Tester und Testbedingungen
Der Boot wurde in der Saison 16/17 für ca. 20 Tage von einem 82 kg schweren und 182 cm großen Mann mit sportlichem Fahrstil getestet. Zum Einsatz kam er dank Tech Inserts und Alpinsohle (ohne nerviges Wechseln) auf verschiedensten Ski mit verschiedenen Bindungen (vom Riesentorlaufski über den Park- und Freerideski bis zur Powderlatte mit Dynafit Beast 14). Gefahren wurden sowohl (eisige) Piste, (leider selten) Powder und verschiedenste Untergründe dazwischen. Aufgrund der Jahreszeit und Temperaturen war der Boot nicht im sulzigen Schnee im Einsatz.
Erster Eindruck
Hält man den in knalligem Orange gehaltenen Boot zum ersten Mal in Händen, erkennt man unschwer den Charakter eines alpinen Rennschuhs. Schmale Bauform, vier Schnallen und Powerstrap lassen erahnen, dass die Stärke des Cochise die Abfahrt ist. Materialien und Verarbeitung wirken solide. Der Boot insgesamt robust. Das Gewicht überrascht zwar nicht wie bei Vollcarbontourenstiefeln, fällt aber auch gefühlt geringer aus als bei vergleichbaren Modellen. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen stechen einem die in der Schale verbauten Tech Inserts ins Auge. Beim grellgelben Strap ist eher klotzen als kleckern angesagt. Schnalle und Innenschuh sind in vielen Bereichen, wie z.B. Ferse, merklich an die Anatomie des Fußes angepasst.
Das ebenfalls in dieser Saison erschienene und hier getestete Modell Tecnica Zero G Guide Pro unterscheidet sich auf den ersten Blick durch den deutlich puristischeren Innenschuh sowie das geringere Gewicht. Ob der Cochise erwartungsgemäß in der Abfahrtsperformance den Gewichtsunterschied rechtfertigt und wie sich dieser auf den Aufstieg auswirkt erfahrt ihr im Praxisteil weiter unten.
Schale
Die zweiteilige "C.A.S" Schale aus leichtem "bi-material Polyether" ist wie der Innenschuh anatomisch geformt und passt genau zu diesem. Der Schuh an sich fällt mit einer Leiste von 99 mm schmal bis mittel aus. Leider stehen, wie bei anderen Technica Modellen, keine breiteren oder voluminöseren Versionen für RiderInnen mit großen (breiten) Füßen zur Verfügung. Die vier an die Schale geschraubten (= leichter Austausch) Schnallen aus Alu können über das "Micro" System durch einfaches Drehen in der Länge angepasst werden. Sollte das nicht mehr ausreichend sein, steht auch ein zweites Bohrloch zur Verfügung, in das die Schnalle versetzt werden kann. Der über die Oberflächenstruktur im hinteren und unteren Bereich der Schale erkennbare "Power Light Design"-Rahmen ist laut Hersteller 2,5 mal steifer und gleichzeitig 30% dünner als bisher verbaute Rahmen, wodurch Gewicht eingespart werden kann. Der Cochise 130 ist, laut Tecnica, unter anderem deswegen der leichteste vier Schnallen Skischuh aus Polyether, der je gebaut wurde. In dem Bereich, in dem die Schale im unteren Teil des Boots überlappt, ist eine doppelte Lamelle eingearbeitet, die das Eindringen von Feuchtigkeit verhindern soll.
Die Gehfunktion ist außen nur durch einen kleinen Schalter (mit Bändchen zur leichteren Bedienung mit Handschuhen) zu erkennen. Der Schalter gibt in der Walk-Stellung auf der Innenseite einen massiven Metallhaken frei, der in der Ski-Stellung in einen anderen Metallteil einhakt. Dank "S.A.S. (Self Adjusting System)" soll die Gehfunktion sich selbst adjustieren, damit kein Spiel besteht. Der 45 mm breite Strap ist über zwei Schrauben an der Rückseite fest mit der Schale verbunden. Das hat den Vorteil, dass die Montage eines eigenen Powerstraps ggf. einfach erfolgen kann.
Für den Cochise 130 Pro sind Wechselsohlen mit Tourenprofil zum Preis von 49,9 € UVP erhältlich. Da die Inserts im neuen Modell ja bereits in der Schale verbaut sind, haben diese "nur" mehr den Vorteil des besseren Grip bei z.B. Hikes oder Kletterpassagen mit den Ski am Rücken. Hingegen besteht mit montierten Tourensohlen der Nachteil, dass die in den Alpinsohlen verbauten Gleitflächen für die korrekte Funktion in Alpinbindungen nicht mehr vorhanden sind.