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Materialtests

Materialtest | Auftriib Saucer

Gamechanger für den Aufstieg in steilen Rinnen

von Carla Brandt 20.11.2023
Wer schon einmal hinter jemandem hoch gelaufen ist, der Auftriib benutzt hat, der kommt fast nicht mehr ohne diese "Gamechanger" aus. Wovon ich spreche? Platten aus Polypropylen, die man sich unter den Skischuh schnallt (in Verbindung mit Steigeisen), um im Couloir oder in jeder Art von tiefem Schnee vorwärts bzw. hoch hinauf zu kommen. Wie der Name schon sagt, verleihen die Dinger dir Auftrieb und machen dir so den Bootpack im tiefen Schnee um einiges leichter.

Ganz ohne Schwitzen und Arbeit kommst du nicht hoch, aber zwei Platten an den Füßen können dir das Leben so schnell einfacher machen!

Der erster Eindruck

Für den Test in Nordnorwegen (Tromsø) wähle ich die Saucer Version von Auftriib als Aufstiegshilfe. Sie wird als "Powder Adaptor" für Steigeisen bezeichnet uns besteht (so wie alle Auftriib Produkte) aus Thermoplastik. Es handelt sich somit um Add-ons für deine Skischuhe mit Steigeisen. Die Platten kommen im Jutebeutel und Bedienungsanleitung, welche die Funktionen und Anwendungsweise nochmals erklärt.
Die Saucer haben eine vordere Aussparung für die Frontzacken der Steigeisen und ein hinteres Loch für die Hinterzacken. Zwei Dyneema Schlingen an beiden Längsseiten sind durch einen Skistrap aus stabiler Gummimischung verbunden. Dadurch wird der Skischuh samt montierten Steigeisen am Saucer befestigt. Der erster Eindruck ist somit optisch ansprechend, Carbon-Look trotz Thermoplastik, leicht, druckstabil und minimalistisch im Design. Nicht viel Schnickschnack, soll ja schließlich leicht zu montieren sein und da helfen, wo man sonst fast nicht weiter kommt: im steilen (teilweise ausgesetzten) tief verschneiten Gelände.
Gewicht des Paares in Größe S inklusive Skistraps und Dyneema Bändels, nachgemessen auf der hauseigenen Waage, kommt auf exakt 400g.
Das Packmaß ist so praktisch, dass ich tatsächlich den ganzen Winter in Norwegen gar nicht drüber nachdenke, sie nicht mitzunehmen. Man weiß ja nie, was einen erwartet, ob man nicht doch noch ein Couloir irgendwo drinnen im Tal findet. Fest verstaut im Rückenteil des Rucksacks, da wo sonst viele Hersteller eine "Trinkblasenaufbewahrung" vorsehen, sind sie einfach immer mit dabei. Man muss jedoch zugeben, dass ich aufgrund der gewählten Größe S (Sohlenlänge: 275-300mm) ein geringeres Packmaß habe. Ausgemessen 31cm lang und 25cm breit.

Die Testerin

Ich bin 1,80m groß, wiege mit Ausrüstung 70kg (mit Ski auf dem Rücken schnell auch mal 75kg) und habe eine extrem kleine Standfläche mit Schuhgröße 38 oder Mondopoint 24. Das bedeutet schonmal generell: bei mir ist rein anatomisch schon nicht viel "Auftrieb" da, wenn ich die großen Ski ausziehe und sie auf den Rücken schnalle.
Meistens lief immer jemand im Bootpack vor - und selbst da hatte ich, trotz recht guter Grundkondition, meine Schwierigkeiten. Ich sackte nicht selten tiefer ein, als die Spur, die schon gelegt war und hatte meine Mühen voran zu kommen.
Nun wohne ich seit Winter 2022 in Norwegen und da nimmt das Rinnenspiel nochmal andere Dimensionen an. Ehrlich gesagt: man versucht so gut wie immer, eine Rinne irgendwo zu finden. Sei es aufgrund von Sichtverhältnissen, aufgrund von windgeschütztem Schnee oder aufgrund von Dunkelheit - da hat man nämlich so einen tollen Scheinwerfereffekt, wenn man im Dunkel runtersaust und die Wände einem "Sicherheit" geben.
Skifahrerisch mag ich es an meine Grenzen zu kommen, wähle jedoch auch häufig die Umkehr, denn gesund und fröhlich heim kommen ist mindestens so schön wie Puder im Gesicht.

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Der Testbericht

Die Saucer kommen im März und April viel zum Einsatz. Beim Anlegen sollte man darauf achten, dass es eine schmalere Seite gibt und eine breitere. Es gibt also ein rechte und eine linke Platte. Such dir die schmale Seite so aus, dass Sie an deiner Fußinnenseite liegt. Damit schmälerst du dir die Schrittbreite.
Ich gehe im Bootpack recht aufrecht, habe die Ski an beiden Seiten des Rucksacks zum Dreieck geschnallt und habe dadurch einen guten vertikalen Vektor. Einen Stock nehme ich kürzer als beim normalen Aufstieg und den Pickel zur Sicherheit in die andere Hand. Für die "Krabbler" unter uns, dh. die die gern Schneekontakt mit allen Vieren haben, die Stöcke parallel vor sich in den Schnee abstützen und generell somit einen tieferen Körperschwerpunkt haben: auch diese Technik sollte funktionieren, siehe Merrick Mordal und Co. Ich persönlich finde es angenehmer die Platten unter mir, statt hinter mir arbeiten zu lassen.
Sollte es zu kleinen Kletterpartien im Couloir kommen, kannst du die Saucer einfach anlassen. Die Frontzacken sind zu jedem Zeitpunkt frei. Du solltest nur aufpassen, dass du deinen Fuß immer mit den Frontzacken zum Berg aufstellst. Genauer gesagt (und das gilt auch beim normalen Bootpack): Du solltest dein Gewicht nicht auf den seitwärts gestellten Fuß stellen. Die Dinger sind zum gradlinigen Hochgehen und NICHT zum Traversieren geeignet. Wenn du traversierst, bleib mit dem Gesicht zum Berg und setzte Fuß neben Fuß - sonst haben deine Steigeisen unter den Platten keinen Schnee zum Greifen.
Als Test Steigeisen benutze ich meine Blue Ice Harfang Crampons, die als kompatibel ausgeschrieben sind (siehe Liste weiter unten für Kompatibilitäten). Anfänglich tue ich mir noch schwer mit der Montage im Steilen, das ändert sich jedoch genauso schnell, wie man sich ans Anlegen von Steigeisen gewöhnt.
Teilweise machen wir zwei Couloirs am Tag und ich spure vorweg. Das ist vorher noch nie der Fall gewesen. Die Kraftersparnis ist tatsächlich riesig und so bleiben viel mehr Körner in den Oberschenkeln für die Abfahrt.
Schwitzen tue ich trotzdem und das Gefühl vom "Hochwühlen" bleibt; gerade in steilem Gelände. Auch verändert der Saucer nicht, dass man ab 45° das Knie vorstoßen muss, um den richtigen Winkel für die Stabilität zu halten. Trotzdem geht einfach alles etwas geschmeidiger. Ein weiterer Pluspunkt ist: beim Hochgehen ist das Risiko, sich mit den Steigeisen im Schneefang der teuren Goretex Hose zu verhängen, gegen null minimiert. Die Breite der Platten (bei Größe S wie geschrieben 25cm) zwingen dich ein wenig breitbeiniger zu gehen, als du es ohne die Platten tun würdest. Dies ist nicht störend und ich bin dankbar diese Saison um die Goretex Reparatur herumzukommen.

Das Fazit

Der Saucer ist aus meinem Rucksack nicht mehr wegzudenken.
Extrem hoher Nutzen bei einfacher Benutzung, leichtem Gewicht und als Belohnung mehr Power in der Abfahrt.
Beim Preis kann man schon mal schlucken und sich das ganze zweimal überlegen (es gibt auch Menschen, die versuchen das nachzubauen - bis jetzt habe ich noch keinen Vergleich finden können, der gleich einfach und sicher funktioniert). Das Unternehmen mit Gründer Andreas Trunz ist aus der Gegend des Säntis, lässt in Zürich von der Schweizer Firma Cem Koeylueer produzieren und ist auf seinem Gebiet einzigartig. Eine echte Pioneerleistung, die durch Zusammenarbeit von Ski-Pros wie Cody Townsend, Sam Anthamatten und Andreas durch anfänglich Freizeit, Privatinvestition und Unterstützung der eigenen Familie auf den Markt gekommen ist. Andreas produziert alle Platten selber. Cem hatte die Prototypen aus Carbon hergestellt, jetzt presst er die Platten selber bei ihm in Zürich.
In meinen Augen, also absolut lohnenswert - nicht umsonst sagt Nikolai Schirmer: “Probably the best thing that has happened to backcountry skiing since the double rocker skis”.

Perfekt für dich, wenn:

  • deine Steigeisen stetige Begleiter deiner Skitouren sind

  • du technische Lines mit langen Bootpacks und/oder steinigen Passagen planst

  • du deine Beinkraft für die Abfahrt/Skimountaineering aufsparen möchtest

Die Details

UVP €183,-

Maße     35 × 25 × 3 cm

Größe    S, M, L (S: 275-300mm / M: 295-320mm / L: 305-330mm)

Gewicht in g per Paar (laut Hersteller) 394, 424, 438 (in Größe S nachgemessen - 400g)

Material: Highend Faserverstärktes Polypropylen, 100% recyclebar. Es handelt sich um ein Faserverbund-Material aus Deutschland, das wie Carbon aussieht, jedoch schlagzäher, weniger energieintensiv und rezyklierbar ist.
TIPP: Es ist möglich, kleine Anpassungen am Material vorzunehmen, um es anderen Typen Steigeisen anzupassen. So kann man die "Nase" mit einem konventionellen Holz- oder Metallschneidewerkzeug um 1-2cm kürzen. Kanten können mit Sandpapier oder einer Feile abgerundet werden.

Bislang wurde der Saucer mit folgenden Steigeisenmodellen benutzt:

  • Edelrid Shark Lite

  • Petzl Leopard LLF / FL

  • Petzl Irvis (Hybrid)

  • Petzl Sarken

  • Petzl Vasak

  • Grivel Air Tech New-matic

  • Blue Ice Harfang

Hier geht es zur Website von auftriib mit weiteren Informationen. Dort gibt es auch eine ganz interessante Anleitung.

Der Saucer wurde PowderGuide von Auftriib kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt. Wie wir testen erfahrt Ihr in unserem Test-Statement.

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