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Abenteuer & Reisen

Story | Unterwegs mit dem Wegeteam des Alpenvereins

Ein freiwilliger Arbeitseinsatz

von Stephanie Jagl-Posch 16.07.2016
Wenn wir in den Bergen unterwegs sind, fällt uns oft kaum auf, wieviele kleine Details von Menschenhand so verändert wurden, dass wir sicher und genussreich unterwegs sein können. Wegmarkierungen und Hinweisschilder finden wir selbstverständlich, und auch bei der Verwendung eines Geländers denken wir uns meist nicht viel dabei. Wieviel Arbeit in die Errichtung und Erhaltung von Wegen fließt, ist uns oft gar nicht bewusst. Ich habe mich freiwillig gemeldet, um ein Wochenende lang im Wegeteam des Gebirgsvereins Südwien-Mürzer-Oberland mitzuarbeiten. Ich wollte Einblicke gewinnen, welche Arbeiten nötig sind, um allen Berginteressierten das Leben zu erleichtern und auch selbst einmal aktiv etwas beitragen.

Als ich gegen 10:00 den Treffpunkt in Altenberg an der Rax ansteuere, wartet Otto vom Gebirgsverein bereits auf mich. Er wird mich heute und morgen in die Kunst der Wegewartung einweihen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Unterkunft, der Lurgbauer-Villa, geht es unverzüglich weiter in Richtung Schneealm, denn für den Nachmittag sind Gewitter prognostiziert.

Mit dem Geländewagen fahren wir die Forststraße hinauf und bald halten wir auch schon - ein Wegweiser braucht Pflege. Wir verbessern seine Befestigung mit besseren Schrauben und düsen gleich weiter zum nächsten Wegweiser, der gereinigt werden muss. Als nächstes steht aufräumen in der Kutatschhütte, einem Notunterstand, bevor. Nicht alle BesucherInnen verlassen die kleine Hütte so, wie sie sie vorgefunden haben. Damit die Nächsten wieder eine einladende Hütte betreten können, legen wir die Decken ordentlich zusammen, entsorgen den Müll und kehren den Boden.

Oben auf der Plateaufläche der Schneealm kümmern wir uns um die kleinen Holzstangen mit Wegmarkierung. Manche sind schief, manche wackeln, andere sind schon zu farblos. Somit kommen eine rot-weiß-rote Klebefolie sowie ein Hammer recht häufig zum Einsatz. Die Holzstangen brauchen auch alle ein Stück Stacheldraht rundherum, sonst kratzen und spielen sich die Kühe, die auf der Alm weiden, ohne Rücksicht auf Verluste so lange mit den Stangen, bis diese umfallen. Auch die Abstände der Markierungsstangen kontrollieren wir, und dort, wo sie schon zu weit auseinander stehen, um bei Nebel noch ausreichende Orientierung zu bieten, schlagen wir dazwischen eine zusätzliche Stange ein. Wir machen eine kurze Hüttenpause und dann geht es weiter: Wir ziehen mit Lackstift die Beschriftung auf Wegweisern nach und bessern bei einigen weiteren Stangen nach.

Danach fahren wir weiter hinunter und steigen ein Stück zu Fuß zum Knappensteig auf, im Gepäck haben wir einen Akkuschrauber und einen Freischneider zum Kürzen von Gras. Wir montieren ein Schild schön fest an einem Baum und dann wird der Knappensteig an einigen Stellen ausgeschnitten. Ich habe noch nie im Wald rasengemäht, aber für alles gibt es ein erstes Mal! Der Mäher wird im Laufe der Zeit immer schwerer in meinen Händen und ich bin froh, dass wir unseren Arbeitseinsatz um 17:00 wegen dem heranziehenden Gewitter beenden.

Nach einer sehr erholsamen Nacht in der Lurgbauer-Villa starten wir am Sonntag trotz Regens wieder um 10:00. Heute sind wir zu viert, neben Otto und mir haben sich noch Nikos und Peter bei der als Materiallager dienenden Hütte eingefunden. Wir beladen den Geländewagen mit dem Werkzeug und quetschen uns dann dazu. Wir fahren die Forststraße zum Nasskamm hoch und entdecken dann, dass das Geländer entlang eines Wegstückes über eine steile Böschung hinauf kaputt ist. An einer Stelle ist das Geländer gebrochen, zwei andere Teile fehlen komplett. Möglicherweise war eine Lawine die Ursache. Somit ist das Ziel für den ersten Arbeitseinsatz gefunden!

Wir machen uns ein genaueres Bild von der Situation und finden dabei die fehlenden Stücke des Geländers. Sie sind nach unten an den Rand der Forststraße gestürzt. Wir überlegen zuerst, wo welches Teil am besten passen könnte und wie wir die Einzelteile am sinnvollsten wieder zusammenflicken. Dann beginnen wir, einen schweren Holzpfosten mit einem Seil über die Böschung nach oben zum Weg zu ziehen. Ein kürzerer Pfosten wird in den Boden geschlagen, die Enden des langen Pfostens, der als Handlauf dienen soll, werden von Peter fachgerecht mit der Kettensäge angepasst, damit sie optimal aufliegen. Mit langen Nägeln befestigen wir den Handlauf und das erste Stück des Geländers ist damit wiederhergestellt. Der Regen wird immer intensiver. Mit einer Wegmacherhaue schlagen wir Tritte in den matschigen Weg, denn immer wieder müssen wir aufpassen, dass wir nicht wegrutschen. Die so erzeugten Tritte bieten deutlich besseren Halt als eine Schräge. Wir arbeiten insgesamt 2 Stunden, dann ist das Geländer wieder verwendbar.

Der Regen wird zum Glück auch wieder weniger und so packen wir dann Pinsel, Bootslack in rot und weiß, Pfosten mit Markierungsfolie, den Vorschlaghammer und die Kettensäge ein und beginnen den Aufstieg. Nach etwa 20 Minuten erreichen wir eine Wiese, auf der die Orientierung bei Nebel schwerfallen würde. Zu weit sind die vorhandenen Markierungspfosten voneinander entfernt und zu verblasst ist die Markierung auf den beiden Bäumen am Anfang und am Ende der Wiese.

Also bessern wir nach. Nikos und Peter kümmern sich um zusätzliche Markierungspfosten und das Freischneiden einer Markierung an einem Baum, Otto und ich frischen die Farbe an den Bäumen auf und machen die Markierung dabei gleich auch noch größer. Dann ist der erste Einsatz an diesem Tag beendet und wir fahren nach einer kurzen Pause ein Stück nach unten.

Als nächstes folgen wir zu Fuß einem Weg, wo wir zusätzliche Markierungspfosten einschlagen und rund um alle Pfosten das Gras kürzen. So kann man die Pfosten danach wieder gut erkennen. Anschließend packen wir das Werkzeug wieder ins Auto und lassen den Arbeitstag im Altenbergerhof ausklingen.

Nach den beiden Tagen im Einsatz im Wegeteam bin ich zwar körperlich ein wenig müde, freue mich aber über die vielen neuen Eindrücke. Vor allem die harte Arbeit am Sonntag hat Spaß gemacht, da der Erfolg direkt sichtbar war. Ich habe sehr viel dazugelernt. Auch mir war nicht richtig bewusst, was alles im Hintergrund von Freiwilligen geleistet wird, um ein durchgehendes und gut gepflegtes Wegenetz erhalten zu können.

Ich möchte gern bei weiteren Einsätzen dabei sein, um genügend Knowhow anzusammeln, um mich später eigenständig in der Nähe meines Wohnortes nützlich machen zu können.

Informationen zu ehrenamtlicher Tätigkeit am Berg finden sich auf der Website des Alpenvereins.

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