Ab der Hälfte der Nacht wird mein Schlaf entspannter, im Schlafsack hat es mittlerweile schon fast tropische Temperaturen und als ich gegen 7 Uhr endgültig aufwache, fühle ich mich tatsächlich halbwegs ausgeruht. Eine Person nach der anderen krabbelt auf allen Vieren mit sämtlicher Ausrüstung aus der Schneehöhle, in der wir soeben die Nacht verbracht haben. Draußen werden wir von Tageslicht und knackigen -17 Grad Celsius begrüßt.
Zum Glück waren wir sehr gut auf diese Herausforderung vorbereitet. Wir mussten nämlich nicht notgedrungen in einer Schneehöhle übernachten, sondern hatten das Biwakieren geplant.
„Wenn deine Tour länger dauert als der Tag“ - unter diesem Motto stand eine Veranstaltung des Alpenvereins, genauer genommen des Forum Alpin, einer Sektion des Gebirgsverein Wien, an der ich im Februar teilgenommen habe.
Zur Einstimmung gab es ein paar Tage vor der Biwakerfahrung einen abendlichen Vortrag zum Thema. Speziell ging es um Biwaks im Winter. Durch den Abend führte uns Harry Grün, erfahrenes Mitglied der Bergsteiger Gruppe des Alpenvereins. Wir bekamen Informationen darüber, welche Gefahren es hinsichtlich Ausrüstung, körperlichem Zustand und äußeren Gegebenheiten zu beachten gilt, welche Ausrüstungsgegenstände auf jeden Fall in den Rucksack gehören und was man bei einem geplanten Biwak im Winter zusätzlich mitnehmen sollte.
Danach teilten wir uns in Gruppen auf, je nach gewünschter Unterkunft für die Praxis-Nacht: Schneehöhle, Iglu, Zelt, Schneegraben… der Fantasie der TeilnehmerInnen waren keine Grenzen gesetzt, alle durften ausprobieren, was sie testen wollten. Mein Mann und ich entschieden uns mit einigen anderen aufgrund der von uns vermuteten höheren Wahrscheinlichkeit, diese Biwak Form einmal im Notfall brauchen zu können, für die Schneehöhle. Wir vereinbarten einen Treffpunkt für Samstagvormittag und fuhren mit vielen neuen Gedanken im Kopf nach Hause.
In den folgenden zwei Tagen verwandelte sich unsere Wohnung regelrecht in einen Bergsport-Shop. Wir zerrten eine riesige Menge an Ausrüstungsgegenständen aus unserem Regal und stellten zusammen, was wir brauchen würden. Oder wovon wir dachten, dass wir es brauchen würden. Wir gaben unser Bestes, das ganze Equipment sinnvoll in und an unseren Rucksäcken zu verstauen und reisten am Samstag gespannt zum gemeinsamen Treffpunkt an.