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Events

FreerideFilmFestival macht Vorfreude auf die neue Saison.

Ein Interview mit Gründer und Snowboardlegende Harry Putz.

von Timo Macvan 25.11.2023
Das FreerideFilmFestival ist wieder auf Tour und zeigt sechs echt wunderbare internationale Freeridefilme, die extrem Bock auf die anklopfende Saison machen. Hierbei steht nicht nur die Action im Vordergrund, sondern die Geschichten und Kreativität von den Filmemacher:innen sowie deren Botschaften an die Zuschauer*innen.

Das Innsbrucker PowderGuide-Team durfte beim Event mit von der Partie sein und die Show, inklusive der sechs überragenden Freeridemovies, im Metropol-Kino genießen. Im Nachgang hatte der Kopf des FreerideFilmFestival Harry Putz für uns noch Zeit für ein Interview über die Geschichte, Gegenwart und die Zukunft des Filmfestes.

Timo:

Servus Harry,

erstmal super cool, dass es jetzt so spät und nach einem so langen Tag noch geklappt hat (23:30 am 9.11, direkt nachdem Event in Innsbruck). Dann starten wir am besten auch direkt mit der ersten Frage.

Wie lange bist du schon in der Freeridefilm-Szene unterwegs und wie bist du gestartet?

Harry:

Ich bin in Lech am Arlberg geboren und somit auch mit Wintersport sozialisiert worden. Und zu meiner Schulzeit um 1986 habe ich angefangen mit dem Snowboarden. Das war so direkt nachdem die ersten Verrückten damit aufgetaucht sind.

Als Jugendlicher in meiner Schulzeit bin ich dann schon auf alle möglichen regionalen Wettkämpfe gefahren, die es zu der Zeit gab und neben dem Lernen für die Matura habe ich mich dann für den Weltcup qualifiziert. Ja und dann war ich 10 Jahre lang Snowboard-Profi. Zeitgleich, als diesen ersten Filme rübergeschwappt sind, haben wir angefangen die ersten eigenen zu drehen. Mein Vater hatte eine Videokamera, die wir ausleihen durften. Hier habe ich dann auch gemerkt, dass ich beim Filmen nicht nur Spaß, sondern dafür auch noch ein Talent habe.

Aber von meinem Matura bis ins Jahr 2001 war ich weiterhin Snowboardprofi. Das war schon eine sehr intensive aber mega geil Zeit. Ich mein ich kam aus der Schule und konnte direkt das machen, was ich wollte und es ist sich dann auch ausgegangen. Zu dieser Zeit hat Snowboardprofi sein bedeutet, sich komplett selbst zu organisieren, Sponsoren zu suchen und am Ende gute Ergebnisse einzufahren, um Preisgelder zu gewinnen.

Timo:

Und was ist dann nach 2001 passiert? 

Harry:

Nachdem ich mich von meiner Zeit als Snowboardprofi verabschiedet hatte, beschloss ich, mich der Welt des Filmemachens zuzuwenden. Während meiner aktiven Karriere, in der ich mehrere Staatsmeistertitel gewann und jahrelange Erfahrungen unter den Top 10 der Welt im Boarder Cross sammelte, hatte ich das Glück, viele Menschen aus dieser Szene kennenzulernen. Mit diesen Kontakten begann ich, eigene Filme zu produzieren.

Timo:  

In welcher Rolle warst du dann vor allem unterwegs?

Harry:

Zu Beginn war ich auch vor der Kamera zu sehen. Aber mit ein bisschen Erfahrung habe ich gemerkt, dass man als Regisseur hinter der Kamera bleiben muss, weil man sich selbst einfach nicht in Szene setzen kann. Trotzdem war es keine leichte Entscheidung zu sagen: „Ab dem nächsten Film werde ich keine Rolle mehr spielen und mich nur noch aufs Filmen und Produzieren konzentrieren“.

Timo:

Aber dir ist der Schritt ja dennoch sehr gut gelungen. Zwischen 2001 und 2010, wo auch das erste FreerideFilmFestival (FFF) stattgefunden hat, liegt dann ja schon noch eine recht lange Zeit. Wie kam es zu der Idee und wie seid ihr dann gestartet?

Harry:

Angefangen haben wir mit eigenen Filmen, doch bald hat sich herausgestellt, dass es schwierig ist, die Leute dazu zu motivieren, für einen 30-minütigen Film ins Kino zu gehen. Daher entstand die Idee, dass wir 2-3 Filme brauchten, um einen kompletten Abend und ein vollständiges Programm zu bieten. Im Jahr 2008 haben wir dann in Innsbruck damit begonnen. Gleichzeitig hat Volker (Volker Hölzl, welcher Mitorganisator der ganzen Tour ist) das gleiche Event in Wien veranstaltet. Wir haben miteinander gesprochen und sind auf die Idee gekommen das ganze gemeinschaftlich zu veranstalten. Denn unser Ziel war und ist es noch immer den Athleten und Athletinnen eine Plattform zu geben ihre Filme zu zeigen und vor allem in die Städte zu tragen. Wir wollen ein großes Publikum und viele Menschen erreichen.

Also haben wir uns zusammengetan und jeder hatte seine eigenen Kontakte. Volker hatte einen Freund in Hamburg, wir hatten Kontakte in Polen und dann stand die erste Tour fest. Innsbruck, Wien, Hamburg und Polen.

Timo:

Da hat sich dann bis heuer auch noch einiges getan. Wie seid ihr jetzt dieses Jahr aufgestellt?

Harry:

Also wir sind natürlich jetzt gerade mit der Prime-Tour unterwegs, wo wir, verteilt auf Österreich, Deutschland und der Schweiz, insgesamt 10 Stopps haben, die ihren Abschluss am 25.11 in Verbier findet. Zusätzlich sind wir aber in noch 50 anderen Kinos in Europa zu sehen in Form unserer Cinema-Edition. Somit gibt es die sechs Kurzfilme auch in Frankreich, Belgien, Niederlanden sowie der Slowakei zu sehen. Der Unterschied ist einfach, dass es eine eingesprochene Moderation und Zwischensequenzen gibt, statt dass wir live dabei sind.

Timo:

Das klingt auf jeden Fall nach einem großen Schritt nach vorne. Jetzt im Vergleich zum Jahr davor waren die Filme auch deutlich internationaler mit Drehorten in Kanada, Norwegen, Japan und der Alpen. Wie sind eure Pläne für die Zukunft? Welche Ideen habt ihr noch, die ihr gerne in Zukunft umsetzen würdet?

Harry:

Zu diesem Jahr haben sich die Einreichungen beinahe verdoppelt und es ist auf jeden Fall eine Tendenz zu erkennen, dass auch immer mehr internationale Filme uns erreichen. Das ist super cool. Wir sind uns dennoch bewusst, dass wir beispielsweise mit der Prime-Tour nicht mehr großartig größer werden können. Grundsätzlich freuen wir uns über jede Anfrage, die wir bekommen. Beispielsweise kam dieses Jahr ein Kontakt in Mailand zustande, wo wir zukünftig auch einen Versuch starten.

Wir betrachten die Tour nicht als ein riesiges Geschäftsmodell, das weltweit expandieren soll. Uns ist Ehrlichkeit wichtig. Das bedeutet, dass das Projekt, das für mich und meine Partner*innen eine Herzensangelegenheit ist, natürlich finanziell solide aufgestellt sein soll, aber vor allem den ursprünglichen Gedanken treu bleiben soll.

Timo:

Du bist ja jetzt schon echt ewig in der Freeridefilm-Szene unterwegs und hast dort auch schon viele verschiedene Perspektiven und Funktionen eingenommen. Welche wesentlichen Unterschiede siehst du zwischen den Filmen, die du vor 20 Jahren gedreht hast, und den Filmen, die in der aktuellen FFF-Tour gezeigt werden?

Harry:

Also natürlich muss man da die Technik ansprechen aber das ist mir oder uns persönlich gar nicht so wichtig. Das Wichtigste ist einfach das Storytelling. In der Szene, insbesondere in der unabhängigen Szene ohne große Sponsoren im Hintergrund, sieht man, dass sie sich wirklich trauen, subtile oder sogar direkte Themen aufzugreifen. Die Rahmenhandlung ist mittlerweile einfach wichtiger und die Kunst besteht darin diese Themen bildlich darzustellen. Die Zeit in denen Filme gedreht wurden, um die Action zu zelebrieren, ist vorbei. Selbst in Filmen wie The Blondes, wo echt viel geballert wird, geht es dann hintenraus um die Persönlichkeit der Mädels. Was sie antreibt im Sport aber auch im Leben neben dem Freeriden. Helikopterpilotin, Wildfeuerwehrfrau oder auch eben eine Studentin aus Norwegen, die den Traum hatte in Kanada zu leben. 

Timo:

Wir haben heute Abend viele Filme gesehen, die eine starke Botschaft hatten. Besonders der Film Projection hat einen starken Eindruck hinterlassen mit Szenen aus bereits nicht mehr finanziell sich lohnenden Skigebieten, aufgrund der immer weiter wandernden Schneefallgrenze. Wie und Wo siehst du das Freeriden der Zukunft?

Harry:

Es ist eine riesige Herausforderung, in der sich die Gesellschaft befindet. Und das Ganze ist aufgrund der Globalisierung ein globales Thema, was nur die Menschheit gemeinsam lösen kann. Dafür braucht es vor allem einen globalen Frieden und auch Einigkeit über dasselbe Ziel. Da sieht es aktuell sehr düster aus. Dennoch müssen wir irgendwie auf einen gemeinsamen Nenner kommen, weil einfach alles zusammenhängt wie beispielsweise Nahrungsmittel- oder Lieferketten. Wenn wir das nicht gemeinsam schaffen, dann wird sich das Ganze so weit hochspiralisieren, dass wir unsere Lebensgrundlage zerstören. Aber daran denke ich nicht! Ich denke positiv und dass wir das schaffen! Wir als Wintersportler*innen stehen da natürlich auch in einer großen Verantwortung. Aber ich glaube, weil es uns so viel Spaß macht und es uns so wichtig ist, können bzw. sind wir teilweise auch schon dabei, als Vorbilder zu fungieren.

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