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Materialtests

Materialtest | Mammut Alyeska Protection Airbag Vest

Darf es ein bisschen weniger sein?

von Tobias Huber 20.02.2015
Seit dieser Saison bietet der Schweizer Alpinspezialist Mammut in seiner Airbag-Rucksack-Palette auch eine Weste an, und arbeitet damit konsequent an der Erweiterung seines Freeride-Angebots. Auf den ersten Blick scheint eine Airbag-Weste ein reines Nischenprodukt zu sein. In einem ausgiebigen Test haben verschiedene Tester die Weste auf Funktion und Praxistauglichkeit geprüft und erkannt, dass die Weste doch alltagstauglicher ist, als sie anfangs angenommen hatten.

Die Alyeska Protection Airbag Vest basiert auf der Snowpulse Technologie, die in allen Mammut Airbag-Rucksäcken eingesetzt wird. Von den beiden verfügbaren Airbag Varianten RAS (Removeable Airbag System) und PAS (Protective Airbag System) wurde das PAS System verbaut. Bei diesem ist der Airbag wie eine Halskrause geformt und bietet neben der eigentlichen Funktion des Auftriebskörpers in der Lawine auch noch Schutz für Kopf, Hals/Nacken und Oberkörper.  In die Weste ist auch ein Rückenprotektor integriert und über eine große Klappe an der Rückseite kann auch noch das obligatorische Sicherheitsequipment Lawinenschaufel und -Sonde ine einem Fach verstaut werden. In zwei kleinen Taschen an der Vorderseite und einer kleinen Tasche im Hauptfach können noch zusätzliche Kleinteile verstaut werden.

Der erste Eindruck

Die Weste ist gut verarbeitet und das Anlegen sowie die Anpassung an die Körpergröße über zwei diagonale Riemen (vergleichbar mit den Schultergurten eines Rucksacks) und zwei horizontalen Riemen an der Seite funktioniert problemlos. Beim Schließen des Reißverschlusses an der Vorderseite, merkt man aber schon, dass die Weste nicht gerade baggy geschnitten ist. Das ist auch so gewollt. Sowohl Rückenprotektor als auch Airbag müssen gut am Körper anliegen bzw. im Fall des Airbag, auf keinen Fall vom Körper gezogen werden können, um ihre volle Funktion zu garantieren. Durch den eng anliegenden Sitz, kann auch auf den sonst bei Airbagrucksäcken üblichen Gurt zwischen den Beinen verzichtet werden (dieser soll verhindern, dass dem Fahrer von der Lawine der Rucksack "ausgezogen" wird). Hat man sich erst einmal an Sitz gewöhnt, bemerkt man schnell, dass die vom Hersteller angepriesene Bewegungsfreiheit wirklich spürbar besser ist, als mit einem herkömmlichen Airbagrucksack. Vor allem die bei den PAS-Rucksäcken von Mammut recht breiten Schulterträger (in diesen ist der nach vorne unten ausgerichtete Teil des Airbags, der im aufgeblasenen Zustand den Oberkörper schützt, verstaut), stören, anders als bei manchen PAS-Rucksäcken, kaum.
Der Zugriff zum Hauptfach erfolgt über eine große Klappe auf der dem Rücken zugewandten Seite der Weste. Das Fach selbst wirkt auf den ersten Blick größer als man angenommen hätte. Hat man erst einmal Schaufel und Sonde im Fach verstaut, bleibt von den 4 Liter Packvolumen nur mehr wenig übrig. Etwas Platz bleibt jedoch dennoch. Was hier noch reinpasst und vor allem was nicht, erfahrt ihr noch weiter unten. Die an der Seite angebrachte Kartusche macht die Verteilung im Fach etwas unsymmetrisch, da diese genau die gesamte Dicke der Weste auffüllt, Sonde und Schaufel aber meist nicht.

Materialtests
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Hard Facts

Ausstattung:

  • Protection Airbag System: Trauma Protection, Head on Top (herausnehmbar)
  • Flexibles Kontaktrückensystem (Rückenprotektor) mit guter Belüftung
  • 2 seitliche Kompressionsriemen
  • Diagonale, verstaubare Skibefestigung

Taschen/Fächer:

  • 2 frontale RV-Taschen
  • RV-Innenfach mit Schlüsselclip
  • Innenfach für Lawinensicherheitsausrüstung. Zugang über rückseitigen kompletten Reißverschluss

Gewicht: 1950 Gramm mit Stahlkartusche (Herstellerangabe)
Volumen: 4 Liter
Unverbindliche Preisempfehlung: € 680,00

Praxistest

Als Variantenfahrer oder Tourengeher ist man einen Rucksack und damit die Möglichkeit (meist zu viel) verschiedenes Material mitzunehmen, gewohnt. Diese Möglichkeit ist mit der Airbagweste ganz eindeutlich eingeschränkt. Neben Schaufel und Sonde ist zwar noch Platz im Packfach, aber man muss, wie sonst auch oft am Berg, Entscheidungen treffen. Eine kleine Jause und etwas zu trinken sind möglich.
Zusätzlich z. B. eine zweite Goggle für ganz feuchte Tage oder einen Midlayer, wenn man sich bei den Temperaturen nicht so sicher ist, sind aber nicht mehr unterzubringen. Damit kristallisiert sich schon der ideale Einsatzbereich der Weste heraus: Tage im Skigebiet, an denen man problemlos zurück zum Auto oder einer Hütte kommt, wo man dann z. B. seine Reserveklamotten deponiert hat. Auch sonst spielt die Weste klar ihre Vorteile bei spaßigen Laps im Backcountry oder kurzen Hikes aus dem Skigebiet aus. Die Bewegungsfreiheit und das, auch vor allem, durch die eingeschränkte Möglichkeit alles nur erdenkliche Zeugs mitzuschleppen, geringe Gewicht der Weste, machen Spaß beim Fahren. Lädt hüfttiefer Powder häufig dazu ein, Tricks zu versuchen, bremst einen der große Rucksack meist genauso oft. Die Weste hingegen fällt hier kaum negativ auf. Diese Eigenschaft schätzen auch einige Contest Fahrer auf der FWT. Hier sieht man z. B. Jérémie Heitz oder Tom Leitner regelmäßig mit der Weste. Die eng anliegende Form verändert den Schwerpunkt kaum und ermöglicht so ein Gefühl bei Tricks, das dem im Park ohne Rucksack schon recht nahe kommt. Und da seit heuer ein Airbagrucksack zur verpflichtenden Ausrüstung auf der FWT gehört, werden in Zukunft vielleicht mehr Contest-Fahrer auf die Weste zurückgreifen.

Beim Design der Weste hat Mammut wohl zu genau an seinen Teamfahrern Jérémie und Tom Maß genommen. Beide sind ja nicht gerade Riesen und bei Personen ab 1,80 cm Körpergröße wirkt die Weste eher wie ein bauchfreies Top. Das stört nicht sonderlich beim Fahren, sieht aber etwas komisch aus, und so kommt man sich auch vor. Der wirkliche Nachteil der eher kurz geschnittenen Weste ist, dass der Rückenprotektor nicht mehr den gesamten Rücken abdeckt (ein Teil der Lendenwirbelsäule bleibt möglicherweise ungeschützt). Eine weitere Größe bzw. L/XL-Version wäre hier wünschenswert, auch weil die Weste, trotz Verstellmöglichkeiten eher schmal geschnitten ist und auch für einen "Wohlstandsbauch" kaum Platz ist. Zusätzlich würde eine größere Version vielleicht auch etwas mehr Stauraum bieten. Die beiden kleinen Taschen vorne an der Weste sind auf Grund des engen Sitzes nur für sehr flache bzw. kleine Gegenstände nutzbar.

Fazit

Was hat den Testern gefallen?

- Top Bewegungsfreiheit, gute Gewichtsverteilung (Schwerpunkt nahe am Körper)
- Fühlt sich nicht wie ein Rucksack an, eher wie eine Weste als Top-Layer über der Jacke
- Wenn einmal richtig eingestellt, sitzt die Weste gut, ohne zu verrutschen
- Optisch mal was Anderes
- Wärmer als ein Rucksack, dadurch, dass der Oberkörper nochmals geschützt ist

Was gefiel weniger gut?

- Minimales Packvolumen
- Von Außen keine Möglichkeit in das Hauptfach zu kommen, dazu muss man die Weste immer abnehmen
- Für Personen über 180 cm oder für Träger mit langem Oberkörper zu kurz
- hoher Preis

Die Mammut Alyeska Protection Airbag Vest ist vielleicht eine der bequemsten Möglichkeiten einen Lawinenairbag zu tragen. Größe und Gewicht ermöglichen enorm viel Bewegungsfreiheit, schränken aber bei den Anwendungsmöglichkeiten ein. Tage im Skigebiet mit ausschließlicher Liftnutzung sind neben Contests das ideale Einsatzgebiet. Benutzer der Airbag-Weste, die bei Touren oder Varianten mit (längeren) Aufstiegen nicht auf einen Airbag verzichten wollen, werden um einen zweiten Airbagrucksack nicht herumkommen. Hier bietet aber das PAS-System von Mammut die Möglichkeit, das in der Weste integrierte Airbagsystem, auch in anderen PAS-kompatiblen Rucksäcken von Mammut zu verwenden.

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