Rudolf und Siegrun Weiss, Kurt Schall (2001): Schitour Plus. Wenig Aufstieg … viel Abfahrt. Ausgesuchte Schitouren mit Aufstiegshilfen und langen Geländeabfahrten in Österreich, der östl. Schweiz und Südtirol. Schall Verlag, Wien.
Das Buch setzt sich zum Ziel, einen Überblick über die wichtigsten, schönsten, lohnendsten der langen Geländeabfahrten in den Ostalpen zu geben, wobei die Ausgangspunkte dieser Abfahrten mit (oder zumindest mit Unterstützung von) technischen Aufstiegshilfen erreicht werden können. Heute würde man dazu wohl Freeridetouren bzw. Freerideabfahrten sagen. Damit spricht das Buch also abfahrtsorientierte Skifahrer:innen an, die mit möglichst wenig (Aufstiegs-)Mühe eine möglichst lange und lohnende Abfahrt erreichen wollen.
Gleich vorneweg: Diese Zielsetzung wird vollumfänglich erreicht. Wir haben dieses Buch zu unserer größten Zufriedenheit seit den Nullerjahren immer wieder herangezogen, sei es für die grobe Planung einer Skireise und der damit verbundenen potentiellen Abfahrtsziele, sei es für das Befahren einer ganz konkreten, im Buch beschriebenen Route oder einfach als Quelle der Inspiration für Gebirgsgruppen bzw. Standorte, die uns oft völlig unvertraut waren bzw. deren Existenz wir erst durch dieses Buch wahrnahmen.
Der Aufbau des Buches entspricht dem üblichen Standard derartiger Führerliteratur, allerdings alles in einer noch analogen, sozusagen 0.0 Version. Hinweise auf GPS Koordinaten oder gar Links zu GPS Tracks zum Herunterladen fehlen dementsprechend völlig. Allerdings gehen sie überhaupt nicht ab. Die Beschreibungen der Tourengebiete, der einzelnen Routen/Abfahren sowie deren kartographische Veranschaulichung anhand von Kartenausschnitten basieren auf den jeweils am besten zur Verfügung stehenden Kartenmaterial für die Region (Österreich: Amtliche topographische Karte, Schweiz: Swiss Topo: Südtirol: Tabacco) und sind – trotz Schwarz-Weiss-Darstellung – hervorragend lesbar. Die Touren lassen sich somit allesamt auch problemlos in moderne Hilfsmittel (digitale Navigations-Apps) übertragen. Abgerundet wird diese Veranschaulichung durch eine Vielzahl von (Farb-)Fotos, die dann allerdings aufgrund ihres Alters wirklich etwas „historisch“ wirken. Sei es, weil im vergletscherten Bereich ein längst vergangener Gletscherstand dokumentiert wird oder weil die damalige Skimode und das verwendete Skimaterial bereits reif fürs (Ski-)Museum sind.
Die Schwierigkeitsbewertung beruht auf der bekannten Skala I bis V (unschwierig bis extrem schwer), wobei der Schwierigkeitsgrad V im Buch nicht vertreten ist. Wo notwendig, werden auch Angaben zur alpinistischen (klettertechnischen) Schwierigkeit gemacht. Zusätzlich wird die Anfälligkeit für Lawinengefahr in drei Kategorien (kaum, mitunter und häufig) angegeben. Im jeweiligen Beschreibungstext finden sich dann – wenn notwendig – noch zusätzliche Bemerkungen hinsichtlich der Steilheit (in Grad) bzw. der topographischen Beschaffenheit (z.B. enge Rinne, etc.). Heute untypisch ist die Eignung der Tour je nach Befahrungszeit (Hochwinter / Frühjahr), die aber gleichzeitig einen guten Hinweis gibt, ob die Tour ein gutes Ziel eher für Powder oder doch für Firnverhältnisse ist.