Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Abenteuer & Reisen

Val Durance Teil 2

Traum-Trail am Pic du Montbrison

von Jan Sallawitz 14.09.2009
Das Spätsommerlicht sorgt für einzigartige Farben um diese Jahreszeit. Unter einem stahlblauen Himmel wechseln sich an den kolossalen Bergflanken saftiggrüne Flecken von Gebirgswäldern mit Wiesen- und Borstrasenflächen in sämtlichen Braun-Schattierungen ab. Hell strahlen die Wände und Felstürme dazwischen im Sonnenlicht und die Luft ist schon fast so klar wie im Winter. Auf kleinen Hügeln und entlang der Flüsschen drängen sich schiefe und verwinkelte Steinhäuser zu Weilern oder Dörfchen zusammen.


                        Traumhafte Abfahrt am Pic du Montbrison

Das Spätsommerlicht sorgt für einzigartige Farben um diese Jahreszeit. Unter einem stahlblauen Himmel wechseln sich an den kolossalen Bergflanken saftiggrüne Flecken von Gebirgswäldern mit Wiesen- und Borstrasenflächen in sämtlichen Braun-Schattierungen ab. Hell strahlen die Wände und Felstürme dazwischen im Sonnenlicht und die Luft ist schon fast so klar wie im Winter. Auf kleinen Hügeln und entlang der Flüsschen drängen sich schiefe und verwinkelte Steinhäuser zu Weilern oder Dörfchen zusammen.

Der Pic du Montbrison

Als wir am Morgen in les Vigneaux losradeln liegt noch der Dunst über dem kleinen Flüsschen Gyronde, einem Nebenfluss der Durance, und es ist empfindlich kalt. Heute wollen wir den Pic du Montbrison umrunden und das Gebiet westlich vom Val Durance erkunden. Zwar beträgt die Strecke nur knapp siebenunddreißig Kilometer doch wir haben für die Tour einen ganzen Tag eingeplant da fast siebzehnhundert Höhenmeter überwunden werden wollen – und hatte Stefan nicht auch noch etwas von einer längeren Tragepassage gesagt?

Nach steilem Anstieg geht es auf breiter Piste kilometerweit immer am Hang den GR 50 entlang, der durch die gesamte Haut Dauphiné führt. Durch Lärchen und Fichten kann man immer wieder einen Blick ins Tal werfen und auf die kleinen, malerischen Siedlungen am Gegenhang. Als wir fast schon die Baumgrenze erreicht haben, biegen wir in ein Hochtal ab. Auf sonnenbeschienenen Almen weiden Kühe. Nur ganz gedämpft ist das träge Geläut der Glocken zu hören, das sich mit dem Summen der Bienen und dem Gegluckse eines nicht sichtbaren Wiesenbachs vermischt. Hochgebirgsidylle in Perfektion – nur dass der Weg jetzt immer steiler wird und der Blick nur noch auf die jeweils nächsten Meter Schotter vor dem Vorderrad geht. Bei einer kleinen Alm ist aber auch damit Schluss, denn der Weg endet hier. "Wir müssen über den Sattel dort hinten", gibt Stefan bekannt, und deutet vage auf die grünen Gebirgsflanken vor uns, die sich doch noch recht weit nach hinten und vor allem nach oben ziehen. "Das sieht man jetzt von hier aus noch nicht, aber sicherlich vom nächsten Plateau aus. Wir folgen jetzt einfach ne dreiviertel Stunde den Steinmännchen und ein bisschen was kann man auch noch fahren." Sprichts, schultert sein Rad und stapft den steilen Hang vor uns rauf. "Von da gibt?s ne Wahnsinns-Abfahrt. Versprochen!", ruft er noch zurück, als er sieht wie wir recht skeptisch nach unseren Rädern greifen. Tatsächlich lässt sich die eine oder andere Passage noch im Sattel bewältigen, allerdings sind wir von den Trage- bzw. Kletterpassagen dabei meist so außer Atem, dass von "Genussradeln" nicht die Rede sein kann. Dafür ist die Landschaft atemberaubend schön und wirkt in dem Licht aus dunklen Wolken und strahlend heller Spätsommersonne wie ein Bergromantik-Bild à la Caspar David Friedrich.

Gut?, besser?, vergessen wir die Superlative?

Nach anderthalb Stunden haben wir endlich den Sattel erreicht und es eröffnet sich ein Ausblick der alles Bisherige toppt und direkt dem Filmset der letzten "Herr der Ringe"-Folge entsprungen sein könnte. Man meint direkt auf Mordor zu blicken – allerdings bei gutem Wetter. Von allem gibt es hier ein bisschen zu viel, als dass es echt wirken könnte: zuviel Licht, zuviel Farbe, zu große Berge, zu tolle Aussicht. Wie gezackte Schiebekulissen staffeln sich in immer heller werdenden Blautönen die Bergketten der Dauphine nach Westen. Blauer Dunst füllt die tief eingeschnittenen Täler rings herum und bringt die braunen und roten Gebirgsrasenstreifen zwischen den Schutthalden auf dem steilen Hang zum Leuchten

Diese sowieso schon völlig übertrieben anmutende Anordnung von Berg- bzw. Mountainbike-Klischees vervollständigt der tief eingeschnittene Singletrail der in langen Querfahrten in die Tiefe kreuzt. Die nun folgende Abfahrt über mehr als fünfzehnhundert Höhenmeter im goldenen Abendlicht lässt sich leider nicht beschreiben, ohne in einen noch schlimmeren Schwulst aus Klischees und Superlativen zu verfallen. Wir lassen sie deshalb einfach weg und bieten dafür folgendes Schlussbild: Ein Apfelhain mit einem gemauerten Bewässerungskanal, an dem ein kleiner lehmiger Pfad entlang läuft. Mit breitem Grinsen rollen ein paar Mountainbiker entlang durch einen lauen Sommerabend. Unterarme und Finger sind durchs viele Bremsen etwas verkrampft, doch der Puls beruhigt sich allmählich wieder und auch der Adrenalinspiegel ist nicht mehr noch. Ein paar kleine Staubwölkchen wirbeln noch auf, als es über die letzen beiden Stufen wieder auf die Teerstraße geht. Das Schild vor einem Gasthaus am Fluss verkündet "Menu du jour: 15,50 Euro" und man hört ein leises Quietschen von Scheibenbremsen. Dann ist Ruhe.

Text: Jan Sallawitz

Alle Fotos des Val Durance-Reports

Fotogalerie

Kommentare