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Abenteuer & Reisen

SpotCheck | Rishiri, Japan

Eine Insel, ein Berg und 1000 Möglichkeiten

von Klara Stang 28.03.2024
Die Insel Rishiri, in Japan nordöstlich von Hokkaido gelegen, erscheint ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Oder sie ist noch ein Geheimtipp. So ganz sind wir uns da nicht sicher. Aber eines steht fest: Sie ist ein Juwel unter den Touren-Paradiesen! Wer den Gipfel erklimmen will, benötigt alpinistisches Know-How und die notwendige Ausrüstung.

Die Insel

Rishiri liegt nordöstlich von Hokkaido und ist nur über eine Fähre von Wakkanai aus erreichbar. Wakkanai ist die nördlichste Stadt Japans. Von hier aus kann man in der Ferne die russische Insel Sachalin sehen. Die Insel Rishiri ist nahezu kreisrund, mit dem Mt. Rishiri, einem seit langem inaktiven Vulkan, in ihrem Zentrum. Der Krater des ehemaligen Vulkans ragt majestätisch in die Höhe; seine zackige Krone mit den unzähligen Couloirs und Rücken erstreckt sich in alle Richtungen bis hin zum Meer. Mit einer Küstenlinie von 63 km und einer Gesamtgröße von 183 km² beherbergt Rishiri ca. 6000 Menschen. Der Gipfel erreicht eine Höhe von 1721 m. Neben Rishiri liegt die kleine Schwesterinsel Rebun, die im Gegensatz zu Rishiri unbewohnt und deutlich flacher und länger gestreckt ist.

Wie schon erwähnt, gelangt man nur mit der Fähre auf die Insel. Eine One-Way-Einzelfahrt kostet zwischen 2800 und 3500 Yen pro Person und dazu kommen weitere 18.000 Yen, wenn man sein Auto mitnimmt (ca. 135 Euro für zwei Personen pro Fahrt). Das Auto ist zwar kein Muss, aber wer im Winter auf der Insel mobil sein will, sollte sich gut überlegen, ob er auf dieses verzichten will. Öffentliche Verkehrsmittel sind nur begrenzt verfügbar und zum Radfahren, was im Sommer eine sehr gute Alternative ist, ist es im Winter zu kalt.

Wir waren zu viert unterwegs und haben das Auto mitgenommen, weil es damit einfacher ist, die Insel zu erkunden und die Einstiege für Skitouren zu erreichen.

Bekannt ist die Insel eigentlich für ihren Sommertourismus, das Radfahren und Wandern. Im Winter erscheint der Norden hier oben ziemlich ausgestorben und wir treffen auf keine anderen Touristen. Wir wundern uns warum: Die Insel ist für uns und für alle Skitouren-Fanatiker ein absoluter Traum! Aber bisher ist sie wohl noch nicht besonders bekannt und somit ein absoluter Geheimtipp.

Skitouren auf Rishiri

Die Reise zur Insel haben wir schon den ganzen Winter im Blick, doch das Wetter dort ist im Hochwinter ziemlich unbeständig, stürmisch und kalt. Erst im Frühjahr wird es möglich, ernsthafte Touren zu planen. Aber auch dann gibt es keine Garantie für beständiges, gutes Wetter. Früher gab es auf der Insel ein kleines Skiresort. Dieses ist jedoch – wie so viele andere Freizeitparks und Resorts in Japan aus den 90ern – schon lange geschlossen. Wir hatten Glück: Unsere drei Tage auf der Insel waren wettermäßig überraschend gut. Wer ein bisschen Zeit und eine Portion Sonnenglück mitbringt, wird hier jeden Tag eine neue Route, ein neues Couloir finden. Wir haben uns im Norden und im Westen versucht.

Direkt nach unserer Ankunft am Nachmittag klart es auf und wir entscheiden uns für eine Tour auf der Westseite, um den Sonnenuntergang ins Meer aus einer erhöhten Position zu genießen.

Am nächsten Tag starten wir früh Richtung Nordseite. Leider ist die Straße, die zu dem Einstiegsplatz für Skitouren führt, noch nicht geräumt. Wer auf Rishiri touren will, sollte keine Strecken scheuen. Wir lernen: Nur wenige Straßen führen ins Innere der Insel und noch weniger Straßen sind geräumt. Daher startet man meistens relativ küstennah und muss sich seinen Weg durch den Wald Richtung Berg erst erarbeiten. Wir treten die Reise also aus dem Ort Rishirifuji am Parkplatz Rishirifuji Hot Spring Onsens an. Auf unserem Zustiegsweg gen Berg begegnen uns dann die gefährlich riesigen Räumungsfahrzeuge. Für den nächsten Tag ist die Straße zum Rishiri Hokuroku Campsite also frei. Leider ein Tag zu spät für uns. Im Flachen laufen wir gute 10 km bis zum Fuß des Berges. Der Mt. Rishiri ist 1721 m hoch, die Besteigung des Gipfels ist von einem der flachen Rücken im Norden zu empfehlen. Auf halber Strecke befindet sich eine Nothütte. Da der Wind bei uns ab einer Höhe von 1005 m zu stark wird und wir keine Steigeisen und Eispickel mit nach Japan gebracht haben, entscheiden wir uns die schneegefüllten Nordrinnen zu genießen. Wer ernsthaft über den Gipfel nachdenkt, sollte Eisgeräte und Steigeisen im Gepäck haben und den Gipfel in den frühen Morgenstunden erreichen, denn dieser lugt meist nur in den Morgen- und Abendstunden aus den Wolken. Im Winter kommen auf Rishiri beträchtliche Mengen an Schnee zusammen, doch der immerzu starke Wind und die Sonne im Frühling machen die Gipfelhänge zu einer eisigen Angelegenheit.

Das Touren rund um den Vulkan ist ein Highlight, egal ob mit Gipfelambitionen oder auf der Suche nach Powder und schöner Aussicht. Mit dem Meer im Rücken (und eigentlich auch vor Augen, wenn man nicht grade damit beschäftigt ist, den Mt. Rishiri zu bewundern) läuft es sich fast mühelos. Typisch für Touren auf Hokkaido ist zudem, dass man gute Abfahrten einfach “lapt”, also mehrmals hintereinander macht. Einmal am Berg angekommen, fahren wir also unseren Rücken gleich zweimal ab.

Nach unserer Tour ist noch genug Zeit, um die restliche Insel zu erkunden und den Berg von allen Seiten zu betrachten. Die Umrundung mit dem Auto dauert ca. eine Stunde. Allein hierfür lohnt es sich, das Fahrzeug dabeizuhaben. Die schneebedeckten Dünen reichen bis ans Wasser und der Mt. Rishiri zeigt aus allen Perspektiven seine Schokoladenseiten. Den Sonnenuntergang genießen wir am Strand mit einem Leuchtturm und kleinen Fischerbötchen.

Den letzten Tag auf der Insel schlägt das Wetter um, am Nachmittag wird es stürmisch. Daher entscheiden wir uns für einen kleineren Hügel, von dem aus man einen wunderbaren Blick auf den Mt. Risihiri, das Örtchen Rishirifuji und das Meer hat. Nordseitig finden wir unerwartet powderreiche Abfahrten im offenen Gelände und entscheiden uns kurzerhand, dass dieser Spaß wiederholt werden muss. Das Lapen beginnt erneut, bis der Wind und der Hunger uns zurücktreiben.


Abschließend kann ich sagen, dass die Insel, wenn auch nicht günstig, ein absolutes Highlight von unserem Japan-Trip war, das ich nur weiterempfehlen kann. Die Insel bietet im Winter nicht viel mehr als ein paar Restaurants und einen Onsen (natürliche heiße Quellen in öffentlichen Bädern), dafür ist die Tourenvielfalt hier riesig. Allerdings braucht man eine Portion Glück mit dem Wetter und den Bedingungen. Der Mt. Rishiri ist im Vergleich zu den meisten Bergen Hokkaidos sehr steil und Lawinenabgänge werden regelmäßig gemeldet. Eine situativ angepasste Planung, das richtige Equipment und ein sicherer Umgang mit diesem sind Voraussetzung für die steileren Abschnitte. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die flachen Rücken erklimmen; auch hier wird man mit einem wunderschönen Ausblick belohnt.

Wer zum Skifahren nach Hokkaido kommt, sollte dieses Juwel nicht verpassen!

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