Bereits zum 40. mal fand die Wintersportfachmesse ISPO in München statt. 15 Messehallen, vollgestopft mit neuen und weniger neuen Produkten und hunderte Aussteller präsentierten ihre Kollektionen für den Winter 2010/2011. Während unserer ISPO-Expedition haben wir versucht, für euch die wichtigsten Neuheiten der großen, aber auch der kleinen innovativen Hersteller herauszufiltern.
LVS-Innovationen
Es tut sich schon wieder was bei den Lawinenverschüttetensuchgeräten. Alle Hersteller bieten nun mindestens ein Dreiantennengerät an, wobei als letzter Hersteller BCA mit dem Tracker 2 nun sein funktionierendes Tracker 2 auf den Markt gebracht hat und das Gerät, nach vielen Verzögerungen seit Ende Januar (2010) im Handel erhältlich ist. Das Tracker 2 verfügt über einen extrem schnellen Prozessor, und ist äußerst einfach in der Handhabung, verfügt aber über keine Markier-Funktion von Verschütteten und kostet vergleichsweise günstige 299 €. Nach Auskunft des Repräsentanten sei „das Tracker 2 ein gutes Gerät zu einem attraktiven Preis für 90% der Anwender in 90% aller Situationen“. Diese Aussage legt nahe, dass sich die Leute bei Tracker/BCA durchaus bewusst sind, dass sie mit ihrem neuen Gerät den bisherigen Dreiantennengeräten hinterherhinken, zumal Pieps und Ortovox bereits wieder ganz neue Geräte vorgestellt haben.
Neuvorstellungen von Pieps und Ortovox
Die beiden Neuvorstellungen von Pieps und Ortovox sollen, dank eines Lage-Sensors in der Lage sein, die besonders ungünstigen Antennenkonstellationen (Koppellagen) zu vermeiden und senden in diesem Fall anstelle über die längste X-Antenne, über die in diesem Fall wesentlich günstigere Y-Antenne, was die Reichweite deutlich erhöhen soll.
Besonders ambitioniert ist das auf der ISPO noch ohne technisches Innenleben vorgestellte Dreiantennen-Plus-Gerät Vektor von Pieps. Dieses LVS arbeitet wie die gängigen Geräte mit drei Antennen, nutzt aber zusätzlich GPS-Technik zur besseren Signalberechnung, mit dem Ziel, Reichweite und Empfang deutlich zu erhöhen und die Suche zu vereinfachen. Außerdem verfügt das Display über die Möglichkeit, die Verschütteten grafisch auf einer Übersichtskarte darzustellen. Bei diesem Gerät erfolgt die Stromversorgung nicht mehr über Batterien, sondern mittels Akku, der über einen USB-Anschluss geladen wird.
Für voraussichtlich 500 € soll das Gerät in einer kleineren Erprobungsauflage von ca. 1000 Stück (nach Angabe des Herstellers) im Winter 2010/11 verfügbar sein. Man darf also gespannt sein!
Ortovox gibt Gas, um seine verlorenen Marktanteile zurückzuerobern und hat auf der Messe ebenfalls ein neues LVS-Gerät vorgestellt: Das 3plus LVS kommt ein bisschen im flachen I-Phone-Look daher und verfügt über drei Antennen. Das Gerät soll für günstige 289 € erhältlich sein. Das kleine 3plus-Gerät wird nur noch mit einer AA-Baterie versorgt, anstelle der sonst verwendeten 3-AAA-Batterien.
BCA stellt neuen Lawinenairbag-Rucksack vor
Die US-Amerikanische Firma Back Country Access (BCA) drängt ebenfalls auf den Markt für Lawinenairbags und bringt einen 150 Liter großen Mono-Airbag-Rucksack auf den Markt, der bereits in den USA erhältlich ist. Nach Aussage des Messepersonals ist der Markteintritt davon abhängig, wann die europäischen Zulassungen erfüllt werden. Das Gerät soll mit 599.- € deutlich weniger kosten, als die Produkte des Erfinders und Marktführers ABS. Interessant klingt, dass beim Float 30, der wie der ABS-Rucksack über eine Venturi-Düse Umgebungsluft ansaugt, die eigentliche Hochdruckkartusche mit reiner Luft befüllt wird, so dass eine Wiederbefüllung im Tauchshop möglich sein soll. Die Auslösung der 200-Bar-Druckpartrone erfolgt mittels eines Bowden-Zuges und kommt ohne Pyrotechnik aus. Ein großes Manko des auf der ISPO vorgestellte Rucksacks ist der im Vergleich zu allen gängigen Freeride- oder Tourenrucksäcken lieblos und billig aussehende Rucksack des neuen Lawinenairbags. Bevor der Float 30, auch dank seinem attraktiven Preis zu einem echten Mitbewerber von ABS und Co. werden kann, muss der Hersteller jedoch beim Rucksack noch deutlich nachbessern.
Ski
Die Rocker-Revolution ist mittlerweile vollzogen. Weiter im Trend liegen powder-taugliche Tourenski, z.B. von Black Diamond oder Dynafit: diese Ski sind sehr leicht und bis 100 mm Mittelbreite durchaus freeride-tauglich.
Im reinen Freeride-Sektor tut sich eher wenig zum Winter 10/11: Etwas verallgemeinernd gesagt, sind die traditionsreichen Hersteller etwas weniger experimentierfreudig und unterbieten sich zumeist mit wenig innovativen Shapes. Da auch die jüngeren Marken bei ihren verschiedenen Konzepten bleiben und weitgehend nur das Topsheet-Design ändern, konzentriert sich dieser Überblick auf die Änderungen im Schuh und Bindungsbereich.
Freeride- und Tourenskischuhe
Black Diamond bringt nach den beiden erfolgreichen Freeride-Modellen (Factor und Method) eine etwas stärker tourenorientierte Schuhlinie heraus, wobei eine abfahrtsorientierte Balance gefunden werden soll. Salomon präsentiert mit der neuen Quest Linie gleich mehrere Freeride-Modelle. Ein Gehmechanismus, teilweise Wechselsohlen bzw. je für das alpine und AT-System ausgestattet. Dalbello stellt offiziell den teilweise bereits erhältlichen Freerideschuh Virus Tour und dessen tourenorientierten Bruder Virus Tour Lite vor. 3-Schalen Prinzip und ein damit möglicher sehr großer Spielraum beim Gehmodus sind die Vorteile dieser Modelle. Scarpa verpasst dem bekannten Freerideschuhe Hurricane mit dem Zusatz Pro einen Gehmechanismus. Zusätzlich wird ein neues, von den Flex-Eigenschaften darunter positioniertes Model Mobe (AT-System) vorgestellt. Daneben soll der Maestrale für ambitionierte Skibergsteiger eine weitere Option darstellen.
Freeridebindungen
Bei Fritschi ersetzt die neue Freeride Pro die bekannte Freeride Plus. Basierend auf dem Prinzip der Eagle sollen höhere Torsionssteifigkeitswerte bei hervorragenden Geheigenschaften realisiert werden. Marker positioniert zwei neue aufstiegsfähige Alpinbindungen für die Zielgruppe der abfahrtsorientierten Skitourengänger. Weniger Gewicht als bei der Duke/Baron und verbessertes Handling bei gleicher Stabilität sind die Kaufargumente für das neue System Tour F10 und F12.
Der Tourenski-Hersteller Hagan bringt erstmals eine neue Bindung auf den Markt, die optisch gelungen aussieht, sich allerdings noch im Entwicklungsstadium befindet. Da der maximale Z-Wert 10 beträgt, dürften sich Käufer überwiegend im klassischen Skitourenbereich finden.
Snowboard
Lange, powder-taugliche Snowboards sind fast schon Mangelware geworden. Auch in der Snowboard-Industrie setzt man auf den Rocker-Trend. Ob der Nutzen eines Rockers für ein Snowboard jedoch ähnlich hoch ist, wie die Rocker-Revolution im Skibau, scheint zumindest zweifelhaft zu sein. Schade, dass der Snowboard-Sport so stark von der Krise geschüttelt wird, denn Snowboarden ist eigentlich viel mehr als Eisengeländer runterrutschen und sich laut, schrill und schlecht zu benehmen. Aber allen Unkenrufen zum Trotz gibt es eine sehr lebendige Szene aus der beispielsweise der kleine Hersteller Spark stammt, und der mit einer neuen, überzeugenden Bindungslösung für Touren-Splitboards aufwartet.