Die drei renommierten Schweizer Lawinenforscher Stephan Harvey, Hansueli Rhyner und Jürg Schweizer haben ein neues, auf den ersten Blick etwas unscheinbares Lawinenlehrbuch verfasst. "Lawinenkunde" heißt das 192 Seiten starke Werk, das im Bruckmann Verlag erschienen ist.
Dieses Buch stellt eine große Bereicherung der Literatur über Lawinen dar. Denn dem Lawinenkunde Buch gelingt es, was bisher keine Lawinenpublikation bietet: "Lawinenkunde" ist eine gekonnte Synthese: Frei nach Hegels These (analytische [Schneedecken-]Lawinenkunde) – Antithese (strategische Reduktionsmethoden-Lawinenkunde) – Synthese kombinieren die Schweizer Experten die strategische Lawinenkunde à la Werner Munters 3x3- und Reduktionsmethode mit den neuesten Erkenntnissen aus der Schnee- und Lawinenforschung. Und voilá: herausgekommen ist ein Buch, das sozusagen das Beste aus den beiden Welten bietet, und das obwohl so mancher die beiden verschiedenen Ansätze für unvereinbar hält. Das Buch ist rundum interessant und trotz inhaltlich hohem Niveau für interessierte Laien gut verständlich.
Lawinenkunde
Praxiswissen für Einsteiger und Profis zu Gefahren, Risiken und Strategien
Das Buch ist in vier Großkapitel untergliedert: (B) für die Lawinen-Basics, (T) für die Theorie, (P) steht für das Praxiskapitel und (R) für das richtige Verhalten im Notfall (= Lawinen-Rettung).
Gerne gebe ich zu, dass ich beim Durchschmökern des Buches einiges Neues gelernt habe. Das Buch erklärt in komprimierter Form den aktuellen Stand der Lawinenforschung und Lawinenpraxis und vor allem auch, wie man mit der als Wintersportler mit der Lawinengefahr umgehen sollte. Aufgrund dieser Themenfülle ist vom Leser einiges an Vorwissen gefordert, ansonsten könnte die Gefahr bestehen, von der Informationsmenge möglicherweise überfordert zu sein. Freerider-Einsteigern würde ich daher das Buch nicht als Ersteinstieg in die Lawinenkunde empfehlen, sondern hier eher zu Munters 3x3 oder … (ihr wisst schon) raten.
Der einzige Kritikpunkt ist das etwas lieblose Layout, was jedoch Geschmackssache ist, und dass viele der beeindruckenden und guten Fotos nur sehr wenig Platz im ziemlich dicht gedrängten Layout haben.