Bernhard Scholz betreibt den Blog skialpinist.com und arbeitet an einem Buchprojekt über die Geschichte des Steilwandfahrens, für das er ausführliche Gespräche mit den Größen der frühen und aktuellen Szene geführt hat. Er stellt uns das wunderbar heitere, oft überraschende, manchmal nachdenkliche Interview mit Thausing und Oberegger hier zur Verfügung. Wir wären bei diesem Gespräch auch gern mit am Tisch gesessen und wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
B: Wie, wo habt ihr mit dem Skifahren begonnen?
ALBRECHT: Skifahren habe ich auf Holzski gelernt, ohne Kanten natürlich, die kamen erst später. Mit Bienenwachs wurden sie sehr schnell und das riecht auch so gut. Das muss man erlebt haben! Das war noch in der Steiermark wo ich ursprünglich her komme.
MANFRED: Bei mir war all das in Salzburg, hier komme ich her. Wir hatten da so einen schwarzen Baatz, „Hofer Blitz“ hieß der. Darunter den „Glockner Grundlack“, ein roter Grundierungslack der auf das Holz aufgetragen wurde. Den hat man ab und an angeschliffen und neu aufgepinselt, darüber wie gesagt das „Hofer Blitz“. Es war das einzige Wachs, das es damals bei uns gab.
ALBRECHT: Bei uns in der Steiermark gab es viele Bauern und wir hatten halt Bienenwachs. Das ging perfekt, wenn man es gut und lange aufgebügelt hat – hat aber nicht lange gehalten.
MANFRED: Nach dem Krieg haben wir am Mönchsberg hier in Salzburg unsere ersten Skiversuche gestartet, da gab es noch starke Winter. Natürlich waren wir auch am Gaisberg, den sind wir hinauf gelaufen, Lifte gab es nicht. Da steht lustiger Weise jetzt noch ein Schild: Skilift, den gibt es aber nicht mehr.
Die treibende Kraft im Bezug auf den Alpinsport war bei uns Kurt Lapuch, er ist leider 1999 in der Göll Westwand tödlich abgestürzt. Der Kurt war sehr aktiv und wir beide waren sehr viel mit ihm unterwegs. Klettern, Westalpentouren und auch Skitouren. Er war der kreative Geist, was die Steilwandabfahrten angeht und kam mit Vorschlägen wie: „da am Sonnblick, da wüsste ich was, das machen wir!“ und dann haben wir das gemacht. 1968 war das - ‘67 hatte ich noch ein gebrochenes Bein. Es ging gut, wir waren begeistert. Wie ein Pingpong Ball schossen dann die Ideen hin und her, was alles möglich wäre. Wer dann darauf kam, die Wiesbachhorn Nordwestwand zu fahren, weiß ich nicht mehr. Die ging auch gut.
Kurt hat das dann gerne publiziert. Uns hat es natürlich auch gefallen; wenn man seinen eigenen Namen in der Zeitung gelesen hat, war das schon schön. Die Frau vom Kurt hatte Fotos am Fuscherkarkopf gemacht, damit Kurt sie veröffentlichen konnte. Aber die durfte ich niemandem zeigen. Sie hatte sie im falschen Winkel aufgenommen, sie hätte sie „übersteilt“ schießen sollen, aber sie hatte sie normal in der Wand geschossen und so sah alles sehr normal und unspäktakulär aus. Wir waren gegenüber den Veröffentlichungen etwas ambivalent, denn eigentlich hat sich das irgendwie „nicht gehört“. Wir hatten den ethischen Anspruch, nicht so dick aufzutragen, ganz im Gegensatz zu Kurt, der oft ordentlich Gas gegeben hat. Prompt kam auch ein Anruf vom ORF für einen Film: Ski Extrem - Sonnblick Nordwand - ob wir noch mal fahren würden. Das haben wir gemacht.
Dann ging es mit Filmteam auf Tour. Damals hatten wir die Lusser Bindungen. Die waren furchtbar, da man bei voller Fahrt aus der Bindung geflogen ist. Sie hatten einen schlechten Ruf und wir mussten sie mit Draht fixieren. Kurt ist aber trotzdem bei dieser Befahrung am Sonnblick gestürzt, da die Bindung aufging. Er flog bis ganz hinunter und brach sich glücklicherweise nur ein Bein. Das war dann quasi der Grundstein für die weiteren Befahrungen von uns beiden, Albrecht und mir.
ALBRECHT: Als nächstes ist dann der Manfred auf die Pallavicini Rinne am Großglockner gekommen. In den Medien schrieben sie davon, dass ein Schweizer kommen würde um die Pallavicini Rinne zu befahren. Das war natürlich Sylvain Saudan.
MANFRED: Der Saudan war einer der Gründer, noch vor dem Holzer, er war schon irgendwo unser Idol, zu dem haben wir damals aufgeschaut.
ALBRECHT: Aber wir dachten uns: „Ja sackradi, der braucht ja net extra von Frankreich da her fahren, wir hams ja viel näher!“
MANFRED: Fairerweise muss man auch sagen, dass vor uns schon zwei mit Firngleitern abgefahren sind. Anfang der 60er.
ALBRECHT: Herbert Zacharias und Gerhard Winter.