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Materialtests

Materialtest | Movement Antidote Free Power 4

Freerideschuh mit dem schweizer Apfel drauf

von Jonas Blum 08.04.2013
Vielseitigkeit und die Freiheit, das zu fahren, was man will. Dazu braucht es Freerideboots, wie den Movement Antidote. Wir haben ihn getestet.

Der Trend im Freeskiing geht ja im Moment stark Richtung Vielseitigkeit auf dem Berg. Am Morgen mit dem Lift eine Abfahrt an die andere Reihen und am Nachmittag noch schnell eine Tour in ein unverspurtes Gebiet. Diese polyvalente Nutzung setzt natürlich auch vielseitige Eignungen des Materials voraus. Schuhe, die alles können (sollen) sind in letzter Zeit einige auf den Markt gekommen. Einer davon ist der Movement Antidote Free Power 4.

Erster Eindruck

Der Schuh macht einen stabilen ersten Eindruck. Nichts wackelt, und die massiven Schnallen lassen den Schuh ein wenig bullig erscheinen. Der Schuh wird in Italien von der Schuhschmiede ROXA hergestellt und hat gewisse Ähnlichkeiten mit hauseigenen Schuhmodellen, sowie anderen bekannten Vertretern der Klasse. Kein Wunder, sind die Anforderungen an Freerideschuhe doch alle gleich.

Funktionen

Für die Schale des Schuhs wurde ein „3 Piece Design" gewählt, das heisst eine Aufteilung in Fussbett, Schaft und Zunge. Deswegen soll er, ähnlich Full Tilt / Raichle, einen progressiven Flex in der Grössenordnung von 110 – 120 (Werkangabe) haben. Des Weiteren bietet der Schuh alles, was sich für einen modernen „Freerideschuh" gehört: Techinserts, eine Gehfunktion mit Position „Ski" und „Laufen" mit einem 25° Bewegungsausschlag, Gummisohlen, 4 Schnallen und einen Powerstrap. Eine konventionelle Sohle für Alpinbindungen (ISO Norm) wird als Zubehörteil separat verkauft. Beim Sohlenwechsel wird nur die Gummisohle ausgetauscht, die Zehen- und Fersenblöcke mit den Tech-Inserts gehören fix zur Schuhschale. Zudem können verschieden steife Zungen ausgewechselt werden um den Flex zu erhöhen oder verringern.

Gewicht

Die massive und stabile Bauweise schlägt sich natürlich auch im Gewicht des Schuhs nieder. Movement will hier laut eigenen Angaben aber keinen leichten Tourenschuh bauen, sondern einen stabilen Freerideschuh mit Aufstiegsfunktion. Ein Schuh bringt 2050 Gramm auf die Waage (Grösse 26.5) vom Werk werden 1950 Gramm angegeben. Damit ist er ähnlich schwer wie vergleichbare Schuhe wie zum Beispiel der BD Factor (ca. 2000 Gramm). Auf jeden Fall ist der Schuh eine Ecke schwerer als mein Full Tilt mit 1600 Gramm. Trotzdem natürlich deutlich leichter, als rein abfahrtsorientierte Skischuhe es normalerweise sind.

Passform

Ich habe eher breite Füsse. Ich fahre normalerweise einen Fulltilt, welcher anfangs ein wenig zu schmal war, nach kleinen Anpassungen aber wie ein Finken (Schweizerdeutsch für Hausschuh – Anm.d.Red.) passt. Der Antidote ist ein wenig weiter gebaut: 100 mm Leistenbreite bei 308 mm Sohlenlänge, trotzdem damit kein breiter Skischuh. Deshalb dachte ich der Schuh müsste bestens passen. Nach einem Tag Fahren hatte ich ordentlich Schmerzen weshalb ich mit dem Schuh zum Bootfitter ging. Nun passt der Schuh sehr gut. Wobei die Schwierigkeiten allerdings an meiner Fussform und nicht an der Bauform des Schuhs liegen. Falls man keine Problemfüsse hat, sollte man mit dem thermoformbaren Intuition-Liner gut bedient sein. Gerade im Zehenbereich bietet der Schuh angenehm viel Platz. Positiv auffallend ist auch der hohe Schaft des Skischuhes, der das Bein gut umschliesst.

Erste Praxistests

Zuerst zu mir: 175cm gross und ca. 75 Kilogramm „Leergewicht" dazu kommen fast immer etwa 8 Kilogramm Fotoausrüstung an den Rücken. Ich bin ein eher aggressiver Fahrer, der gerne schnell fährt und wenn was im Weg steht auch springt. Mein Lieblingsskischuh ist definitiv mein Full Tilt, deswegen war ich auch am Antidote, als 3-Teiler, interessiert. Der Full Tilt war für mich bisher mein Allrounder mit dem ich alles fuhr und aufstieg. Nun soll der Antidote die grossen Aufstiege übernehmen.

Der Einstieg in den Schuh klappt super, 3-teiliger Skischuh kombiniert mit dem Intuition Innenschuh, das funktioniert hervorragend. Die Schnallen lassen sich gut einstellen und schliessen den Schuh sauber. Der Kabelzug an der dritten Schnalle, der über den Rist mit der Pumpratsche kombiniert wird, hat mich besonders überzeugt. Damit wird die Ferse nach hinten und unten gedrückt und bleibt auch beim Aufsteigen fest dort sitzen. So muss man die Schaftschnallen beim Aufstieg nur wenig Schliessen, womit man noch mehr Bewegungsfreiheit erhält. Hier kommt allerdings ein kleiner Nachteil des Schuhs zum Vorschein. Läuft man so mit den Schuhen herum, weitet sich der Schaft, so dass man die oberste Schnalle kaum mehr aushängen kann. Auch beim Anziehen muss man zum Teil den Schaft gut von Hand zusammenpressen, damit die Schnallen eingehängt werden können.

Die Gehfunktion ist überzeugend. Der Schuh kann in der Bewegungsfreiheit mit 28° Ausschlag natürlich nicht mit aufstiegsorientierten Schuhen mithalten, aber dafür ist er ja auch nicht gedacht. Ein einfacher Hebel muss umgeklappt werden um in den Gehmodus zu wechseln. Das funktioniert auch mit Handschuhen und durch die Hose. Dem Schaft wird genug Bewegungsraum gegeben, um angenehm aufsteigen zu können, allerdings „harzt" die Gehfunktion noch ein wenig. Ich kann mir aber vorstellen, dass sich der Schuh mit der Zeit noch „einläuft" und leichtgängiger wird. Die Gummisohle gefällt mir auch, sie bietet guten Halt auch auf Steinen und losem Gebrösel. Das Blockieren der Gehfunktion funktioniert gut: Sie blockiert den Schaft ohne dass etwas wackelt. Bis jetzt ist die Geh/Skifunktion stabil, sie ist niemals ungewollt umgesprungen.

Bei der Abfahrt kommt wieder der 3-teilige Aufbau zum Zuge. Der Schuh liefert einen progressiven Flex. Nicht so gut wie beim Full Tilt, aber trotzdem recht angenehm. Theoretisch müssten mein Full Tilt (8er Zunge) und der Antidote vom Flex her gleich hart sein, meiner Meinung nach ist der Antidote jedoch ein wenig weicher. Damit ist er aber immer noch hart genug, um Gas zu geben. Die Kraftübertragung funktioniert gut, zügiges Fahren und auch mittlere Sprünge macht er gut mit. Einzig wenn es wirklich ruppig, hart und zerschlagen wird kommt der Schuh ans Limit, da liefert er mir dann doch zu wenig Halt. Wahrscheinlich wäre da die härtere Version des Antidote „Free Power 4 Wrap" mit dem besser umschliessenden Intuition Wrap-Innenschuh und härterer Zunge besser.

Der Schuh zeigt nach etwa 15-20 Tagen die üblichen Gebrauchsspuren und Kratzer. Sonst hat sich nichts gelockert oder wackelt, der Schuh scheint sich gut zu halten. Auch die Sohle hat kaum Spuren der Abnützung.

Bleibt noch anzumerken, dass der Schuh gar nicht so einfach zu finden ist. Manche Sportgeschäfte mit Movement im Angebot wussten nicht mal, dass selbige nun auch Schuhe produzieren.

Fazit

Der Antidote Free Power 4 ist ein vollwertiger „Freerideschuh" mit einer anständigen Gehfunktion. Der Movement Schuh ist für Freerider ausgelegt, die mehr als nur Runden im Skigebiet wollen, dabei aber nicht riesige Aufstiege machen und das Augenmerk auf eine gute Abfahrtsperformance legen. Die Gehfunktion überzeugt dabei genauso wie die Gummisohle. Auch die Abfahrtseignung ist dem Schuh in die Wiege gelegt. Vollkommen überzeugen konnte ich mich der Schuh dabei jedoch noch nicht, dazu fehlt mir noch das letzte Quäntchen Kontrolle um kompromisslos Vollgas zu geben.

Vor- & Nachteile

+ guter Intuition Innenschuh
+ guter Fersenhalt
+ Gehfunktion
+ einfaches An- und Ausziehen
+ gute Bedienbarkeit
+ Wechselsohle
- nicht der leichteste Schuh
- schliessen der Schnallen manchmal fummelig
- kein Canting einstellbar

Details

UVP: 500,- €
Farbe: Black/Blue
verf. Grössen: 24.5-30.5 Mondopoint
Gewicht: 1950g (Werksangabe)
Leistenbreite: 100mm bei 308mm Sohlenlänge
Intuition Innenschuh Free Power High Cuff
110-120 Flexindex (mit 8er mitgelieferter Zunge)
4 Schnallen, davon eine Ristschnalle als Kabelzug
Powderstrap
Einstellbarer Spoiler
Wechselsohlensystem
Low-Tech Inserts

Zur Webseite des Herstellers mit den Produktinformationen

Fotogalerie

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