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Gear of the week

Gear of the Week | Praxis 3D Powderboards

Die Perfektion des Full Reverse Ski – jetzt noch perfekter!

05.03.2016 von Sebastian Fischer
Bereits vor drei Jahren haben wir den Powderboards einen Eintrag in dieser Rubrik gewidmet - in dieser Saison hat die innovative Skischmiede aus North Lake Tahoe ihr Aushängeschild noch einmal aufgewertet. Grund genug den vielleicht besten Powderski der Welt noch einmal zur Schau zu stellen, die persönlichen Auswahlkriterien beim Kauf neuer Powderski zu hinterfragen und endgültig festzuhalten, dass man Sidecut im Powder eigentlich nicht braucht.

In meiner persönlichen Laufbahn als Skifahrer durfte ich mehrere technologische Revolutionen miterleben die es schafften, den Fahrspass im Pulverschnee sozusagen auf ein völlig neues Level zu heben. Da wäre einmal der Umstieg von 164cm Slalom-Carvern auf die völlig neuartigen „Fat-Skis" mit damals unglaublich fetten 96mm Mittelbreite. Bereits damals schwirren mir vor dem Kauf jede Menge Sorgen durch den Kopf. Eine Art Ur-Angst, die bei so vielen Gleichgesinnten nicht aus dem Kopf zu bringen ist und weiterhin für viele einen entscheidenden Faktor beim Kauf von Powder-Ski darstellt: „Sicher toll im Powder, aber wie funktioniert der auf der Piste?"

Im Grunde genommen war die erste Generation „Fat-Skis" ja nichts anderes als etwas breitere und längere Pistencarver. Und siehe da – die Ski funktionierten auch auf der Piste! Na gut, ich kann damit keinen vereisten Slalomhang mit kurzen, geschnittenen Schwüngen fahren, aber eigentlich waren meine Sorgen völlig unberechtigt. Doch dann kam Shane McConkey, der ja gemeinhin als Erfinder der Rocker-Technologie gefeiert wird. Vielleicht ist das auch eine österreichische Krankheit, aber im Land der Skilehrer und Rennläufer wird man auch 2016 vor dem Sessellift noch regelmäßig auf die Fassdauben an den Füßen angesprochen, wenn die Ski nicht von Tip bis Tail vorgespannt sind. Wie kann man nur mit einem gestauchten Ski unterwegs sein? Auf der Piste kann man den jedenfalls nicht mehr fahren!

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Das Plus an Fahrspass im Pulverschnee war durch den Wechsel auf Ski mit Rocker jedenfalls mindestens genauso groß wie beim Umstieg von Slalomcarvern auf „Fat Skis". Und siehe da, auch einen gerockerten Ski mit 120mm unter der Bindung kann man noch auf der Piste fahren. Na gut, bei der WISBI-Strecke (für alle nicht-Österreicher: WISBI steht für Wie Schnell Bin Ich) mit automatischer Zeitnehmung schaff ich nicht mehr die Tagesbestzeit, aber im Verglich zu den Skilehrer-Anwärtern mach ich immer noch eine super Figur auf der Piste. Es dauerte mehrere Jahre bis ich erkannte, dass Pistenperformance das allerletzte Kriterium bei der Wahl meines Powderskis sein sollte. Piste und Powder sind zwei derart unterschiedliche Medien, dass die Anforderungen an das Material kaum unterschiedlicher sein könnten. Erst durch den Verzicht auf Sidecut schaffte ich es, wie beim Umstieg auf Fat-Skis und Rocker, den Fahrspass im Powder auf ein völlig neues Level zu heben.

Reverse Sidecut nennt sich der von Shane McConkey erdachte Shape, bei dem sich die breiteste Stelle in der Skimitte befindet und der Ski zum Tip und Tail hin leicht schmäler wird. Kombiniert mit Reverse Camber (Rocker) ergibt das einen sogenannten Full Reverse Shape. Die größten Vorteile im Pulverschnee gegenüber herkömmlichen Designs sind eine deutlich erhöhte Drehfreudigkeit, sowie die signifikante Reduktion von Double-Ejects bei Powderlandings ohne den Z-Wert der Bindung in den gelenksschädigenden Bereich schrauben zu müssen. Warum? Die schmäleren Tips und Tails verhindern, dass der Ski im Schnee einhakt und ermöglichen es, den Kurvenradius frei zu wählen. Durch das geringere Schwunggewicht kann der Turn mühelos mal mehr, mal weniger angedriftet werden. Ein einmaliges Fahrgefühl, dass sich mit keinem anderen Shape erreichen lässt! Die breite Plattform unter der Bindung sorgt außerdem für ein gleichmäßiges Einsinken der Ski bei Powderlandungen. Beim gewöhnlichen Sidecut hingegen muss die schmalste Stelle das gesamte Körpergewicht aufnehmen und die breiteren Tips und Tails bleiben näher an der Schneeoberfläche. Die Ski biegen sich dadurch oftmals so stark, dass die Bindung sich gezwungen fühlt, den Schuh mitsamt Skifahrer zu befreien und in einen mehr oder weniger angenehmen Tomahawk zu entlassen.

Um in den Genuss dieser und weiterer Vorteile zu kommen muss man sich voll auf den Ski einlassen und auch gewillt sein, seinen Fahrstil ein wenig an das Material anzupassen. Was bis vor kurzem in vielen inneralpinen Skischulen das Landes klischeehaft homophob als „schwuler Schwung" bezeichnet wurde, ist mittlerweile Hauptbestandteil der Revolution des österreichischen Skilehrplans, wie eine Mitarbeiterin von „Die Welt" unlängst auf einer vom Tourismusverband Pitztal „unterstützten" Reise in Erfahrung brachte. Driften will gelernt sein, nicht umsonst hat Shane McConkey damals eine Gebrauchsanweisung für den allerersten Full Reverse Ski, den legendären Volant Spatula, verfasst – Prädikat wertvoll! Die Kurzfassung für alle Shane McConkey Fans die immer noch mit Sidecut durch den Powder pflügen:

„1. Sidecut is NOT good in powder.
2. Camber is NOT good in powder.
3. Carving is NOT necessary in the powder."

Bei der Weiterentwicklung der Powderboards hat sich das Team von Praxis Skis Shane's Manifesto zu Herzen genommen und das Konzept Full Reverse um eine Dimension erweitert. Neben Reverse Sidecut und Reverse Camber verfügen alle Powderboards ab dieser Saison über eine konvexe Base. Das Abrunden des Belags zu den Kanten hin wurde schon von vielen Firmen probiert (Atomic „Horizon", Elan „Triple Base Technology", DPS „Spoon"), funktioniert aber meiner Meinung nach nicht in Kombination mit Sidecut. Bei den Powderboards hingegen ist es lediglich der logische nächste Schritt um den Ski im Pulverschnee noch agiler zu machen.

Die ersten Schwünge Mitte Jänner am Arlberg (bei überdurchschnittlich guten Schneebedingungen, gemessen am restlichen Winter 2015/16 in den Ostalpen) bringen Gewissheit: Driften und Powersliden macht jetzt noch mehr Spass, insbesondere weil die 3D Powderboards entlang der gesamten Lauffläche konvex sind. Mit unsagbarer Leichtigkeit lässt sich der Ski querlegen ohne sofort den gesamten Schwung zu verlieren, ideal für all Jene, die sich gerne auch mal Zwischendurch zur Abkühlung einen Faceshot gönnen. Die Perfektion des Full Reverse Ski – jetzt noch perfekter!

Wer in der Jugend fleissig zwischen roten und blauen Fähnchen die Hundertstelsekunden gejagt hat und auch heute noch vor dem Powdertag seine Kanten schleift, wird mit den Powderboards weiterhin keine Freude haben. Für alle diejenigen, die spätestens jetzt erkannt haben, dass Pulverschnee ein dreidimensionales Medium ist, das gänzlich andere Möglichkeiten der Fortbewegung bietet, ist es längst an der Zeit die persönlichen Auswahlkriterien beim Kauf neuer Powderski zu hinterfragen. Und ja, man kann die Powderboards wenn nötig auch auf der Piste fahren. Gedriftet.

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