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Filme

Filmrezension | TGR Winterland

Das PG PowderOrakel hat sich den neuen TGR Streifen angeschaut.

von Lars Oelmann 25.10.2019
Der Trailer hat mich nicht so richtig überzeugt, aber der Film macht gleich am Anfang klar, dass es sich bei Winterland wiedermal um einen der besseren TGR Streifen handeln wird. Trotz des Warren-Milleresken Titels.

Zwar gibt es immer noch grenzwertige Voiceover, die einem von Epicness, Sinn- und Selbstfindungsprozessen in der Unendlichkeit der Berge erzählen, aber das Einflechten von älterem Filmmaterial verleiht dem Film eine gewisse Eleganz und historische Tiefe, weil klar wird, dass jetzt schon seit 23 Jahren TGR Fime entstehen. Man wird sozusagen altersmilde gestimmt.

Ein weiterer zentraler Punkt, der natürlich eigentlich offensichtlich ist, aber einem so deutlich selten klar wird: Skifilme stehen und fallen mit den Bedingungen, denn die besten Aufnahmen stammen diesmal nicht aus AK, wo die Saison augenscheinlich nur mittelprächtig war, sondern aus Felix Austria.

Doch immer der Reihe nach. Das Eröffnungssegment ist wiedermal aus Jackson Hole und ich glaube nach ca. 15 TGR Filmen kenne ich fast alle Linien dort auswendig, ohne je einen Fuß nach Wyoming gesetzt zu haben. Immerhin hatten sie einen Jahrhundert Februar und es staubt amtlich.

Das nächste Filmsegment spielt im Jahrhundert Januar der Nordalpen und man ist überrascht, wieviel Alaska in Kitzbühel steckt. Würde es jedes Jahr so viel schneien, hätte man nie verreisen müssen, denn das Terrain und der Schnee sehen atemberaubend aus.

Auch der beklemmendste Moment des Films stammt aus diesem Segment. Als Sam Smoothy in Kappl eine kleine Lawine auslöst und deren sekundäre Abgänge das gesamte Face ausräumen, wird klar, wie exponiert die Linien sind, die das Team fährt. Er versucht, von seinem Safe Spot abzufahren, bleibt hängen und stürzt etwa 20-30m durch felsdurchsetztes Gelände ab. Die Geräusche aus seiner Helmkamera und das Gespräch von Fabian Lentsch mit der Rettungsleitstelle gehören mit zu den intensivsten und schrecklichsten Momenten, die ich bis dato in einem Skifilm gesehen habe.

Gott sei Dank geht alles gut aus.

Danach bekommt man solide Skifilmkost aus dem Skifilmbaukasten, gefilmt in British Columbia und Norwegen, mit dem obligatorischen Überseesegment in der Heimat des alpinen Skilaufs. Die Amerikaner sind wieder mal verwundert, wieviel History und Culture es doch allenthalben auf der Welt gibt.

Eine Segment besteht aus fluffigen Pillows und Mc-Nuttschen Rotationen, ein anderes aus halbfirnigen Abfahrten und einem Urban Rail Steeze Teil aus einer norwegischen Großstadt. Es gibt schlimmeres, aber es gibt auch inspirierteres.

Hier der Trailer  

Dann bekommen wir einen weiteren Klassiker vorgesetzt: das Alaska Segment. Hier sind aber nicht die Bedingungen der Star, sondern die Fahrer. In den letzten Jahren gab es wenige Filmszenen, wo die weiblichen Pros überzeugen konnten (seit Ingrid Backström 2003 hat sich bei den Herren weitaus mehr getan), aber hier wird mächtig Gas gegeben! Bei Nick Mc Nutts Linie sträuben sich kurz die Nackenhaare, als man während der Linienbesprechung den Einstieg sieht und er anmerkt, dass man da besser nicht fällt. Recht hat er, doch beeindruckend anzuschauen ist sie allemal.

Es folgt eine grundsympathische Quasi-Episode aus Cody Townsends „The Fifty“. Wer einmal Meteorite am Thomspon Pass in echt gesehen hat, weiss, warum sie eine DER Linien in AK ist. Sie fahren die Line in einem 17 Stunden Push vom Parkplatz aus. Cody und Jeremy (Jones) erzählen beide von dem lebensverändernden Einfluss, den diese Linie auf ihre Riderkarriere hatte. Nimmt man ihnen ab. Toll gemacht.

Als cineastische Klammer dient der abschließende Stop in Jackson und AK, in dem Tim Durtschi den TGR Sohn/ Nachwuchsfahrer Kai Jones unter seine Fittiche nimmt. Und man muss sagen: Holla die Waldfee, mein Schwein pfeift! Nicht viele 12jährige shredden und rippen so durch das Winterland. Allerdings muss man auch sagen - wie meine Mitguckerin treffsicher anmerkte - nicht viele 12jährige haben solche Möglichkeiten in die Wiege gelegt bekommen. Millionärsskifilmereltern sind in der Genlotterie rar gesät. Und ich bin mir nicht wirklich sicher, was ich davon als Vater halten soll, denn so langsam fährt der Bub auch Sachen mit Konsequenzen. Dennoch ein toller Schluß für einen mit der Skifilmhistorie befassten Film, in dem der Generationenkontext Sinn ergibt.

Fazit:

Guter Film. Da kann man für 9 Euro bei Amazon und sonstigen Anbietern nichts falsch machen für einen Abend Unterhaltung.

Ich vergebe 8 von 10 Orakel Skikindergartenplätzen.

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