezu Vollmond war, beleuchtete der Mond den ganzen Berg, sodass wir gar keine Stirnlampen benötigten. Es war eiskalt und es blies ein leichter Wind. Je näher wir dem (Vor)Gipfel kamen, desto stärker und eisiger wurde auch der Wind.

Den Gipfel erreichten wir viel später als gedacht. Ab ca. 5300 m wurde das atmen dann doch sehr schwer, deshalb waren wir sehr langsam unterwegs und mussten nach nur wenigen Schritten Pausen einlegen. Der immer stärker werdende Wind machte es uns auch nicht einfach. Wir nutzten alle größeren Steine um uns vor dem Wind zu verstecken und zu rasten. Wenn ich mich recht erinnere sind wir sogar einmal eingeschlafen.

Als wir endlich den Gipfel erreichten war die Freude natürlich riesig. Der Ausblick mit den umliegenden Gipfeln war einfach unbeschreiblich und wir konnten endlich unsere Gipfelschokolade essen, die wir uns mit Mühe und Not für den Gipfeltag bewahren konnten.

Unsere Ski haben wir ca. 200 Höhenmeter unter dem Gipfel gelassen. Von 5900 m bis auf 4500 m abzufahren war auf jeden Fall die anstrengendste Abfahrt in meinem ganzen Leben. Wir mussten eine weitere Nacht auf 4500 m verbringen und fuhren am nächsten Tag bis zum Parkplatz ab.

Zurück in der Zivilisation musste ich feststellen dass ich meine Nase, Wange und alle Zehen am rechten Fuß stark erfroren hatte. Eine Zeit lang waren diese Körperteile komplett schwarz. Die Bilder erspar ich euch ;). Über mehrere Wochen hinweg konnte ich meine Zehen nicht mehr spüren. Vor kurzem sind sie wieder „aufgetaut“ und haben bereits die zweite Häutung eingeleitet.

Die letzten Tage verbrachten wir in einem netten Motel im Maipo Tal, um uns von den Strapazen zu erholen. Nach einem chilligen Tag an der Küste trat ich meine 45 Stunden Heimreise über Santiago, Buenos Aires, Sao Paulo, Amsterdam und Wien an. Ich kam am Montag um 4 Uhr morgens in Innsbruck an und musste mehr oder weniger direkt in die Schule – besonders zur Freude meiner Lehrer. Leo verlängerte seine Reise und wird weitere Berge in Peru besteigen.

Der ganze Trip war ein super Erfolg und ein neues, abenteuerliches Erlebnis. Ich kann mir gut vorstellen, den nächsten Sommer erneut in Südamerika zu verbringen. :)

Ich wünsch allen Lesern einen schneereichen und verletzungsfreien Saisonstart!

Text: Fabian Lentsch
Bilder: Jonas Blum, Fabian Lentsch, Leo Rauch

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