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Abenteuer & Reisen

Unterwegs im Land der Fjorde - Norwegen | Teil II

Skitouring Norge: Tag 2-6

von Richard Naef 02.02.2009
Als wir die Strapazen des Aufstieges zum Sylvkallen bereits hinter uns wähnten und die herrliche Abfahrt genossen, hatte Bernd, unser Bergführer, noch eine nette Überraschung in Form eines recht ruppigen Gegenanstieges bereit. Doch die Mühe lohnte sich! Die nachfolgende Abfahrt führte uns zu einer bizarren Szenerie mit meterhohen Schneekugeln, welche den Hang hinunter gerollt waren. Als hätten Trolle versucht einen Schneemann zu bauen. Nach dem Essen, einer kurzen Schiffsfahrt und einer heissen Dusche hatten wir noch genug Zeit, die kleine Ortschaft Sæbø zu besichtigen und uns im Dorfladen mit Proviant für die morgige Königsetappe einzudecken. Dieses Dorf liegt an der malerischen Gabelung des Hjorundfjord: hier gehen gen Westen der Norangsfjord und nach Süden der Storfjord weiter.


                        Mittagspause!

Als wir die Strapazen des Aufstieges zum Sylvkallen bereits hinter uns wähnten und die herrliche Abfahrt genossen, hatte Bernd, unser Bergführer, noch eine nette Überraschung in Form eines recht ruppigen Gegenanstieges bereit. Doch die Mühe lohnte sich! Die nachfolgende Abfahrt führte uns zu einer bizarren Szenerie mit meterhohen Schneekugeln, welche den Hang hinunter gerollt waren. Als hätten Trolle versucht einen Schneemann zu bauen. Nach dem Essen, einer kurzen Schiffsfahrt und einer heissen Dusche hatten wir noch genug Zeit, die kleine Ortschaft Sæbø zu besichtigen und uns im Dorfladen mit Proviant für die morgige Königsetappe einzudecken. Dieses Dorf liegt an der malerischen Gabelung des Hjorundfjord: hier gehen gen Westen der Norangsfjord und nach Süden der Storfjord weiter.

Tag 3

Die Königsetappe begann wenig verheißungsvoll. Als wir nach einer kurzen, aber ziemlich teuren Taxifahrt die Felle aufzogen, begann es gerade zu regnen. Irgendwann wurde aus dem Regen Schnee – das norwegische Wetter zeigte sich von seiner garstigen Seite. Wir waren deshalb nahe dran, uns die letzten 300 Höhenmeter zum 1542 Meter hohen Skårasalen zu schenken und über den nächsten Pass, direkt, in das grossartige Couloir zu stechen. Dieser führt über 1200 eindrückliche Höhenmeter schnurgerade zum Fjord hinunterführt. Genau in diesem Moment riss – völlig überraschend – die Wolkendecke auf und gab den Blick zum Gipfel frei. Wir fassten uns ein Herz und nahmen auch noch den Schlussanstieg unter die Felle. Die Aussicht und zwei faszinierende Eisskulpturen entschädigten uns für diese Anstrengung. Das bereits erwähnte, und alles andere als kleine Couloir, namens Little Skårasalen, schenkte uns anschliessend eine schier endlose Abfahrt bei inzwischen absolut perfekten Bedingungen: Vielleicht der Höhepunkt unserer Tourenwoche. Über eine Geröllhalde unten angekommen, erwartete uns bereits unsere schwimmende Ferienwohnung, zu welcher wir heute, mangels Anlegestelle, mit dem Schlauchboot übersetzten. Das Wetter war mittlerweile frühlingshaft und wir genossen – wie jeden Tag – ein kühles Bier und ein leckeres Mittagessen. Stunden später – wir waren inzwischen in Bjørke, ganz hinten im Storfjorden angekommen – erwachten unsere Lebensgeister wieder und einige von uns ließen sich für eine Partie Wasserball im dorfeigenen 12.5-Meter-Hallenbad begeistern.

Tag 4

Das örtliche Elektrizitätswerk sponserte nicht nur den Bau des Hallenbades, sondern auch die Schneise im Wald, die uns am nächsten Morgen den Einstieg in den Hang bot. Ein 1412 Meter hoher Berg namens Dukhornet stand auf dem Programm. Beim Aufstieg ging heute irgendwie alles ein bisschen leichter. Vielleicht spürten wir schon einen Trainingseffekt – vielleicht erholt man sich auch einfach besser auf Meereshöhe. Die riesige Wechte unterhalb des Gipfels flößte den Höhenangstgeplagten unter uns doch ein bisschen Respekt ein. Nach der Überwindung jedoch folgte wieder eine fantastische Abfahrt im Pulverschnee und bei besten Wetterverhältnissen. Für einmal rissen sich alle zusammen und wir zauberten einige schöne Spuren in den Schnee, welche sich auch im Rückblick sehen lassen konnten. Eine Herausforderung der besonderen Art war dann weiter unten der Slalom durchs Gebüsch im knietiefen Sulz.

Tag 5

Egal, was bisher in diesem Reisebericht über das Wetter stand: Der norwegische Wetterbericht hatte zuvor immer genau das Gegenteil prophezeit. So blieb uns auch am Donnerstag nichts anderes übrig als früh den Wecker zu stellen und zu schauen, ob eine Tour Sinn macht, oder nicht. Diesmal war die Entscheid eindeutig: Heute, Donnerstag, ist unser Wellness-Tag. Nachdem ein vorübergehend abhanden gekommenes Gruppenmitglied nach einer halben Stunde Pfeifen und Rufen wieder zu uns gestoßen war, fuhren wir in Richtung Ytre-Trandal los. Nach einigen Kilometern Fahrt brach an Deck plötzlich grosse Hektik aus – Wale! Recht weit weg und nicht die allergrößten Exemplare – aber wir bekamen tatsächlich Wale zu Gesicht. Damit hatte niemand gerechnet.

In Ytre-Trandal hatte sich ein Mann namens Crazy Frank über einem eigenen kleinen Hafen eine Art Adlerhorst mit Bar - Terrasse eingerichtet, wo er im Sommer Massen von Gästen bewirtet. Zuerst begaben wir uns jedoch für viele entspannende Stunden an einen lauschigen Ort direkt am Fjord, wo wir Sprudelbad, Sauna und norwegische Lachsbrote (mit Rührei) à discrétion genossen. Den Showteil bestritt unser Guide Bernd mit einem Rückwärtssalto ins schätzungsweise vier Grad klirrend kalte Wasser des Hjorundfjordes. Andere taten es ihm gleich, aber weniger spektakulär. Nach soviel Show war dann wieder Zeit für ein Bier – will heissen – für noch ein weiteres Bier, welches uns Crazy Frank auf seiner Sonnenterrasse servierte. Crazy Frank schien uns gar nicht so crazy – aber er hatte einige interessante Geschichten auf Lager: Zum Beispiel die tragische Geschichte mit seinem Bruder, der bei einer Rettungsaktion selbst von einer Lawine begraben und erst nach vielen Stunden zwar lebend, aber mit bleibenden Schäden geborgen werden konnte.

Tag 6

Am nächsten Morgen überbrückten wir die Strecke bis zum ersten Schnee mit Franks Traktor und seinem Viehanhänger – sicher ein weiteres Highlight unserer Reise, welches allerdings auch wieder mit erheblichen Kosten verbunden war (sind schon geschäftstüchtige Leute, diese Norweger). Unser Skipper hatte zu unserer Überraschung auch den Traktor bestens im Griff. Doch dann war fertig mit lustig. Wir montierten ein letztes Mal unsere Felle und machten uns auf in Richtung Blåbretinden (1476 m). Leider wurde das Wetter zusehends schlechter. Schneefall setzte ein, Nebel zog auf und der Spaßfaktor sank – bei einigen von uns auf den absoluten Nullpunkt. Doch nicht zum ersten Mal diese Woche half uns Petrus bei der Entscheidungsfindung über das weitere Vorgehen. Unvermittelt drückte die Sonne wieder ein bisschen durch und wir sahen wenigstens wieder die Hand vor Augen. Nach einer nahrhaften Schlusssteigung konnten wir sogar wieder so etwas wie Aussicht geniessen. Die letzte Tiefschneeabfahrt genossen wir in vollen Zügen. Je tiefer wir abfuhren, desto besser wurde die Sicht und desto mehr Wehmut mischte sich in die Begeisterung. Für die Stunt-Einlagen waren diesmal andere zuständig – die Lawinenkegel waren aber auch wirklich sehr schwierig zu befahren.

Nach der obligaten Mittagsverpflegung schipperten wir zurück nach Ålesund und ließen die schönsten Bilder unserer Reise nochmals Revue passieren. Während der ganzen Woche waren wir Mutterseelenallein am Berg, unser Schiff war das einzige dieser Art im ganzen Fjord. Die Natur war beeindruckend, wild und schön. Wir genossen in jeder Hinsicht eine fantastische Tourenwoche und würden wohl alle gerne eines Tages an diesen Ort zurückkehren. Trotz der etwas engeren Platzverhältnisse als wir uns dies vom Hüttenleben gewohnt sind, war die Stimmung immer bestens und die Kollegialität groß geschrieben.

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