Der thermoformbare Innenschuh kommt wie üblich bei Scarpa von Intuition. Er ist nicht übermässig dünn wie bei Ultraleicht-Schuhen, jedoch auch nicht sehr voluminös. Eigentlich gerade richtig. Beim Innenschuh sind ein paar Schuhbändel zur Schnürung mitgeliefert. Was mich jedoch gestört hat, ist, dass man die Innenschuhe nicht richtig fest zuschnüren kann. Obwohl Ich keine aussergewöhnlich dünnen Waden habe, berühren sich beim Schnüren die beiden Seiten des Innenschuhs schon bevor der Schuh satt am Fuss sitzt.
Alles in allem macht der Scarpa F1 TR einen recht soliden Eindruck, trotz allen neuen und ungewohnten Features. In Grösse 29.5 wiegt der Schuh 1400g. Die Schale ist sehr kurz gehalten (322mm bei 29.5). Ausserdem hat der Schuh eine griffige Vibram Sohle. Mir hat auch gefallen, dass man den Vorlagewinkel einfach in drei verschiedene Positionen verstellen kann. Ich habe die unterste Position mit der dem grössten Vorlagewinkel eingestellt.
Tester und Testbedingungen
Ich bin 191cm gross und 91kg schwer. Mein Vorfuss ist etwas breit, ansonsten habe ich relativ normale Füsse, ohne grössere Problemstellen. Allgemein bevorzuge ich eher schmale Schuhe und lasse diese bei kleineren Druckstellen beim Bootfitter anpassen. Bei Skischuhen trage ich Grösse 29.5. Den Schuh habe ich entweder in Verbindung mit einem leichten Ski Setup (Blizzard ZeroG 85 mit ATK Race SLR) oder einem etwas Freeride-lastigeren Setup (Blizzard Kabookie mit ATK Freeraider 14) verwendet, die allermeiste Zeit auf Skitouren. Bei mir ist der Scarpa F1 TR seit Anfang Dezember in Betrieb. Neben traditionellen Touren bin ich zu Beginn der Saison auch einige Skitouren im Pistenbereich gegangen. Schlussendlich war der Skischuh bei fast allen Bedingungen (ausser sehr tiefem Powder) im Einsatz.
Testbericht
Einstieg und Aufstieg
Der Einstieg in den Schuh ist etwas umständlich. Ohne die zwei Laschen am Innenschuh kommt man fast nicht rein. Auch der Trick mit Innenschuh zuerst anziehen und dann samt Innenschuh in die Schale, normalerweise mein Favorit, klappt nicht richtig (ausser mit einem Schuhlöffel). Grund dafür ist das Innenschuhmaterial, welches dabei rund um die Ferse bleibt hängen. Könnte man den Gehmechanismus blockieren, würde es wahrscheinlich klappen. Weiter muss beim Einsteigen in den Schuh darauf geachtet werden, dass die Schuhbändel nicht in der Lasche verheddern. Ist man einmal drin, geht das Schliessen der Schnallen dank dem Boa Closure System und der Strap Schnalle super einfach.
Der Einstieg in die Bindung funktioniert auch einwandfrei. Hier spürt man deutlich den Vorteil der Quick Step-In Inserts gegenüber herkömmlichen (nicht-Dynafit) Inserts.
Man geht mit dem F1 TR sehr komfortabel, zum einen Dank des geringen Gewicht, zum anderen Dank der ausgewogenen Form. Der Schuh hat eine ausgezeichnete Bewegungsfreiheit und eine angenehm abgerundete Sohle, so dass das Laufen sowohl in der Bindung als auch ohne Ski an den Füssen sehr angenehm ist. Bei kürzeren Anstiegen habe ich oft die Strap Schnalle zugelassen. Für längere Anstiege hat man noch ein wenig mehr Bewegungsfreiheit, wenn man den oberem Strap und die Schnalle offen lässt. In diesem Fall muss man sich allerdings trotzdem Bücken und man verliert den Vorteil des Handgriff-losen Einstiegs des TR Systems.
Was zudem ein limitierender Faktor sein kann, ist, dass Steigeisen nur bedingt auf den Schuh passen. Wegen des TR Systems ist die Form der Ferse etwas angepasst. Nicht alle Steigeisen passen darauf. In der Gebrauchsanweisung wird beschrieben was man beim Tragen von Steigeisen mit dem F1 TR beachten sollte.
Hat man den Strap geschlossen, braucht man nach dem Umbauen der Ski nur noch in die Bindung einzusteigen und der Blockiermechanismus arretiert automatisch. In der Praxis kam es bei mir an zwei verschiedenen Tagen vor, dass sich Schnee im System angesammelt hat und dadurch der Mechanismus nicht mehr funktioniert hat. Beheben konnte man dies vor Ort nicht. Deshalb war ich gezwungen, im Aufstiegsmodus loszufahren. Während der Abfahrt hat sich das System erholt und wieder eingehängt. Bei einer Gelegenheit bin ich zuvor jedoch mit dem rechten Schuh ca. 600 Höhenmeter im Laufmodus abgefahren, was sehr ärgerlich war.
Abfahrtsperformance
Der Flex des F1 TR ist sehr angenehm und gleichmässig. Nicht zu vergleichen mit einem Pistenschuh, trotzdem ist der Schuh bei genügend fest angezogenen Schnallen erstaunlich hart für sein Gewicht. Etwas gestört hat mich, dass der Schuh relativ viel Volumen hat. Mit dem Boa System konnte ich den Schuh nicht ganz so fest zu ziehen, wie ich es gerne gehabt hätte. Trotzdem bietet der Schuh guten Halt und lässt ein kontrolliertes und präzises Steuern der Ski bei jeglichen Bedingungen zu. Zumindest bei schmäleren und mittelbreiten Ski.