Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Bücher

Rezension | Natürlich mit Öffis! Die besten Skitouren, Reibn & Skisafaris ab München

Vielfältige Vorschläge für die erste Skitour ohne Stau

von Patrick Wehowsky 30.03.2023
Die Münchner Club-Institution 'Harry Klein' und eine Buchpräsentation zum Skitouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Zwei Dinge, die nicht auf den ersten Blick zusammenpassen wollen, aber bei näherer Inaugenscheinnahme ganz hervorragend harmonieren und sich ergänzen. Das Harry Klein war jedenfalls gesteckt voll und hat den Eindruck vermittelt, dass die Autor*innen hier einen Nerv der Zeit getroffen haben.

Dabei ist Skitouren mit öffentlichen Verkehrsmitteln jetzt nicht der größte Trend beim Skitourenboom der letzten Jahre, um es vorsichtig auszudrücken. Vielleicht hat das Interesse ja viel eher mit den erzählerischen und fotographischen Fähigkeiten der Autor*innen zu tun.  

Wer bei Facebook in den üblichen Skitourengruppen unterwegs ist, dem werden schon seit einigen Jahren die immer lesenswerten Berichte von Michael Vitzthum und Mitautor*innen aufgefallen sein. Vitzthum hat mittels seiner augenzwinkernden Schreibe und einer ganz eigenen Bildsprache einen hohen Wiederkennungswert und eine beständig wachsende Leserschaft und Bekanntheit erreicht.

Neue Perspektiven, ungewohnte Blickwinkel sind es, die Vitzthums Bildern diesen hohen Wiedererkennungswert verschaffen. Man könnte sagen, Vitzthum verdeutlicht mit seiner Art der Fotographie so performativ das Anliegen des Buches, das er mit seinen 3 Mitautor*innen geschrieben hat.

Feiner, Vitzthum und Schmid² wollen aus dem ewigen Widerspruch aus Skitourenbegeisterung einerseits und dem damit einhergehenden Ressourcen- und Flächenverbrauch andererseits zumindest etwas ausbrechen. Klima- und Umweltschutz sind ein zentrales Motiv, aber bei weitem nicht das einzige. Durch die Nutzung der Öffis ergeben sich ganz neue Kombinationsmöglichkeiten für Skisafaris oder Reibn – darauf nachdrücklich hinzuweisen, ist ein großes Verdienst des Buchs.

Perspektiverweiterung und Abenteuer mit und durch öffentliche Verkehrsmittel anstatt dem Götzen des motorisierten Individualverkehrs zu huldigen. Angenehmerweise kommen sie hierbei ganz ohne erhobenen Zeigefinger aus, sondern machen mit jeder Tourenbeschreibung Lust, es selbst einmal auszuprobieren.

Zielpublikum des Buches ist zu allererst das städtische Skitourenklientel Münchens und das ganz bewusst. Denn nicht nur auf Skitourenrouten gilt Lenkung von Besucherströmen als erstrebenswertes Ziel. Die von München aus schnell erreichbaren "Hausberge" und die anliegenden Gemeinden sind im Sommer wie Winter stark frequentiert – so stark, dass die Klagen über die "Städter" im Sommer wie im Winter zum Standardrepertoire der Landbevölkerung gehören.

Darstellung der Touren

Die 35 Tourenvorschläge beinhalten einige Münchner Hausberge wie den Wank, den Hirschberg, die Kampenwand oder den Geigelstein, sowie einen deutlichen Schwerpunkt auf den Hotspot Schliersee, Tegernsee, Spitzingsee. Das ist durchaus stimmig, denn wer einmal zu spät in diese Richtung an einem Winterwochenende aus München losgefahren ist, der hat selbst bei sonst stoischem Verhaltensideal ein paar Mal vor Wut und Verzweiflung ins Lenkrad gebissen.

Die Tourenziele im Führer sind dem versierten Tourengänger in der Regel schon bekannt, allerdings gibt es – Stichwort neue Perspektiven – immer wieder lohnende Abwandlungen, die erst durch die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln möglich werden. So zum Beispiel die "Cool-Loch Safari" (Tour 16), die einen von Hochzirl nach Gießenbach führt. 

Weiterhin gibt es bekannte Klassiker, die erst durch die Öffi-Nutzung zu ihrer wahren Gestalt gelangen. Paradebeispiel ist hier die beliebte Grünstein-Umfahrung im Wetterstein, die sonst mehrere Autos benötigt und gerade von München aus durch das Nadelöhr Garmisch führt.

Die Tourenbeschreibungen sind gut nachvollziehbar, die Bilder ausdrucksstark. Besonders gefällt die einseitige Zusammenfassung, in der neben Höhenmetern und Wegstrecke oder Hangrichtungen auch Aspekte wie Anforderungen oder Orientierung sowie Naturschutz ihren Platz finden. Natürlich gibt es auch bei jeder Tour mindestens einen Einkehrtipp inkl. der Öffnungszeiten, um eine mögliche Wartezeit auf den nächsten Bus oder den Zug ideal auszunutzen.

Fast noch wertvoller als ihre Tourentipps sind die instruktive Beschreibung ihres eigenen Vorgehens bei der Planung einer Tour inklusiver einer Vielzahl an Apps- und Ticket-Tipps sowie eine eigens erstellte Netzkarte, die von München bis an den Hauptkamm reicht und eine Vielzahl von Möglichkeiten erahnen lassen. Bei all den genannten Aspekten ist es kein Wunder, dass das Buch mit dem DAV- Gütesiegel "Natürlich auf Tour" ausgezeichnet wurde.

In diesem Sinne: Karte zur Hand nehmen, Apps öffnen und ausprobieren.

Fotogalerie

Ähnliche Artikel

Kommentare