Zum Inhalt springen

Cookies 🍪

Diese Website verwendet Cookies, die Ihre Zustimmung brauchen.

Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung

This page is also available in English.

Zur Powderguide-Startseite Zur Powderguide-Startseite
Events

ContestGeschehen 1 | 2023

Die Wettkampfserie startet nach FIS Übernahme kommendes Wochenende

von Tobias Huber 24.01.2023
Die FWT Saison beginnt kommendes Wochenende. Wie viele bereits mitbekommen haben, wurde die Freeride World Tour von der FIS geschluckt. In der bevorstehenden Saison ändert sich zumindest für die ZuschauerInnen wenig. Was dieser Schritt für die mittlere Zukunft des Contestfreeridens bedeutet, steht noch in den Sternen.

Das Format und die Locations bleiben heuer unverändert zur vergangenen Saison. In Kicking Horse (Kanada), Baqueira Berret (Spanien) und Ordino Arcalis (Andorra) finden zunächst drei reguläre Stopps statt. Mit den besten zwei Resultaten aus diesen drei Events qualifiziert sich ein reduziertes Feld der FahrerInnen für die Finals. Beim 2-Run Format in Fieberbrunn (Österreich) und dem Xtreme Verbier (Schweiz) werden die GesamtsiegerInnen ermittelt. 

Im Anschluss an einen durch schwierige Schneeverhältnisse gekennzeichnete Saison 2022 geht es im Jahr 2023 ziemlich ähnlich weiter. Der erste Tourstopp in Kicking Horse musste auf Grund von kritischen, lawinengefährlichen Verhältnissen verschoben werden. Ein Altschneeproblem am “Ozone” Face hat die Veranstalter dazu veranlasst, den Stopp bereits mit einigen Wochen Vorlauf auf Mitte Februar zu verschieben. Die FahrerInnen konnten somit ihre Saison rechtzeitig umplanen und sind heuer erst mit Ende Januar an den FWT Kalender gebunden. 

Im Aufgebot der TeilnehmerInnen ändert sich heuer im Vergleich zur vergangenen Saison einiges. Aus deutschsprachiger Sicht ist Österreich nun sehr gut aufgestellt: Juniors Sieger, Wildcardinhaber und Fieberbrunn Sieger Max Hitzig sowie der wiederqualifizierte Valle Rainer sind die ganze Saison dabei. Für Fieberbrunn gibt es eine Wildcard für Dennis Ranalter. Freestyler Ralph Welponer aus Südtirol könnte in die großen Fußstapfen von Markus Eder treten, denn er hat in der letzten Minute noch eine Wildcard bekommen. Leo Slemett und Snowboard Gesamtsieger 2022 Blake Moller haben sich dazu entschieden, die 2023er Saison auszulassen und sich auf Bergführerausbildung (Slemett) und Filmprojekte (Moller) zu konzentrieren. U.a. haben auch Victor de le Rue und Manuela Mandl auf Grund von Verletzungen ihre Teilnahme an der diesjährigen Tour abgesagt. Aymar Navarro, Zugpferd hinter dem Tourstopp in Spanien, ist auch heuer wieder mit einer Season Wildcard dabei. Auch Finn Bilous wird sich nach seinem letztjährigen Gastspiel in Fieberbrunn die gesamte Saison auf die FWT konzentrieren. Details zum Feld der FahrerInnen und zur neuen Saison gibt’s in den zwei aktuellen FWT Podcasts z.B. bei YouTube und dort, wo man Podcasts sonst noch findet.

FIS Freeride World Tour

Auch wenn man als ZuschauerIn außer einem FIS Logo heuer noch nicht viel merken wird: Die Übernahme durch die FIS löst bei manchen großes Unbehagen aus, was natürlich durch Beispiele aus der Vergangenheit bei verwandten Disziplinen gestützt wird. Sowohl Freestyle Snowboarden als auch die Freeski-Disziplinen mit Slopestyle und Halfpipe sind nach der Umstrukturierung durch die FIS nicht unbedingt durch gesteigerte Attraktivität für AthletInnen und Publikum aufgefallen. Es wurden Entscheidungen von fachfremden Funktionären über die Köpfe der AthletInnen hinweg getroffen und versucht, eine aus Rebellion gegen reglementierte Verbandsstrukturen entstandenen Subkultur (Snowboarden, Freeskiing), wieder zu reglementieren und in Verbandsstrukturen zu integrieren. Nun repräsentiert die FWT mit ihren Juniors, Qualifiers, Challenger und Worldtour Events bereits eine Art Verbandsstruktur mit Dachverband. Unabhängige, das Freeriden repräsentierende Events sind in den vergangenen Jahren ohnehin immer seltener geworden, das meiste läuft unter der FWT Marke. Man könnte die FWT als eine Art bereits bestehende FIS im Contestfreeriden sehen. Vielleicht entsteht aber auch eine Gegenbewegung von Personen, die Freerideevents Organisieren, welche wieder einen freieren, Spaß fokussierten Hintergedanken haben als das durchstrukturierte, athletische ProfisportlerInnentum, welches augenscheinlich von FWT und letztendlich wohl FIS angestrebt wird. Freeriden muss kein (Wettkampf-) Sport sein, der einer bestimmen Schablone nach durchzuführen ist. Das Ausbrechen aus den Vorgaben und Reglementierungen bietet die Möglichkeit für interessante neue Formate.

Probleme, die die FWT jetzt schon hat, werden sich durch die FIS vermutlich nicht verschlechtern. Vielleicht gelingt es mit der FIS im Gepäck, neue Resort Partner zu finden, die interessante Venues bieten und auch für gute Schneeverhältnisse bekannt sind. Die Auswahl der jeweiligen Faces, das konsequente Inkludieren der beiden Disziplinen Ski und Snowboard, die Größe des Feldes der TeilnehmerInnen könnten beispielsweise für ein vermarktbareres, kürzeres Übertragungsformat in Frage gestellt werden, wenn neue Sponsoren und Vermarkter über die FIS ins Boot geholt werden. 

Die Übernahme durch die FIS ist notwendige Realpolitik, denn auch wenn die FWT Marktführer oder seit Ende der "Freeskiing World Tour" 2016 gar Monopolist unter den Freeride-Wettkämpfen ist - die FWT ist ein kleiner Fisch, und die Unsicherheiten, die globale Krisen und Klimawandel bedeuten, erfordern die Partnerschaft mit einer stärkeren Organisation. Der selbe Prozess ist für viele kleine Hersteller und Skigebiete zu beobachten und scheint natürliche Folge des Kapitalismus zu sein: die großen Fische schlucken die kleinen. Man kann dies betrauern oder dagegen revoltieren, oder es als Realität hinnehmen.

Was bedeutet also die FIS-Übernahme für uns als Publikum, sowie für die FWT-MitarbeiterInnen und die FWT-AthletInnen? Für uns scheint sich erstmal nichts zu ändern, und die Saison 2022/23 wie gewohnt zu verlaufen. Wie Vermartkungsrechte und Zugang zu Live-Streams in Zukunft verhandelt werden, ist erstmal noch offen. Für die FWT-MitarbeiterInnen verspricht die Übernahme erstmal höhere Arbeitsplatz-Sicherheit, solange es nicht zu betriebswirtschaftlicher Rationalisierung kommt. Doch besonders für die AthletInnen scheint die Übernahme kaum Nachteile, sondern vor allem Vorteile zu haben: mit der FIS als anerkanntem Dachverband können künftig leichter Förderungsgelder beantragt werden, das Sponsoring sollte sich verbessern und neue Vermarktungswege sich erschließen. Die Professionalisierung bis in den Jugendbereich wurde mit der FWT-Juniors auf den Weg gebracht und diese Entwicklung wird durch die FIS wohl weiter bestärkt. Man kann also der Übernahme vor allem aus Athletensicht viel positives abgewinnen und die Zukunft der FWT scheint gesichert.

Der erste Stopp in Baqueira Beret (Spanien) nun an. Vom 28.1. bis 2.2. ist das Wetterfenster offen. Es hat gerade geschneit und man rechnet mit ganz akzeptablen Verhältnissen für einen sicheren Contest.

Ähnliche Artikel

Kommentare